Weniger komplex, weniger riskant, schweizerischer: Auf diesen Säulen soll die neue Credit Suisse aufgebaut werden. Bis dahin ist es aber noch ein steiniger Weg.

Zwar müssten mit dem «Horrorjahr», wie es Präsident Axel Lehmann ausdrückte, auch ein Teil der unrühmlichen Vergangenheit beerdigt und Altlasten aus dem Weg geräumt sein. Doch nach einem der schlimmsten Geschäftsjahre in der 167-jährigen Geschichte der Credit Suisse (Credit Suisse) wieder richtig Tritt zu fassen, wird mit Sicherheit kein Spaziergang.

Auf diesem langen und steinigen Weg verlorenes Vertrauen wiederherzustellen, wird die schwierigste Aufgabe von CEO Ulrich Körner sein, der seinen glücklosen Vorgänger Thomas Gottstein im vergangenen Juli ersetzte und, seit Oktober ausgerüstet mit einer neuen Strategie und 4 Milliarden Franken frischem Eigenkapital, den Konzernumbau jetzt durchziehen muss.

Entschlossener CEO

Körner zeigte sich am Donnerstag gegenüber den Medien trotz rekordhohen Abflüssen im Schlussquartal unbeirrt und bestätigte alle im Oktober angekündigten Ziele des Konzernumbaus, namentlich die Rückkehr in die Gewinnzone im Jahr 2024. Optimismus verströmte er auch mit dem Hinweis, dass die Einlagen der Gruppe im Januar insgesamt wieder positiv waren.

Doch alle Zweifel konnte Körner nicht zerstreuen. Die ersten Reaktionen an der Börse, wo die CS-Aktie nach der Bekanntgabe der jüngsten CS-Zahlen zeitweise 10 Prozent nachgab, sind ein Gradmesser für die noch weitverbreitete Skepsis der Investoren.

Weit abgeschlagen

Zwar erholte sich die CS-Aktie seit Jahresbeginn mit 18 Prozent deutlich stärker als der breite Aktienmarkt. Doch mit einem Absturz von 70 Prozent im Jahr 2022 hinkt die CS der Konkurrenz noch immer weit hinterher.

Wie gross der Abstand noch immer ist, zeigt sich auch daran, dass die zweitgrösste Schweizer Bank derzeit mit einem Abschlag von fast 80 Prozent auf den Buchwert gehandelt wird. Konkurrenten wie die UBS werden dagegen mit etwa dem 1,2-fachen des Buchwerts gehandelt, Wall-Street-Banken teilweise noch höher.

Bonität hat gelitten

In heiklem Territorium bewegt sich die CS zudem mit ihrer Verschuldung. Nachdem Ratingagenturen im vergangenen Jahr gleich eine Reihe von Herabstufungen vorgenommen hatten, ist das Geldhaus gefährlich nahe am Junk-Status angelangt. Und mit einem negativen Ausblick, den einige Ratingagenturen verhängt haben, könnte die Bonität sogar unter die wichtige Marke «Investment Grade» abrutschen.

Ein solches Ungemach würde nicht nur das Image der CS aufs Neue belasten. Auch die Finanzierungskosten der Bank dürften nochmals steigen und den Erfolg der jetzt schon immens teuren Restrukturierung gefährden.

UBS als Retter in der Not?

Schlimmstenfalls könnte dann die Zerschlagung der Gruppe drohen. Hinter den Kulissen sind offenbar auch bereits Szenarien durchgespielt worden, wonach etwa eine UBS die gesamte Credit Suisse übernehmen und selbst entscheiden würde, welche Teile überlebensfähig und welche Teile in einer «Bad Bank» abgewickelt würden.

Damit es nicht zum Äussersten kommt und dem Schweizer Finanzplatz das Gerüst mit zwei Grossbanken nicht abhandenkommt, darf sich die Sanierungsmannschaft bei der CS beim dritten Umbau seit 2015 keine Fehler mehr erlauben.

Keine Ausreden mehr

Sie muss diesmal ihr Versprechen halten, die Bank stärker auf die kapitalschonendere Vermögensverwaltung auszurichten, sich mit mehr Nachdruck auf die Schweiz auszurichten und ihr Engagement im risikoreicheren Investmentbanking massiv zu reduzieren.

Ob sich die jetzt gehegten Pläne und Gedankenspiele einer wiederauferstandenen CS First Boston mit dem Rückbau im Investmentbanking vertragen, ist zweifelhaft. Zwar hat die Idee, den Wall-Street-Grössen mit einer flinken Boutique unter der Führung von Michael Klein und der Kapitalkraft einer gesunden Credit Suisse im Investmentbanking Marktanteile abzujagen, einen gewissen Charme.

Nur noch zweite Liga

Die Geschichte der vergangenen dreissig Jahre sollte der Schweizer Bank allerdings überdeutlich gemacht haben, dass sie im amerikanischen Investmentbanking im Wettkampf mit den Grossen zu viele Niederlagen eingefahren hat und jetzt als zweitklassig gilt.

Deshalb sollte sich die CS lieber früher als später in den USA aus dem Geschäft mit Übernahmeberatung und der Platzierung von Anleihen zurückziehen. Körner deutete indessen einen Rückzug aus der Tochter CS First Bosten erst vage auf anfangs 2025 mittels eines Börsengangs an.

Zerstörerischer Kulturkampf

Eine radikale Abkehr vom Investmentbanking amerikanischen Zuschnitts würde letztlich auch den Kulturkampf in einer Bank beenden, die seit Mitte der 1990erJahre zusehends ihr Schweizer Selbstverständnis von vielleicht spröden, aber seriösen Bankiers verlor und sich je länger je mehr einem aggressiven und eigennützigen Banking zuwandte.

Die Geschichten von Managern, die in der Bank vor allem einen Geldesel sahen, den man nur clever genug melken musste, um selber zu Reichtum zu kommen, sprechen Bände.

Schwer lesbare Aktionäre aus der Golfregion

Insofern ist die Rückkehr zu vergessenen oder verdrängten Tugenden wohl das Wichtigste, was es neben einem funktionierenden Restrukturierungsplan braucht, um die CS wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.

Ob das die Investoren aus Saudi-Arabien und Katar einsehen, die bereits ein Fünftel der Aktionäre der Bank ausmachen?

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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