Der Tessiner ist überraschend zur UBS zurückgeholt worden, um die Übernahme der Credit Suisse zu leiten. Eine solche Megafusion habe er schon früher im Sinn gehabt, wie der künftige CEO der Grossbank erklärt hat.

Sergio Ermotti ist zurück an der Spitze der UBS, und er hat sich seit seinem Abstecher als Präsident des Rückversicherers Swiss Re kein Bisschen verändert: Lässig lehnte er an der Medienkonferenz vom Mittwoch im Sessel, als sässe er mit einem Gläschen Pinot auf einer Piazza unter der Tessiner Sonne.

Ehre, Pflicht, Leistung

Es sei ihm eine Ehre, vom Verwaltungsrat der Grossbank berufen worden zu sein, um die Transition – gemeint ist die Übernahme – der gescheiterten Credit Suisse (CS) anzuführen. Noch mehr: er habe gespürt, das ihn die Pflicht in das Amt rufe.

Ehre, Pflicht, Leistung: so kennt man den 62-jährigen aus seiner neunjährigen Amtszeit als CEO der UBS, bevor er 2020 von Ralph Hamers abgelöst wurde. Nun gab er gar der Öffentlichkeit sein Wort, dass er alles tun werde, damit die CS-Übernahme nicht zu Lasten des Schweizer Steuerzahlers ausgehe. Man wird sich daran erinnern.

CS-Investmentbank bereitet Kopfzerbrechen

Wie UBS-Präsident Colm Kelleher an der Medienkonferenz eröffnete, rief er Ermotti bereits am Montag vor einer Woche an – nur ein Tag, nachdem die UBS die Übernahmen der CS bekanntgegeben hatte. Die Wahl Ermottis sei keineswegs eine Kritik an der Leistung von Vorgänger Hamer, betonte der Bankpräsident. Ausschlaggebend sei für den Entscheid des Verwaltungsrats die «einzigartige Erfahrung» des früheren UBS-Chefs gewesen sowie der Umstand, dass Ermotti bei der UBS die Investmentbank erfolgreich zurückgefahren hat.

Das ist auch jenes Geschäft, das der Bank bei der CS-Übernahme am meisten Kopfzerbrechen bereitet.

Die CS bereits im Visier gehabt

Ermotti weiss also, was ihm bevorsteht, und er hat sich offensichtlich nicht lange bitten lassen. Wie er auf Fragen von Journalisten hin erklärte, habe er schon als vormaliger UBS-Chef das Gefühl gehabt, das nächste Kapitel der Bank liege in einer Grossübernahme. Jetzt erhalte er doch noch die Gelegenheit, eine solche zum Erfolg zu führen.

Das Bekenntnis zu früheren Übernahmeplänen lässt aufhorchen, hat sich die UBS unter Ermotti doch immer auf organisches Wachstum konzentriert. Vor drei Jahren spielte die Grossbank unter dem Codenamen «Signal» einen Kauf der CS durch; das Timing erwies sich aber damals als ungünstig, und es wurde nichts aus der Übung.

Zu klein, um zu überleben

Ob er damals konkret die Schweizer Erzrivalin habe übernehmen wollen, dazu mochte sich der zu neuem Amt und Ehren gekommene Vollblut-Banker nicht äussern. Es seien aber damals, sagte Ermotti, weltweit nur fünf bis sechs grosse Banken infrage gekommen, welche die UBS überhaupt hätten weiterbringen können.

Mit der neuen Grösse von UBS/CS hat Ermotti zudem überhaupt kein Problem. Mit nur mittelgrossen Akteuren könne der Finanzplatz seine aktuelle Bedeutung nicht verteidigen, findet er. Viel gefährlicher als «Too big to fail» sei für eine Grossbank seiner Meinung nach «Too small too survive». Sein eigenes Ego, so scheint es, ist damit ausser Gefahr.

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