Die westlichen Sanktionen wollen Russland vom internationalen Zahlungsverkehr abschneiden. Doch im Karten-Geschäft erweist sich der Versuch wohl als Rohrkrepierer.

Während der Rückzug der Kartenriesen aus Russland von vielen im Westen als bedeutender Schritt gesehen wurde, waren die Auswirkungen vor Ort eher mild.

Denn: die meisten russischen Verbraucher konnten im Land weiter mit ihren Mastercard- und Visa-Karten bezahlen. Der inländische Zahlungsverkehr funktionierte auch rund einen Monat nach dem Angriff auf die Ukrain und dem Rückzug der US-Kreditkartenfirmen reibungslos, schreibt die britische Zeitung «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) in einem Bericht.

Ende 2020 gab es in Russland laut der Analysefirma Nielson IQ rund 197 Millionen Mastercard- oder Visa-Karten. Die Nutzer sind jedoch nicht auf die Systeme der US-Netze angewiesen, um Zahlungen im Inland abzuwickeln. Seit Jahren nutzen sie ein eigenes System, das von der russischen Zentralbank überwacht wird.

Für Sicherheit gesorgt

Das nationale russische System «Mir», was auf deutsch sowohl «Welt» als auch «Frieden» bedeutet, wird von der russischen Aktiengesellschaft NSPK betrieben. Diese befindet sich vollständig im Besitz der Zentralbank. Bereits seit der Krim-Annexion im Jahr 2014 hat Russland das eigene parallele System aufgebaut und gefördert. Laut der Mir-Website wurden seit dem Start im Jahr 2015 mehr als 100 Millionen Mir-Karten ausgegeben.

Auch die Kartentransaktionen mit Visa- und Mastercard-Logo werden darüber abgewickelt. «Wir haben im Bereich des Zahlungsverkehrs für unsere nationale Sicherheit gesorgt», sagte Alma Obajewa, Leiterin des Nationalen Zahlungsverkehrsrates, eines russischen Wirtschaftsverbandes.

Dem Regime in die Hände gespielt

Der Visa und Mastercard-Exit betrifft die russischen Kundinnen und Kunden vor allem im Ausland. Sie können ihre Karten nicht mehr zum Abheben von Bargeld oder für Einkäufe im Ausland verwenden. Das spiele Russlands Präsident Wladimir Putin in die Hände, der ein Interesse daran habe, dass Gelt im Inland bleibt und nicht abgezogen wird. Russland-Auswanderer, die dem Regime den Rücken kehren, sehen sich hingegen mit einem zusätzlichen Problem konfrontiert.

Das Mir-Netzwerk erstreckt sich neben Russland nur auf eine kleine Anzahl von Ländern, von denen die meisten ehemalige Sowjetrepubliken sind. Zudem liefen Gespräche, um es auf Venezuela und den Iran auszuweiten. Einige russische Banken hätten erklärt, dass sie Partnerschaften mit der chinesischen UnionPay anstreben.

Nicht besonders schmerzhaft für US-Riesen

Das der Karten-Rückzug der US-Anbieter wenig schmerzen würde, war schon lange klar. Bereits im Februar hätten Führungskräfte von Visa, Mastercard und anderen Zahlungsverkehrs-Unternehmen gegenüber Beamten des US-Finanzministeriums betont, dass ein Verbot der Abwicklung russischer Banktransaktionen durch US-Netzwerke nicht besonders schmerzhaft wäre. Die Sanktionen würden lediglich dazu führen, dass mehr Transaktionen an Mir weitergeleitet würden.

Die Krim-Sanktionen hatten für einen zeitweisen Stopp der Kreditkartenzahlungen gesorgt und dem Land die Schwachstelle offenbart. Innerhalb weniger Monate unterzeichnete Präsident Putin ein Gesetz zur Einrichtung der NSPK. Durch eine spätere Gesetzesänderung wurden Visa und Mastercard dazu gezwungen, die Bearbeitung von Transaktionen an die NSPK zu übertragen. Nach anfänglichem Widerstand und Drohungen, das Land zu verlassen, erklärten sie sich aber Anfang 2015 bereit, das NSPK-System zu nutzen.

Nachfrage nach Mir-Karten verdoppelt

Der Staat förderte die Verbreitung massiv. So müssen etwa Gehälter von Staatsbediensteten oder Renten über Mir laufen und Bank-Automaten müssen die Karten akzeptieren. Laut Jahresbericht erwirtschaftete das Zahlungssystem im Jahr 2020 einen Nettogewinn von 8,2 Milliarden Rubel, was zu umgerechnet etwa 87 Millionen Dollar entspricht.

Die Ausgabe von Mir-Karten habe in den letzten Wochen stark zugenommen. Laut Rosbank hat sich die Nachfrage nach Mir-Debitkarten gegenüber dem Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt.

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