Alle reden von Bordeaux, viele trinken Toskaner. Doch es gibt Anbaugebiete, die kaum oder gar nicht auf dem Radar der Weinliebhaber stehen. finews.ch-Weinredaktor Peter Keller stellt fünf Regionen vor, wo man spannende Entdeckungen machen kann.

In der globalen Weinwelt gibt es praktisch keine Geheimtipps mehr. Man kennt (fast) alles oder hat zumindest schon einmal davon gehört. Trotzdem existieren Regionen, die etwas in Vergessenheit geraten sind und aus unterschiedlichen Gründen unterschätzt werden.

Entweder liegen die Weine nicht im Trend, oder die Gebiete haben mit einem schlechten Marketing das Image selber zerstört – der Beaujolais Nouveau lässt grüssen. Aber gerade dort, wo niemand hinschaut, lassen sich oft attraktive Entdeckungen machen – zu überaus fairen Preisen. Dies beweisen Beispiele aus fünf ausgewählten Weinregionen.

1. Elsass: Reich der Weissweine

Elsass Unsplash Jeff burrows1

Das französische Anbaugebiet nahe der Schweizer Grenze ist landschaftlich eine Idylle. An der Weinstrasse liegen verträumte Dörfer mit den typischen Riegelhäusern. In den Rebbergen dominieren weisse Sorten wie Gewürztraminer, Pinot Gris, Riesling und Chasselas.

Die Weine fristen hierzulande ein Mauerblümchen-Dasein – vielfach zu Unrecht. Traditionelle Güter sind im Elsass ebenso zu finden wie Newcomer. Zu den besten Häusern der Region zählt die Domaine Trimbach, die seit 1626 Weinbau betreibt. Sie konzentriert sich vor allem auf trockene Rieslinge. Mein Tipp: Riesling Alsace 2020, ein frischer, zugänglicher Weisswein (Preis: 22 Franken).

2. Rheingau: Spektakuläre Rotwein-Lage

Rheingau Foto wwwrheingaude

Deutschland bietet derzeit das beste Preis-/Genussverhältnis. Die Weine werden hierzulande weiterhin unterschätzt. Dabei dominieren in den 13 Anbaugebieten mit Riesling und Spätburgunder, sprich: Pinot noir, zwei exzellente Rebsorten. So befindet sich im Rheingau mit dem Assmannshäuser Höllenberg eine der spektakulärsten und hochwertigsten Lagen für Spätburgunder.

Auch Aufsteigerinnen wie die junge Carolin Weiler besitzen dort eine Parzelle. Sie fordert mit ihrem finessenreichen Wein die etablierte Konkurrenz heraus. Mein Tipp: Spätburgunder Assmannshäuser Höllenberg 2020, dicht, vielschichtig, herkunftsbezogen (Preis: 39 Franken).

3. Elgin: Kühles Gebiet am Kap der Guten Hoffnung

Elgin PaulCluverWines Facebook

Südafrika ist reich an unterschiedlichen Rebsorten, die in einem eher warmen Klima gedeihen. Doch es gibt eine Ausnahme: Das unbekannte Anbaugebiet Elgin, rund 70 Kilometer südöstlich von Kapstadt entfernt, gilt als eine der kühlsten Regionen am Kap. Sie liegt auf einem Plateau auf rund 400 bis 500 Metern über Meer.

Dementsprechend wohl fühlen sich hier Pinot noir und Chardonnay. Die Weine sind frisch, elegant und spannungsreich. Als Referenz gelten die Tropfen des Weinguts Paul Cluver. Mein Tipp: Estate Chardonnay 2018, ein aromatisch komplexer, druckvoller, aber nicht opulenter Weisswein (Preis: 27.50 Franken).

4. Barraida: Unterschätzte Region in Portugal

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Wer von Portugal spricht, meint in den meisten Fällen das Douro, eine berühmte, spektakuläre Gegend und als Unesco-Weltkulturerbe anerkannt. Ein Mauerblümchen-Dasein fristet dagegen der DOC-Bereich Barraida, der in der Region Beiras liegt.

Nahe der atlantischen Küste gelegen, werden hier bereits seit dem 14. Jahrhundert Reben angepflanzt. Unter erschwerten Bedingungen: Es ist kühl und regnet oft. Im Barraida dominiert mit Baga eine einheimische rote Sorte, die mehr als zwei Drittel der Rebfläche von rund 15'000 Hektaren belegt.

Im Idealfall ergeben sich spannungsreiche, finessenreiche und charaktervolle Weine. Dies zeigen die Winzerin Filipa Pato und ihr Ehemann William Wouters seit Jahren eindrucksvoll. Mein Tipp: Dynamica Tinto 2019, ein saftiger, druckvoller, eleganter Rotwein (Preis: 21 Franken).

5. Beaujolais: Gamay von Granitböden

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Leider bringt das Beaujolais seinen schlechten Ruf nicht wirklich los. Das ist schade, denn in diesem französischen Anbaugebiet steht mit dem Gamay eine höchst interessante Rebsorte zur Verfügung. Sie passt hervorragend zu den vorherrschenden Granitböden.

Die Spitze bilden die sogenannten zehn Cru-Gewächse wie Moulin-à-Vent, Fleurie, Morgon oder Brouilly. Eine innovative Generation von Winzern arbeitet seit Jahren nachhaltig, naturnah und keltert betörende, bekömmliche Weine der Extraklasse.

Zur absoluten Spitze zählt das Gut von Georges Descombes. Mein Tipp: Morgon Vieilles Vignes 2019, ein tiefgründiger Wein mit langem Nachhall (Preis: 32 Franken).