Die Credit Suisse hat das Tal der Tränen noch nicht hinter sich. Restrukturierung und Wertberichtigungen haben zu einem massiven Verlust geführt. Die Abflüsse bei den Kundengeldern konnten im vierten Quartal noch nicht gestoppt werden.

Die Credit Suisse (CS) hat das Jahr 2022 mit einem Verlust von 7,29 Milliarden Franken beendet. Grund für die hohen Verluste sind Wertberichtigungen und die hohen Kosten für die Restrukturierung der Bank. Auf bereinigter Basis resultierte ein Vorsteuerverlust von 1,25 Milliarden Franken, verglichen mit einem Gewinn von 6,6 Milliarden Franken im Vorjahr, wie die CS am Donnerstag mitteilte.

Bereits im Vorjahr hatten Rückstellungen und Verluste durch Greensill und den Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos zu einem Minus von 1,57 Milliarden Franken geführt. Allein im vierten Quartal 2021 hatte die CS eine Wertberichtigung über 1,6 Milliarden Franken auf den Goodwill der im Jahr 2000 übernommenen US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette vorgenommen.

Minus bei den Kundengeldern

Die Verwalteten Vermögen entwickelten sich im vierten Quartal negativ. Die Assets under Management (AuM) betrugen per Ende 2022 1'294 Milliarden Franken nach rund 1'401 Milliarden per Ende September. Das ist ein Minus von 7,6 Prozent. Anlässlich der Kapitalerhöhung hatte die Bank einen Rückgang der AuM vom Ende des dritten Quartals bis zum Stichtag 11. November von 6 Prozent gemeldet.

Rund zwei Drittel der im Quartal verzeichneten Abflüsse seien auf den Oktober entfallen. Im restlichen Quartal verringerten sich die Abflüsse deutlich, betont die Bank. Die Netto-Mittelabflüsse der Gruppe beliefen sich im vierten Quartal auf 110,5 Milliarden Franken.

Vor Jahresfrist beliefen sich die Kundengelder noch auf 1'614 Milliarden Franken, womit sich ein Jahresminus von knapp 20 Prozent ergibt.

Kernkapitalquote leicht tiefer

Die Quote des harten Kernkapitals (CET1) ging auf 14,1 Prozent von zuvor 14,4 Prozent zurück. Die Grossbank hatte im vergangenen Herbst eine zweistufige Kapitalerhöhung im Volumen von 4 Milliarden Franken durchgeführt, wobei auch die Saudi National Bank als neuer Grossaktionär eingestiegen war. Bei ihrer Strategiepräsentation im November hatte das Bank-Management das Ziel ausgegeben, dass die CET1-Quote über die gesamte Restrukturierung hinweg nicht unter 13 Prozent sinken soll.

Die Aktionäre sollen trotz des hohen Verlustes eine Dividende erhalten. Die Ausschüttung wird jedoch auf 5 von zuvor 10 Rappen pro Aktie halbiert.

Bei der Umsetzung der strategischen Prioritäten mache man gute Fortschritte, betont das Management. Der Kauf des Investment-Banking-Unternehmens der M. Klein & Company durch die Credit Suisse sei ein weiterer Meilenstein beim Carve-out der CS First Boston. Für die Firma zahlt die CS 175 Millionen Dollar.

Restrukturierung läuft

Bis ins Jahr 2025 will die Grossbank ihre Kostenbasis bekanntlich um rund 15 Prozent oder etwa 2,5 Milliarden Franken verringern und dabei rund 9’000 Stellen streichen.

«Wir verfügen über einen klaren Plan zur Schaffung einer neuen Credit Suisse und wollen unsere auf drei Jahre angelegte strategische Transformation weiter erfolgreich umsetzen, indem wir unser Portfolio anpassen, Kapital umverteilen, unsere Kostenbasis optimieren und unsere führenden Geschäftsbereiche ausbauen», sagt CS-CEO Ulrich Körner.

Die tieferen Werte bei den verwalteten Vermögen belasten auch den Ausblick. Das werde im Wealth Management für das erste Quartal 2023 wahrscheinlich einen Verlust nach sich ziehen. Die Performance im weiteren Jahresverlauf 2023 hänge von der Umsetzung der Strategie, den Netto-Mittelflüssen und den Marktbedingungen ab.

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