Die vom Natixis Center for Investors Insight halbjährlich durchgeführte Umfrage unter Ökonomen und Anlagestrategen führt regelmässig zu überraschenden Feststellungen, wie auch die neueste Erhebung zeigt. 

Das Jahr 2023 sei für Anlegerinnen und Anleger bisher unerwartet positiv verlaufen, sagt Timo H. Paul, Managing Director und Leiter deutschsprachige Schweiz bei Natixis Investment Managers. «Dennoch sollten sie auf den anhaltenden Gegenwind achten, um nicht in Selbstzufriedenheit verfallen», betont er weiter.

Die Inflation sei in den meisten Industrieländern von einer allgegenwärtigen Sorge zu einer überschaubaren Situation geworden. Dennoch könnte es noch einige Zeit dauern, bis die ehrgeizigen Ziele der Zentralbanken erreicht sind. Dies geht aus der neusten, halbjährlichen Umfrage des Natixis Center for Investors Insight hervor, die am Dienstag publiziert wurde.

Grösste Risiken für Wirtschaft und Märkte

Gefragt nach den grössten Risiken für Wirtschaft und Märkte im zweiten Halbjahr 2023, sehen die Finanzfachleute in den geopolitischen Entwicklungen (72 Prozent) und in der Zentralbankpolitik (72 Prozent) den stärksten Gegenwind. Ein Viertel (25 Prozent) der Strategen glaubt jedoch nicht, dass sich die Geopolitik auf die Märkte auswirken wird, sondern sieht sie lediglich als «Hintergrundlärm».

Trotz der sich mittlerweile abschwächenden Preissteigerungen sind fast drei Viertel (72 Prozent) der Befragten besorgt, dass die Inflation länger als erwartet anhalten könnte, und 38 Prozent glauben, dass die Zinsen länger als erwartet hoch bleiben könnten.

Noch nicht über dem Berg

«Die Inflation kühlt sich ab, aber wir sind noch nicht über den Berg. Stark gestiegene Preise bei Waren und Dienstleistungen, aber auch die geopolitischen Spannungen dürften noch einige Zeit für höhere Zinsen sorgen. Unter uns Strategen herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass wir wohl erst 2025 die von den Notenbanken angestrebten Inflationsraten sehen werden», sagt Mabrouk Chetouane, Head of Global Market Strategy, Solutions, Natixis Investment Managers.

Immerhin 9 Prozent der Befragten sind sogar der Meinung, dass die Teuerung bis mindestens 2026 noch fortdauern könnte. Zugleich halten jedoch nur 22 Prozent der befragten Strategen die Inflation in der zweiten Jahreshälfte für ein «hohes Risiko».

KI könnte betrügerisches Verhalten verstärken

Speziell zur Künstlichen Intelligenz (KI) befragt, glauben zwar 88 Prozent, dass sie bisher unentdeckte Anlagechancen erschliessen könnte, und 69 Prozent, dass sie den Day-Trading-Handel beschleunigen wird, aber 100 Prozent der befragten Strategen glauben, dass sie potenziell betrügerisches Verhalten verstärken dürfte.

«Big Tech hat den Aktien in der ersten Jahreshälfte zu einem kräftigen Aufschwung verholfen, deswegen sind die meisten über die Unternehmensgewinne im zweiten Halbjahr 2023 besorgt. Sie erwarten, dass der Aufschwung bis zum Jahresende nachlässt», sagt Timo Paul. «Die Erfolge des ersten Halbjahres könnten sich verflüchtigen, aber unsere versammelten Experten glauben, dass sich immer noch gute Chancen bieten, wenn man genau hinschaut.»

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