Wie Longevity selbst Vierbeiner auf Trab hält

In Menschenjahren wäre der Hund alt genug, um eine Rente zu beziehen. Dennoch rennt er Vögeln nach, als wäre es sein Vollzeitjob. Und während er davon nichts ahnt, verspüren viele Besitzer einen vertrauten Anflug von Sorge, sobald sich graue Haare um die Schnauze zeigen, begleitet von saisonaler Nachdenklichkeit. Wie viele Festtage bleiben noch gemeinsam? Ist das das richtige Hundefutter? Kann man diesem Dogfluencer wirklich trauen? Was sind frühe Anzeichen einer Krankheit?

Das brasilianische Unternehmen für Canine Longevity PetMoreTime hat diese Fragen zu seiner Mission gemacht. Das Unternehmen nutzt wissenschaftliche Forschung, um das Leben des besten Freundes des Menschen zu verlängern. Chef-Wissenschaftler ist Matt Kaeberlein, Gründer des Dog Aging Project, einer gross angelegten Studie zur Erforschung gesunder Lebensverlängerung bei Hunden.

Die Geheimnisse eines längeren Hundelebens

PetMoreTime-CEO Marcello Rachlyn sagt, im Bereich der Longevity gebe es viel «Rauschen». PetMoreTime konzentriere sich auf Gerowissenschaft, beim Menschen wie beim Hund. «In den vergangenen 25 Jahren wurden viele mechanistische Signalwege entdeckt und verstanden, die den Alterungsprozess regulieren. Heute haben wir die Grundlage, um tatsächlich in diesen Prozess einzugreifen», sagt Rachlyn.

Bei der Untersuchung von Familien mit Hundertjährigen haben Wissenschaftler wie Nir Barzilai genetische Signalwege identifiziert, die für diesen privilegierten Alterungsprozess verantwortlich sind, so Rachlyn.

Der sogenannte mTOR-Signalweg gibt dem Körper Anweisungen, Zellen und Mitochondrien zu erneuern und chemische Veränderungen vorzunehmen, die den Alterungsprozess steuern, erklärt Rachlyn. Dieser genetische Mechanismus führt zu weniger seneszenten Zellen – von Forschern auch als «Zombie-Zellen» bezeichnet – sowie zu einer erhöhten Aktivität der Sirtuine, einer Familie von Signalproteinen, die eine zentrale Rolle für die Stabilität des Genoms spielen, etwa durch Reparaturprozesse in der Epigenetik und in den Mitochondrien. Diese Signalwege lassen sich mit Medikamenten nachahmen, sagt Rachlyn.

Medikamente und Interventionen zur Lebensverlängerung

Eines dieser Medikamente ist Rapamycin, ein in der Longevity-Forschung sehr verbreiteter Wirkstoff, der auch in der menschlichen Altersforschung grosse Fortschritte erzielt. Erwachsene und ältere Hunde sollten laut PetMoreTime zwischen dem siebten und neunten Lebensjahr mit Rapamycin beginnen. Zudem setzt das Unternehmen teilweise SGLT2 ein, ein ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickeltes Medikament, das sich bei Hunden als wirksam für die Herz-Kreislauf-Gesundheit, den Schutz kognitiver Funktionen und die Reduktion des Krebsrisikos erwiesen hat.

Nach Angaben von PetMoreTime lässt sich die Lebensspanne eines Hundes mit den richtigen Interventionen um bis zu 25 Prozent verlängern.

Darüber hinaus bietet PetMoreTime ein 14-monatiges Programm an, das auf spezialisierten Tests und einem Expertenteam von Tierärzten mit geriatrischer Zusatzqualifikation basiert. Auf dieser Grundlage wird für jeden Hund ein individuelles Bewegungs- und Ernährungsprogramm erstellt. Dazu gehören ein Smart Collar (smartes Halsband) sowie Hundekekse, die personalisierte Formeln aus Nutrazeutika und pharmazeutischen Wirkstoffen enthalten.

Unterstützende Nahrungsergänzungsmittel

Für Besitzer, die ihren Vierbeinern in der Weihnachtszeit etwas Gutes tun möchten, hat PetMoreTime eine Liste von Nutrazeutika zusammengestellt, die bei Hundepatienten eingesetzt werden. Solche Ergänzungen sollten jedoch ausschließlich unter tierärztlicher Aufsicht, im Rahmen klinischer Studien oder spezialisierter Longevity-Programme verwendet werden.

Zwei natürliche, potente Senolytika – also Substanzen, die «Zombie-Zellen» abbauen – sind Quercetin und Fisetin, die in Früchten vorkommen. Zudem empfehlen die Experten Omega-3-Fettsäuren für Herz-Kreislauf-, Gehirn- und Gelenkgesundheit sowie Glucosamin und Chondroitin zur Unterstützung der Beweglichkeit.

Als allgemeine Faustregel gilt jedoch: Bewegung, geistige Beschäftigung, Stressreduktion und eine anregende Umgebung fördern die Longevity jedes Hundes. Grössere Hunde sollten laut PetMoreTime früher mit Longevity-Interventionen beginnen als kleinere. Rachlyn betont zudem, dass Hundebesitzer Lärm und ständiges Füttern möglichst vermeiden sollten, um die Lebensspanne ihrer Tiere zu unterstützen.

Auch Erkenntnisse für menschliche Altersforschung

Langfristig hofft das Unternehmen, dass die gesammelten Daten zur Hunde Longevity auch Erkenntnisse für die menschliche Altersforschung liefern können. Laut Longevity-Wissenschaftlern sind Hunde ideale Kandidaten, um Einblicke über die menschliche Lebensspanne zu gewinnen, da wir viele biologische Signalwege und Umweltfaktoren teilen.

Bis dahin könnten Hundebesitzer jetzt in den Festtagen erwägen, gewöhnliche Leckerlis gegen Longevity-Kekse auszutauschen – denn manchmal ist das beste Geschenk, das wir unseren Hunden machen können, schlicht das Geschenk der Zeit.