Die Credit Suisse greift im Fondsgeschäft durch. Doch über die letzten Jahre hat das Private Banking Milliardenvermögen in CS-Fonds geleitet. Wird die superreiche Klientel der Grossbank zum Opfer des Greensill-Debakels?

Am 15. Dezember letzten Jahres herrschte Aufbruchstimmung bei der Credit Suisse (CS). Damals trat Eric Varvel (Bild unten), der Chef des Asset Managements, vor die Investoren der Grossbank. Der Amerikaner informierte zur Strategie-Überprüfung seiner Sparte, und wo er künftig die Schwerpunkte zu setzen gedachte.

So hatte Varvel im Sinn, den internen Vertrieb des CS-Fonds ins Private Banking zu verstärken und aus dieser Zusammenarbeit mindestens 1 Milliarde Franken an Neugeld in Alternative Anlagen zu ziehen – pro Jahr.

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Varvel ist weg

Seit dem (gestrigen) Donnerstag ist im CS Asset Management alles anders, angefangen mit Varvel selber. Wie auch finews.ch berichtete, übernimmt für ihn ab sofort der altgediente Grossbanker Ulrich Körner. Das Fondsgeschäft wird per 1. April aus seinem bisherigen Platz als Subdivision der Internationalen Vermögensverwaltung (IWM) ausgegliedert und fortan als unabhängige Sparte geführt. Weitere Veränderungen dürften unter Körners strenger Aufsicht nicht auf sich warten lassen.

Geschuldet ist dies dem Debakel und die Supply Chain Finance (SCF) Fonds. Anfang März entschied sich die CS, die vier gemeinsam mit der australisch-britischen Finanzboutique Greensill Capital betriebenen Gefässe mit über 10 Milliarden Dollar Vermögen zu schliessen und abzuwickeln. Der Entscheid der Grossbank hat seither die Insolvenz von Greensill nach sich gezogen, die Behörden auf den Plan gerufen und für Klagedrohungen gesorgt.

Wie aus dem am Donnerstag publizierten CS-Geschäftsbericht hervorgeht, könnte das Greensill-Debakel gar das operative Ergebnis der ganzen Gruppe belasten.

Breiter Vertrieb

Unangenehm könnten die Folgen der Fondschliessungen auch für jene Division werden, von der sich das CS Asset Management verabschiedet: die Sparte IWM unter der Führung von Philipp Wehle (Bild unten). Von Wehle heisst es bei Kennern der Bank, dass er zuletzt nicht mehr so erfreut über die Subdivision unter seinen Fittichen gewesen sein soll. Dies wohl nicht ohne Grund. Einiges deutet daraufhin, dass substanzielle Anteile der Greensill-Fonds in den Portefeuilles der superreichen Kundschaft im IWM und bei Family Offices gelandet sein könnten.

Mehrere von finews.ch befragte Kenner der Schweizer Vermögensverwaltung-Szene berichten übereinstimmend, dass die SCF-Fonds von der CS breit und mit einigem Aufwand vertrieben worden sind – an Institutionelle wie Pensionskassen, aber auch an andere Banken, reiche Privatkunden und Family Offices, die allesamt als Profiinvestoren gelten dürfen.

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«Wir haben immer abgeraten»

Offenbar haben aber gerade die Schweizer Pensionskassen nur selten bei den CS-Greensill-Fonds zugegriffen. «Wir hatten einige wenige Anfragen von Pensionskassen, haben aber immer vom Kauf der Produkte abgeraten», sagt ein Berater, der ungenannt bleiben möchte. Dies deckt sich mit dem Befund der «NZZ» (Artikel bezahlpflichtig), die ebenfalls bei diversen bekannten Pensionskassen-Beratern bezüglich der Greensill-Fonds nachfragt hatte. «Wahrscheinlicher ist es, dass die Fonds bei reichen Privatanlegern auf Anklang stiessen», sagt der Berater.

Ein hiesiger unabhängiger Vermögensverwalter erklärt wiederum – auch er bleibt anonym – dass er von den Kollegen kaum etwas über Positionen in den CS-Greensill-Fonds höre.

Rasches Wachstum

Die CS legt die Herkunft der rund 1’000 Investoren mit Vermögen in den Greensill-Fonds nicht offen. Es darf aber angenommen werden, dass der Löwenanteil der Fondsanteile im Ausland gehalten wird, unter anderem von schwerreichen Privatkunden oder von mandatierten Family Offices. Auch bei Kunden von Wehles IWM?

Letzteres ist nicht von der Hand zu weisen. Zwischen 2016 und 2020 wuchsen bei der CS die übers Private Banking geholten Vermögen mit 63 Prozent schneller als die insgesamt vom Asset Management verwalteten Kundengelder. Innert fünf Jahren kletterten die intern in die CS-Fonds investierten Vermögen um 25 Milliarden auf 65 Milliarden Franken (siehe Grafik unten). Dieser Zufluss ist es, den Varvel vergangenen Dezember noch zu steigern versprach.

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Vor Abflüssen gewarnt

Aufgrund von Kriterien wie der fehlenden Tagesliquidität sind die Fonds nicht in Mandaten von Affluent-Kunden der Grossbank gelandet. Wahrscheinlich ist aber die Verwendung in massgeschneiderten «bespoke»-Mandaten der superreichen (UHNWI) Klientel. Am Donnerstag warnte die CS bereits, dass gewisse Investments der blockierten Greensill-Fonds nicht mehr zurückbezahlt werden.

Ebenfalls mahnte das Institut, durch die Folgen der Fondsschliessungen könne der Ruf des Unternehmens Schaden nehmen. In der Folge schloss die CS den Verlust von Kundenbeziehungen und die Rücknahme von Geldern nicht aus.

Stolperstein für die Strategie?

Noch ist es nicht soweit. Doch wäre die Division IWM schwergewichtig von solchen Absetzbewegungen betroffen, hätten nicht nur deren Spartenchef Wehle, sondern auch CS-CEO Thomas Gottstein ein gröberes Problem. Ebenfalls am 15. Dezember hatte dieser seine neue Strategie für Grossbank skizziert: Mit dem Jahr 2020 ist für Gottstein die Übergangsphase bei der Bank vorüber. Stattdessen beginnt für ihn nun die «Wachstumsphase» mit mehr Gewinn und Volumen. Insbesondere im Kerngeschäft mit der Vermögensverwaltung will der Bankchef das Tempo erhöht sehen.

Mit verärgerten Superreichen ist ein solcher Sprung nach vorne wohl noch schwieriger zu schaffen.

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