Anthony Lawler, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter GAM, beurteilt auf finews.ch die Absolute-Return-Strategien im Mai 2013.

Anthony_Lawler_1Anthony Lawler ist Portfolio Manager und Mitglied des Investmentkomitees im Multi-Manager-Team von GAM.

Der Mai verlief insgesamt erfreulich für die Aktienmärkte in den USA und Europa. Indessen ging es an den wichtigsten Märkten für Staats- und Unternehmensanleihen deutlich abwärts.

An den Aktienmärkten herrschte zunächst eine feste Tendenz, doch in der zweiten Monatshälfte änderte sich die Richtung. Das beste Beispiel dafür war der japanische Nikkei-Index, der den Monat leicht im Minus beendete, nachdem er Anfang Mai kräftig angezogen, dann aber im letzten Teil des Monats über 11 Prozent verloren hatte.

Schwierige Situation

An den Anleihemärkten war die Situation schwierig. US-Treasuries, deutsche Bundesanleihen und britische Gilts lieferten negative Ergebnisse. Die Hedge Funds legten im Mai um 0,7 Prozent und seit Jahresbeginn um 4,6 Prozent zu – gemessen am HFRX Global Hedge Fund Index.

Anthony Lawler, Portfoliomanager bei GAM: «Der Mai war ein schwieriger Monat für Obligationäre. Der Barclays Global Aggregate Bond Index fiel um 3,0 Prozent und notierte am Monatsende 3,7 Prozent unter dem Stand vom Jahresanfang. Das weckte Sorgen um das durchschnittliche traditionelle beziehungsweise gemischte Portfolio, dem Allokationen in Obligationen weder zu der erwarteten Rendite noch zum erhofften Schutz des Kapitals verhelfen.»

Scharfe Richtungswechsel

Zur Performance der Hedge-Fund-Strategien und der einzelnen Trades sagt Lawler: «Der Monat ist für die Equity Hedge-, Event Driven- und Relative Value-Strategien gut gelaufen. Uneinheitliche Ergebnisse erzielten Global Macro- und Trend Following-Fonds. Das lag an den scharfen Richtungswechseln, den etliche Märkte in der zweiten Maihälfte verzeichneten.»

Und Lawler weiter: «Quer durch alle Strategien zählten Long-Positionen in Anleihen ebenso wie das Long-Engagement an den vielen Märkten, die drehten beziehungsweise stärker schwankten – wie der Energiesektor, japanische Aktien und Agrarrohstoffe –, zu den Trades, die Kummer bereiteten. Positive Beiträge leisteten unter den grösseren Trades dagegen gut gemanagte Positionen in US-amerikanischen und europäischen Aktien, ausserdem Long-Positionen im US-Dollar gegenüber mehreren anderen Währungen, das anhaltende Short-Engagement im Yen, eine Short-Position im australischen Dollar sowie Long-Positionen in Zinsvolatilität.»

Neue Entwicklung

Die Volatilität und Schwäche von Staatsanleihen, dem vermeintlich sicheren Hafen, ist eine neue Entwicklung, die viele Anleger besorgt stimmt. Über die Ursachen der Kursverluste, die US-Treasuries im Mai verzeichneten, wird noch debattiert, so Lawler.

«Die meisten Kommentatoren sehen den Hauptgrund in veränderten Erwartungen der Marktteilnehmer bezüglich des Zeitpunkts, an dem die amerikanische Notenbank die quantitative Lockerung voraussichtlich zurückfahren wird. Wir sehen aber auch Hinweise darauf, dass der Verkaufsdruck auf US-Treasuries mit einer besonderen Konstellation zusammenhing: Einerseits kam es an den Anleihemärkten zu erhöhten Schwankungen, andererseits waren grosse Hypotheken-Investoren gezwungen, zur Absicherung ihrer Bücher Treasuries zu verkaufen.»

Stark verunsicherte Anleger

Diesen Punkt sollte man nicht unterschätzen. Wenn, wie einige Hedge-Fund-Manager erklärt haben, dass die Schwäche der US-Staatsanleihen nicht nur durch Ängste vor einem Auslaufen der Geldmengen-Lockerung bedingt war, sondern vor allem auf diese beiden Faktoren (Verkauf von Treasuries, um Hypothekenbücher abzusichern beziehungsweise angesichts der gestiegenen Volatilität an den Staatsanleihemärkten das Risiko zu verringern) zurückzuführen war, dann könnten wir es eher mit einer einmaligen Bewegung der Treasury-Renditen zu tun gehabt haben als mit dem Beginn eines dauerhaften Anstiegs.

«Es wird sich zeigen, welcher Grund der wichtigere war. Auf jeden Fall sind Anleger mit grossen Anleihe-Portfolios im Mai stark verunsichert worden.»


Zum Thema: GAM Insight – Absolute-Return-Strategien: Performance Update