Kaum ein Thema beschäftigt den Finanzplatz Schweiz derzeit so sehr wie die drohende Entlassungswelle bei der Grossbank UBS. Laut Medienkreisen steht ein brutales Sparprogramm bevor. Was steckt dahinter?

Durch die Übernahme der ehemaligen Konkurrentin Credit Suisse (CS) werden aufgrund von Überschneidungen bei Produkten, Dienstleistungen oder Geschäftsbereichen zahlreiche Synergie- und Kostensenkungspotenziale bei der Schweizer Grossbank UBS freigesetzt.

Um die durch den Zusammenschluss eröffneten Wachstumschancen zu realisieren, muss die UBS neue Strukturen und Prozesse einführen und Sparpläne umsetzen. Stellenstreichungen sind dabei unumgänglich. Das Stellenabbauprogramm, das seit Wochen in Medienkreisen kursiert, soll demnächst starten. Weltweit könnten 30'000 bis 40'000 Arbeitsplätze verloren gehen.

Wer ist wie stark betroffen?

Dass die UBS das verlustreiche, volatile und kapitalintensive Investmentbanking der CS drastisch reduzieren will, war allerdings von Anfang an klar. Viele CS-Investmentbanker haben die Bank bereits verlassen, auch in Asien geht der Exodus von CS-Talenten weiter.

Inwieweit der Stellenabbau auch andere Geschäftsbereiche betreffen wird, bleibt vorläufig hingegen nebulös. Unklar ist auch, wie viele Mitarbeitende der CS ihre Stelle verlieren werden. Und nicht zuletzt: Wie stark ist der Bankenplatz Schweiz bzw. Zürich betroffen? Fragen über Fragen, auf die sich die Öffentlichkeit Antworten und damit mehr Klarheit wünscht.

«Brutales Sparprogramm»

Wie die «Sonntagszeitung» (Artikel hinter Bezahlschranke) am Wochenende nun berichtete, hat die UBS offenbar bereits ein «brutales Sparprogramm» vorbereitet. Manager der dritten Führungsebene sollen die Sparpläne im Juli konkretisiert haben. Mit dem Abbauprogramm «Reduction in Force» (RIF) wolle die fusionierte Grossbank 30 Prozent der Belegschaft einsparen, heisst es. Die Pläne seien von den jeweiligen Chefs der Geschäftseinheiten von UBS und CS ausgearbeitet worden.

Laut «Sonntagszeitung» zeichnet sich ab, dass viele Bankangestellte der «alten» UBS um ihren Job bangen müssen. Bei der CS sollen es aber deutlich mehr Mitarbeitende sein. Zudem soll ein zusätzliches Sparprogramm greifen. Die Kosten für Spesen, Reisen, Softwarelizenzen und Berater sollen ebenfalls deutlich gesenkt werden. Hier bestehe ein Sparpotenzial von 10 bis 20 Prozent, heisst es.

Was das Drehbuch sagt

Eine Sprecherin der UBS wollte auf Anfrage von finews.ch keine Stellung zu den kolportierten Sparplänen nehmen. Man kommentiere den Artikel nicht, hiess es.

Der geplante Stellenabbau dürfte aber drastisch ausfallen. Das Drehbuch bei Übernahmen sehe in der Regel vor, dass der Käufer mindestens ein Drittel der Mitarbeitenden des übernommenen Unternehmens weiterbeschäftige, erklärte Reto Jauch, Managing Partner der Executive Search Firma Schulthess, Zimmermann & Jauch in Zürich, bereits früher gegenüber finews.ch.

Damit bestehe eine gewisse Garantie, dass die neue Organisation funktioniere. «Im Fall der UBS/CS-Transaktion führt der Umkehrschluss dazu, dass bei der UBS bis zu einem Drittel der Mitarbeitenden - vor allem in den Managementfunktionen – gefährdet sind», so Jauch damals.

Mehr Klarheit Ende August

Umso gespannter warten Aktionäre, Politiker, Mitarbeitende der beiden Geldhäuser, aber auch Konkurrenten, die der UBS Talente abjagen wollen, auf den Zwischenbericht zum ersten Halbjahr. Die UBS wird ihre Zahlen am 31. August 2023 präsentieren.

UBS-CEO Sergio Ermotti und Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher werden im Rahmen der Halbjahreszahlen wohl auch über Integrationsfortschritte und weitere Massnahmen informieren. Allerdings werden sie sich kaum zu sehr in die Karten schauen lassen, um nicht Unmut etwa in Schweizer Politikerkreisen zu provozieren. Aber vielleicht lässt sich aus den Zahlen ableiten, wie erfolgreich das Integrationsprogramm angelaufen ist.

 

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