Wenn der Goldpreis steigt, trennen sich Schweizerinnen und Schweizer oft von Altgold, um «schnelles Geld» zu machen. Beim Verkauf werden jedoch oft nicht die genauesten Schätzmethoden angewandt.

Der magische Glanz des Goldes fasziniert seit jeher. Er zieht Menschen auf der ganzen Welt in seinen Bann. Auch in der Schweiz ist das gelbe Edelmetall beliebt, nicht nur als Anlage in Krisenzeiten oder als Schutz vor Inflation.

Rund zwei Drittel der Schweizerinnen und Schweizer besitzen Goldschmuck. Zu diesem Ergebnis kommt die diesjährige Edelmetallstudie 2023 des Goldhändlers Philoro in Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen.

«Im Durchschnitt besitzen Schweizerinnen und Schweizer sieben Schmuckstücke mit einem selbst geschätzten Gesamtgoldwert von durchschnittlich 2‘375 Franken», erklärte Professor Sven Reinecke am Dienstag an einer Medienveranstaltung in Zürich. Hochgerechnet auf die erwachsene Bevölkerung ergibt sich ein Gesamtwert von knapp 17,2 Milliarden Franken. Das Gesamtgewicht des Goldes wird derweil auf rund 319 Tonnen geschätzt. Das entspricht ungefähr dem Gewicht eines Airbus A350.

«Schnelles Geld» lockt

Bildung und Einkommen sind entscheidende Faktoren für den Besitz von Goldschmuck. «Je höher die Bildung oder das Einkommen, desto höher ist der Anteil der Personen, die Goldschmuck besitzen», so Reinecke. Gemäss der Studie hat eine knappe Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer (52 Prozent) in der Vergangenheit auch schon mindestens einmal Goldschmuck verkauft.

Sie verkaufen ihr Altgold meist für einen konkreten Zweck. An erster Stelle steht «schnelles Geld» (35 Prozent), gefolgt von «neuem Schmuck» (15 Prozent) und «Ferien» (12 Prozent). Anonymität und Diskretion spielen beim Verkauf keine so grosse Rolle. Deutlich wichtiger sind den Verkäufern Faktoren wie Vertrauenswürdigkeit oder eine richtige Schätzung. Laut der Studie wird Altgold vor allem beim lokalen Goldhändler (33 Prozent) oder beim Juwelier (32 Prozent) verkauft.

Ungenaue Schätzverfahren

Während sich der Wert von Goldbarren oder Goldmünzen in der Regel relativ einfach über Online-Portale oder in Wirtschaftszeitungen überprüfen lässt, sieht es bei Altgold wie Schmuck, Ketten oder Broschen anders aus. Hier muss beispielsweise oft erst der Edelmetallgehalt ermittelt werden.

Die Schätzung des Wertes erfolgt laut Studie am häufigsten durch Wiegen (43 Prozent). Überraschend hoch ist auch der Anteil der Befragten (12 Prozent), die bei der Messmethode eine Bauch- oder Augenschätzung angeben. Sieben Prozent der Befragten konnten sich nicht mehr an die Schätzmethode erinnern, während 3 Prozent gar erklärten, dass der Händler keine Angabe gemacht habe. Auch die Anteile anderer Edelmetalle im Schmuck wurden häufig nicht berücksichtigt, wie sich zeigt.

Banken werden oft empfohlen

«Dabei gibt es mit der Röntgenfluoreszenz-Methode eine genaue Analyse», wie Christian Brenner, Geschäftsführer von Philoro in der Schweiz, betont. Mit diesem Verfahren können alle Edelmetallanteile in einem Schmuckstück bestimmt werden. «Wer sein Altgold verkauft, kann viel mehr herausholen, wenn er einen Aufkäufer wählt, der die Röntgenfluoreszenz-Analyse anwendet», empfahl Brenner. Philoro bietet diese Art der Analyse an. Er hielt zugleich fest, dass in diesem Jahr die Verkäufe von Altgold deutlich zugenommen haben.

Auch wenn die Schätzmethoden oft nicht die genauesten sind, sind die Verkäufer in der Regel mit dem Ankaufspreis zufrieden. Das liege unter anderem daran, so die Edelmetallexperten, dass der Wert von Schmuckgold oft unterschätzt werde. Am zufriedensten sind die Verkäufer mit dem Ankaufspreis und der Auszahlung beim Edelmetallhändler. Zusammen mit den Banken werden sie auch am häufigsten an Freunde oder Kollegen weiterempfohlen.