Nach Jahren regelmässiger Gewinne schreiben viele Zentralbanken nun hohe Verluste, so auch die Schweizerische Nationalbank. Wie solide sind die Notenbanken noch?

Fast mit der Regelmässigkeit eines Schweizer Uhrwerks haben die Zentralbanken weltweit in der Regel Jahr für Jahr Gewinne erzielt. Doch mit dem starken Zinsanstieg melden viele Notenbanken nun hohe Verluste auf ihren Finanzanlagen, die sie im vergangenen Jahrzehnt erworben haben.

Zusammen mit der hohen Inflation schaden die roten Zahlen dem Image der Währungshüter. Die teilweise rekordhohen Verluste spielen vor allem auch den Kritikern der quantitativen Lockerung in die Hand.

SNB im Schlaglicht

Am härtesten dürfte es die Schweizerische Nationalbank (SNB) getroffen haben. Sie weist nach vorläufigen Zahlen einen Rekordverlust von 132 Milliarden Franken für das Jahr 2022 aus, wie finews.ch berichtete.

Diese Summe entspricht fast 18 Prozent des Schweizer Bruttoinlandsprodukts (BIP) und ist möglicherweise der grösste Verlust, den eine Notenbank jemals in einem Jahr verzeichnet hat, wie das Peterson Institute For International Economics kürzlich festhielt.

So wie die SNB in diesem Jahr keine Gewinnausschüttung an Bund und Kantone vollführen wird, dürften auch andere Zentralbanken, die in der jüngsten Krise in grossem Stil Vermögenswerte wie Anleihen und andere Wertpapiere aufgekauft haben, keinen Beitrag an die Staatskassen leisten.

Weiter auf solidem Fuss

Doch sind die Verluste der Zentralbanken wirklich so bedeutend, wie es die Schlagzeilen mitunter vermuten lassen? Dieser Frage geht die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in einem Arbeitspapier nach.

Die Sorgen der Kritiker scheinen übertrieben zu sein. Trotz der teilweise enormen Verluste sind die Notenbanken nach wie vor solide, wie die Autoren feststellen. Die Verluste gefährden nicht die wichtige Rolle dieser Institutionen. Sie können auch mit Verlusten und negativem Eigenkapital effektiv arbeiten – und haben dies bereits getan.

Im Gegensatz zu Geschäftsbanken können Zentralbanken nicht im herkömmlichen Sinne insolvent werden, da sie grundsätzlich mehr Geld ausgeben können, um ihren Verpflichtungen in nationaler Währung nachzukommen. Zudem unterliegen sie keinen aufsichtsrechtlichen Mindestkapitalanforderungen.

Keine Regierungskasse

Die wichtigste Aufgabe einer Zentralbank, so die Autoren, ist die Erfüllung ihres Mandats und nicht die Erzielung von Gewinnen. Zwar schlagen sich die Verluste einer Zentralbank in den konsolidierten Staatsfinanzen nieder. Der Zweck der Notenbanken bestehe jedoch nicht darin, den Regierungen als Einnahmequelle zu dienen. Sie seien dazu da, ihre politischen Mandate zu erfüllen, einschliesslich Preis- und Finanzstabilität sowie Wirtschafswachstum und Beschäftigung.

In Krisenzeiten müssten Zentralbanken unter Umständen zusätzliche Risiken eingehen. Die einzigartige Natur der Zentralbankinstrumente bedeute, dass Verluste manchmal der Preis seien, der für das Erreichen ihrer Ziele gezahlt werden müsse.

Klare Kommunikation

Der Erfolg ihrer Interventionen sollte laut den Studienautoren daher immer an der Erfüllung ihrer Mandate gemessen werden. Wenn die Notenbanken ihr Mandat vernachlässigen würden, um einen Verlust zu vermeiden, entstände ein weitaus grösserer Schaden. Doch wenn sich die Verluste häufen, ist eine klare Kommunikation entscheidend, so die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich.

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