Die selbstbewussten Finanzakteure am Platz Zürich haben im vergangenen Jahr weniger verdient als die schweizweite Konkurrenz. Schuld daran sind nicht zuletzt die UBS und die Credit Suisse, wie eine neue Studie nahelegt.

«Derzeit befindet sich der Zürcher Finanzsektor in einem schwierigen Geschäftsumfeld»: Das ist der Befund der am Freitag veröffentlichten Studie «Monitoring Finanzplatz Zürich 2016/17», die das Forschungsinstitut BAK Basel im Auftrag der Standortförderung des Kantons Zürich und der Wirtschaftsförderung der Stadt Zürich erarbeitet hat.

Angesichts von Negativzinsen, Kostenschub und Konsolidierung bei Banken und Versicherern mag die Schlussfolgerung eingentlich wenig überraschen. Die Erhebung präsentiert jedoch Zahlen, die eine eigene, deutliche Sprache sprechen. Für 2016 etwa ist laut den BAK-Experten bei den Finanzinstituten in Zürich sowie jenen in den Nachbarkantonen Schwyz und Zug nur mit einem marginalen Wachstum in der Höhe von durchschnittlich 0,5 Prozent zu rechnen.

Eine andere Zahl, die es in sich hat: Die Anzahl Beschäftigter im Finanzsektor der Region Zürich könnte im vergangenen Jahr um 1,4 Prozent abgenommen haben. Im Banking gar um 2,5 Prozent (siehe Grafik unten).

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Wertschöpfung: Null Fortschritte

Für beides sehen die Studienautoren Gründe. Genauer gesagt, deren zwei. Es sind die Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS), die den Standort ganz wesentlich prägen. Die mässigen Ertragsaussichten der beiden Häuser dürften dazu führen, dass das Bankwesen in der Limmatstadt im Jahr 2016 schwächer abschneidet als in der Restschweiz, so die Studie.

Das Wertschöpfungs-Wachstum könnte 2016 bei 0 zu liegen kommen, gegenüber 0,3 Prozent bei der schweizweiten Konkurrenz (siehe Grafik unten). Ähnlich belastend dürften sich im Übrigen die Schwierigkeiten bei den Rückversicherern auf die gesamte Zürcher Assekuranz auswirken.

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Mehr Stellen 2018?

Die Stellenabbau-Programme bei der UBS wie bei der CS sind laut der Studie auch verantwortlich für den relativ höheren Arbeitsplatz-Verlust in der Region Zürich – schweizweit minderten sich die Stellen bei Banken «nur» um 1,7 Prozent. Die Autoren verweisen etwa auf den Abbau von 1'600 Stellen bei der CS im Jahr 2016 sowie auf die Verlagerung von Arbeitsplätzen an Billiglohn-Standorte wie Polen, wo beide Grossbanken präsent sind.

Noch ist jeder zehnte Beschäftigte der Region Zürich im Finanzsektor tätig; im Jahr 2015 generierten diese Arbeitskräfte eine Brutto-Wertschöpfung von 26,5 Milliarden Franken und trugen damit gut 17 Prozent zum regionalen Bruttoinlandprodukt (BIP) bei. International bedeutet dies, das Zürich auf Platz neun der Top-Ten-Finanzplätze weltweit rangiert. Es steht also einiges auf dem Spiel.

Interessanterweise erwarten die Experten eine leichte Erholung in den Jahren 2017 und 2018. So dürfte das Wachstum des Finanzsektors der Region auf 1,5 und dann auf 1,8 Prozent ansteigen, rechnen sie. Für 2018 gehen sie von einer leichten Zunahme der Bankstellen um 0,3 Prozent aus.

Pfeiler der Digitalisierung

Anteil daran haben laut den Autoren nicht nur ein freundlicheres Umfeld sowie ein schwächerer Franken, sondern auch die fortschreitenden Digitalisierung. Tatsächlich erwarten die Standortförderer daraus resultierende Produktivitäts-Gewinne, die den Finanzplatz «fit für die Zukunft» machen würden.

Dabei könnten die Grossbanken eine gewichtige Rolle spielen, diesmal im Guten.

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