Tillmann Lang: «Ich bin immer froh, wenn ich nicht ins Auto muss»
Im finews.privé geben interessante Persönlichkeiten aus der Finanzwirtschaft und darüber hinaus jeden Mittwoch Auskunft über ihre ganz persönlichen Vorlieben.
Was tun Sie morgens als Erstes?
Als erstes bereite ich das Frühstück für meine Kinder zu. Beim Frühstücken lese ich dann meinen Kindern etwas vor. Kürzlich las ich zum Beispiel Astrid Lindgren.
Was ist das Beste an Ihrem Beruf?
Dass ich wirklich jeden Tag das Gefühl habe, an der vordersten Grenze der Gesellschaftlichen Entwicklung zu arbeiten. Und dabei eine bessere Welt mitzugestalten, in der Menschen gerne leben. Genau das motiviert mich: Menschen auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft zu begleiten - mit Lösungen, die sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich tragfähig sind. Besonders schätze ich den täglichen Austausch mit anderen, die mit genauso viel Leidenschaft an diesem Ziel arbeiten. Und ich liebe die Momente, in denen ich in neue Technologien eintauche und spüre: Da passiert gerade wirklich etwas Zukunftsweisendes.
Ein Moment, der Ihr Leben veränderte?
Mit 22 bin ich ein halbes Jahr lang mit dem Velo von Europa nach Asien gereist. Diese Zeit war voll prägender Momente, etwa beim Tee mit Mullahs in Moscheen oder bei Menschen zu Hause im Iran. Ich habe dort unglaublich herzliche und optimistische Menschen getroffen, die sich wünschten, stärker mit der Welt ausserhalb ihres Landes im Austausch sein zu können. Diese Begegnungen haben meinen Blick unfassbar geweitet. Sie haben mir gezeigt, wie viel wir voneinander lernen können und dass echte Veränderung immer bei zwischenmenschlichen Verbindungen beginnt.
Welche Autos besitzen Sie? Welches ist Ihr Liebstes?
Ich bin kein Autotyp. Für Bergaktivitäten mit meinen Kindern haben wir einen VW Touran. Dafür habe ich sechs Paar Ski, zwei Mountainbikes und vier Gitarren. Ich bin immer froh, wenn ich nicht ins Auto muss.
Welchen Rat würden Sie Ihrem 20-jährigen Selbst geben?
Je schneller Du verstehst, dass Du ein Niemand bist, desto schneller kannst Du wachsen und desto leichter gehst Du durch’s Leben. Mike Tyson hat das mal auf den Punkt gebracht: «Wie ich mit Kritik umgehe? Wenn ich denke, dass ich ein Somebody bin, dann tut sie mir sehr weh. Wenn ich mich dran erinnere, dass ich ein Niemand bin, kann ich sehr gut damit arbeiten.»
Worauf sind Sie besonders stolz?
Darauf, immer wieder den Mut gehabt zu haben, auf mich selbst und auf andere Menschen zu setzen. Ich habe es immer wieder geschafft, tolle Teams zu bauen und mit diesen grosse Dinge zu bewegen. Es ist leichter für ein Team, schwierige Dinge zu machen, die wirklich wichtig sind, als leichte Dinge, die egal sind.
Was war Ihre grösste Niederlage?
Ich war einmal im erweiterten Kader für das deutsche Lacrosse-Nationalteam, habe es aber nicht in die Endauswahl geschafft. Damals hat mich das natürlich enttäuscht. Heute sehe ich es aber als wertvolle Erfahrung. Noch ein Mike-Tyson-Zitat: «Everyone has a plan until they get punched in the mouth.» Aufs schnelle Aufstehen und Weitermachen kommt es an.
Was ist Ihr Lieblingswein?
Im Sommer trinke ich mal einen Riesling aus dem Rheingau, im Winter darf es gerne ein schwerer Rioja sein.
An welchen Projekten arbeiten Sie momentan?
Momentan arbeite ich mit meinem Team an der nächsten Generation von Impact-Investing-Lösungen. Unser Ziel ist es, nachhaltiges Investieren noch zugänglicher zu machen und dabei echte Wirkung mit attraktiven Renditen zu verbinden. Das treibt uns jeden Tag an.
Was ist Ihnen momentan am wichtigsten?
Mit Courage und Integrität meinen Werten treu zu bleiben. Aktuell steht vieles, was uns in dieser Welt wichtig ist unter Beschuss - von Populismus, von Machtambitionen seltener und von der Klimakrise. Wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen: Demokratie und Zukunft leben vom aktiven Mitmachen.
Was wäre die grösste Überraschung für jemanden, der Ihren Job einen Tag lang übernehmen müsste?
Wie viel Hands-on-Arbeit mein Job tatsächlich erfordert: Ich arbeite und denke mich jeden Tag tief in Themen ein und nehme mir viel Zeit für Gespräche mit Kolleg:innen, Geschäftspartner:innen oder unseren Impact Investor:innen.
Welches ist Ihr persönlicher Antrieb?
Wenn meine Kinder mir ein bisschen ähnlich sind, werden sie eines Tages hart mit mir ins Gericht gehen: Wofür hast Du Deine Talente und Energie eingesetzt, Papa? Ich will stolz auf die Dinge sein, denen ich mich gewidmet habe - und dabei den Weg geniessen.
Wovor fürchten Sie sich?
Am meisten fürchte ich mich davor, dass den Menschen, die ich liebe, etwas passiert.
Ihre Lieblingsuhrenmarke?
Ich habe keine Lieblingsuhrenmarke. Uhren, oder Statussymbole im Allgemeinen, spielen für mich ehrlich gesagt keine Rolle.
Was schätzen Ihre Mitarbeitenden am meisten an Ihnen?
Vor allem wird meine Ehrlichkeit geschätzt, weil sie eine gute Basis für Vertrauen und Zusammenarbeit im Team schafft. Und mein Feuer für die Themen, an die ich glaube. Dieses Engagement steckt oft an und treibt uns als Team gemeinsam voran.
Ihr bestes Investment?
Der Heiratsantrag an meine Frau. Das war der grösste Glücksgriff meines Lebens.
Tillmann Lang ist Unternehmer, Technologe und Impact-Investor. Er ist CEO und Mitgründer von Inyova Impact Investing, dem führenden Anbieter für nachhaltige Geldanlagen für Privatanleger:innen. Vor der Gründung von Inyova arbeitete er bei McKinsey, der ETH Zürich und SAP. Als Informatiker und Mathematiker promovierte Tillmann an der ETH Zürich und studierte in Deutschland, der Schweiz, den USA und Chile.