Dass die Zürcher Kantonalbank ihren Vorsprung im Geschäft mit Edelmetall-ETF weiter ausbauen kann, verdankt sie der Krise des Vermögensverwalters GAM. Das Timing für die Staatsbank hätte kaum besser sein können. 

Mit dem Kauf von vier börsengehandelten Edelmetall-Fonds von GAM konnte die Zürcher Kantonalbank (ZKB) ihre Marktführerschaft in diesem Bereich weiter ausbauen. Keine andere Bank erreicht auf diesem Spezialgebiet – durch physisches Edelmetall hinterlegte ETF – ein ähnlich grosses Volumen.

Dieses Volumen liegt nun, auch dank der vorteilhaften Entwicklung des Goldpreises seit Jahresbeginn, bei rund 10 Milliarden Franken. Das entspricht gemäss ZKB etwa 60 Prozent des Marktes. 

Sicherer als andere

Die Nachfrage könnte noch mehr anziehen, sagt Iwan Deplazes, Asset-Management-Chef der ZKB, im Gespräch mit finews.ch. Da die Bank physisch den Gegenwert der Fonds in ihrem Besitz hat, sind diese sicherer als blosse Zertifikate, wie sie andere Finanzinstitute anbieten.

Das kurbelt die Nachfrage an, wenn sich Börsen und Wirtschaft in eine Krise geraten. Glaubt man zum Beispiel dem Hedgefonds-Guru Ray Dalio, so steht eine solche Krise derzeit wieder einmal vor der Tür.

Deplazes verweist im Gespräch mit finews.ch gerne auf die Aussagen des Amerikaners Dalio, die just an dem Tag in der britischen Wirtschaftszeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) erschienen, an die ZKB und GAM die eingangs erwähnte Transaktion besiegelten.

Gold ist wichtig wenn es «crasht»

«Mit ihrer expansiven Geldpolitik setzen sich die Zentralbanken einem enormen Abwärtsdruck aus. Das wiederum führt dazu, dass Gold eine gewisse Sicherheit darstellt», sagt Deplazes (Bild unten). «Im Fall eines Crashs ist Gold wichtig für die Stablisierung des Portfolios. Darum waren die Edelmetall-ETF der ZKB in den Krisenjahren von 2008 und 2009 auf ihrem Höchststand von 15 Milliarden Franken.»

iwan deplazes

Dank der zusätzlichen 1,8 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen, welche Deplazes nun dank GAM seinem Reich einverleiben kann, dürfte diese Zahl bei der nächsten Goldpreis-Hausse noch höher ausfallen. Dieselbe Hausse wird für die Asset-Management-Branche insgesamt möglicherweise weniger positiv sein, da die Flucht ins Gold stets mit sinkenden Preisen in anderen Anlagekategorien einher geht.

«Wenn die Märkte einmal korrigieren, wird sich der Konsolidierungsprozess im Asset Management beschleunigen», sagt der ZKB-Veteran. «Dabei wird es jedoch nicht nur um Grösse gehen. Auch durch Spezialisierung kann man sich behaupten.»

Die Zeit drängt

Gefährlich werden könnte es für diejenigen Firmen, die weder die notwendige Grösse, noch den geografischen oder inhaltlichen Fokus haben. «Wir sind zum Beispiel produkteseitig breit aufgestellt, konzentrieren uns aber stark auf die Bedürfnisse am Schweizer Markt», sagt er über die Positionierung der ZKB. «Deshalb haben wir nicht mit derselben Komplexität zu kämpfen, wie ein mittelgrosser Vermögensverwalter, der international breiter unterwegs ist.»

Die Firma GAM hingegen, die zwar durch den Verkauf der Edelmetall-ETF und der Geldmarktfonds das eigene Profil etwas geschärft hat, könnte genau in diese Kategorie der Übernahmekandidaten fallen. Glaubt man Dalio, der schon die letzte grosse Krise erfolgreich antizipiert hat, bleibt dem neuen GAM-Chef Peter Sanderson nicht viel Zeit, seinen Arbeitgeber «wetterfest» zu machen.