Für Chris Lieber, CEO der Zuger Finanzgruppe Cinerius, hat die Stunde der unabhängigen Vermögensverwalter nun geschlagen. Denn immer mehr Kundinnen und Kunden würden sich vor allem von den grossen Banken abwenden. Für gutes Wealth Management brauche es keine Banklizenz – unabhängige Vermögensverwalter könnten das auch, sagt er im Interview mit finews.tv.

Die Zuger Finanzgruppe Cinerius Financial Partners (Cinerius) versteht sich als Konsolidiererin in der Branche der unabhängigen Vermögensverwalter. Anfang Jahr machte das Unternehmen mit der spektakulären Übernahme der Zürcher Firma Entrepreneur Partners von sich reden. Seither ist es eher wieder ruhig geworden. Kommt Cinerius mit seiner Strategie, weitere Vermögensverwalter zu akquirieren, nicht voran?

Im Interview mit finews.tv widerspricht Cinerius-CEO Chris Lieber dieser Annahme und betont, dass derzeit ein starkes Momentum bestehe. «Sie können davon ausgehen, dass wir in diesem zweiten Halbjahr noch die eine oder andere Übernahme tätigen werden.

Immer mehr unabhängige Vermögensverwalter, die vielfach vor rund zwanzig Jahren gegründet wurden, seien nun mit der Nachfolge-Thematik konfrontiert. «Da können wir der ideale Partner sein, um diese Unternehmen in ihrer weiteren Entwicklung zu unterstützen», erklärt Lieber. Dabei übernimmt Cinerius stets eine Mehrheitsbeteiligung an diesen Firmen. 

Schneller gewachsen

Um die erforderlichen Mittel dafür zu haben, konnte Cinerius unlängst die schwedisch-britische Private-Equity-Gesellschaft IK Partners an Bord holen. Sie besitzt nun die Mehrheit am Unternehmen, das zuvor von der US-Beteiligungsgesellschaft Summit Partners kontrolliert worden war. Die Amerikaner sind zwar immer noch beteiligt – das Sagen hat nun aber IK Partners.

«Wir sind im laufenden Jahr viel schneller gewachsen als erwartet. Und da wir derzeit sehr viel Momentum sehen, war es für uns ein grosser Vorteil, dass mit IK Partners frisches Kapital hinzugekommen ist», sagt Lieber weiter. Auf mittlere Sicht peilt Cinerius die Übernahme von weiteren unabhängigen Vermögensverwaltern an, die in ihrer Summe 30 bis 50 Milliarden Franken verwalten. Aktuell betreuen die Cinerius-Gesellschaften 11 Milliarden Franken.

Problematische Sippenhaft

Die Ereignisse rund um das Ende der Credit Suisse (CS) als eigenständige Bank seien für den Schweizer Finanzplatz sicherlich nicht gut. «Die Schweiz hat stark gelitten, denn es ist problematisch, wenn riesige Banken ein Land in Sippenhaft nehmen», sagt er. Andererseits habe sich damit aber auch gezeigt, dass allzu grosse Banken nicht guten seien für das Wealth Management.

«Der Makrotrend geht eindeutig weg von den Banken und hin zu den unabhängigen Vermögensverwaltern», sagt Lieber. Dies sei in anderen Ländern bereits ausgeprägter der Fall, namentlich in den angelsächsischen. In der Schweiz habe diese Entwicklung erst begonnen, und sie werde nicht «erdrutschartig» verlaufen. Klar sei aber, dass es für gutes Wealth Management keine Banklizenz brauche. Das können auch unabhängige Vermögensverwalter anbieten.   

 

 

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