«Wir bewegen uns Richtung Super-App»


Herr Ahmed, Sie leiten die Krypto-Börse Gemini im asiatisch-pazifischen Raum. Mit welchem Slogan locken Sie neue Web3-Investoren zum Handel mit Bitcoin & Co.? 

Gemini ist eine Börse, und unser Ziel ist sehr klar: Wir wollen die Akzeptanz vorantreiben. Wir möchten, dass Menschen auf unsere Plattform kommen und dort handeln.

Warum sollten sich Nutzer für Gemini und nicht für andere Börsen entscheiden? Was ist Ihre USP?

Historisch ist Gemini als vertrauenswürdige, vielfach erprobte Plattform bekannt. Wir sind seit langer Zeit am Markt und haben viele Marktzyklen durchlebt. Unser Ethos war immer, regelkonform zu handeln – um Erlaubnis zu bitten, nicht um Vergebung.


«Lokalisierung ist nicht optional – sie ist essenziell.»

In den USA haben wir differenzierte Produkte wie unsere Gemini-Kreditkarte, die ein einzigartiges Wertversprechen darstellt. Unsere Absicht ist es, solche Produkte im Laufe der Zeit auch in andere Märkte zu bringen. 

Sie verantworten die APAC-Region. Worin unterscheidet sich der asiatisch-pazifische Trader von denen in anderen Teilen der Welt?


Es ist schwierig, den APAC-Trader zu definieren, da die Region unglaublich vielfältig ist. In den USA oder Europa gibt es in der Regel einen übergeordneten regulatorischen Rahmen. APAC ist ganz anders – jedes Land hat seine eigenen Vorschriften, lokalen Börsen und dominanten Anwendungsfälle.
 In manchen Märkten ist Gaming der wichtigste Einstiegspunkt in Web3, in anderen DeFi oder Zahlungen. Die Region ist kein monolithischer Block.

Tatsächlich ist nahezu jede Krypto-Subkultur irgendwo in APAC vertreten.
 Deshalb besteht Geminis Strategie hier darin, in jedem Markt, den wir betreten, hochgradig lokalisierte Erlebnisse zu schaffen. Lokalisierung ist nicht optional – sie ist essenziell.


Stellt dieses Mass an Fragmentierung eher eine Herausforderung oder eine Chance dar?


Ich würde sagen, beides. Es ist herausfordernd, weil man für jeden Markt unterschiedliche Produkte entwickeln und tiefgehend lokalisieren muss. Das erfordert Zeit und Ressourcen. 
Gleichzeitig ist es eine enorme Opportunität. Wir sind eine produktorientierte, technologiegetriebene Organisation. Fragmentierung zwingt uns, genau zuzuhören, was Kunden wirklich wollen, und Lösungen zu entwickeln, die diesen Bedürfnissen entsprechen. Genau so entsteht Innovation.


Sehen Sie eine Chance für eine stärkere regulatorische Vereinheitlichung in APAC?

Dies ist schwierig zu sagen. Regulatorische Kohärenz würde erfordern, dass viele Aufsichtsbehörden mit sehr unterschiedlichen Zielen sich auf einen gemeinsamen Rahmen einigen. Das ist nicht unmöglich, aber anspruchsvoll.
 Sollte es dennoch gelingen, würde das das Wachstum der Web3-Industrie erheblich beschleunigen. Für Unternehmen wie Gemini würde es die Arbeit ebenfalls erleichtern, da wir nicht gleichzeitig für zehn verschiedene Regulierungsregime optimieren müssten.

Oft wird über eine Rivalität zwischen Hongkong und Singapur als Krypto-Zentren gesprochen. Wie sehen Sie das?

Wir sind in Singapur ansässig. Wir haben also mit der Wahl unseres APAC-Standorts und mit unseren Füssen abgestimmt. Ich räume also ein, dass ich das etwas voreingenommen bin.

«Dubai ist eine faszinierende Fallstudie.»

Grundsätzlich ist es jedoch positiv, mehrere Hubs entstehen zu sehen.
 Entscheidend ist die Konzentration von Talenten und Entwicklern. Entwickler schaffen Anwendungsfälle. Use-Cases ziehen Nutzer an, Nutzer treiben Monetarisierung, und Monetarisierung zieht wiederum mehr Entwickler an. Diese positive Rückkopplung baut Ökosysteme auf.
 Sowohl Singapur als auch Hongkong haben gute Arbeit geleistet, um diesen Nährboden zu fördern, und wir sehen ähnliche Dynamiken zunehmend in ganz Asien.

Was kann die Asien-Pazifik-Region vom Nahen Osten lernen – und umgekehrt?


Dubai ist eine faszinierende Fallstudie. Die Stadt ist sehr proaktiv darin gewesen, Digital-Asset-Unternehmen anzuziehen und den regulatorischen Weg klarer zu gestalten. Eine eigene Aufsichtsbehörde für digitale Vermögenswerte wie VARA zu haben, ist ziemlich einzigartig.
 Es spricht einiges dafür, eine völlig neue Branche nicht ausschliesslich durch die Brille der traditionellen Finanzwelt zu betrachten. Dieses Modell könnte für andere Märkte lehrreich sein.
Umgekehrt hat Asien – insbesondere Orte wie Singapur und Hongkong – eine grosse Bereitschaft zum Experimentieren gezeigt, also Regulierung auszuprobieren und im Laufe der Zeit anzupassen. Diese Offenheit für Versuchslabore ist etwas, wovon andere Regionen ebenfalls lernen können.


Es wird in letzter Zeit wieder über eine «Super-App» für Finanzen und Krypto gesprochen. Ist dies realistisch?

Die Idee einer Super-App ist in der Tat nicht neu. In einer früheren Rolle bei Grab habe ich an der Entwicklung einer solchen App mitgearbeitet. Es gibt einen echten Mehrwert darin, mehrere Dienstleistungen innerhalb eines einzigen Ökosystems anzubieten – hat man einen Kunden über einen Anwendungsfall gewonnen, lassen sich viele weitere ergänzend anbieten.

Ob Krypto Teil einer echten Super-App wird, bleibt abzuwarten, aber wir bewegen uns bereits in diese Richtung. Bei Gemini in den USA können Nutzer beispielsweise Assets staken, über eine Kreditkarte Krypto-Belohnungen verdienen und handeln – alles innerhalb eines Ökosystems. Ich denke, die Zukunft der Finanzwelt entwickelt sich hin zu einem globalen Marktplatz, in dem viele Dienstleistungen in einer einzigen App gebündelt sind.


Gemini ist eine in den USA ansässige Kryptowährungsbörse, die 2014 von den Brüdern Cameron und Tyler Winklevoss gegründet wurde. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in New York. Es ermöglicht privaten sowie institutionellen Anlegern den Kauf, Verkauf, Handel und die Verwahrung digitaler Vermögenswerte wie Bitcoin, Ripple und Ethereum.
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