Goldman Sachs, J.P. Morgan, Citigroup und Morgan Stanley haben mit ihren Semester-Zahlen im Investmentbanking die Erwartungen übertroffen. Was bedeutet das für die Schweizer Grossbanken?

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass es sich beim «Fixed Income» um genau jene Sparte handelt, welche die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) im grossen Stil bereits abgebaut haben respektive noch damit beschäftigt sind.

Vor diesem Hintergrund dürften die Anleger umso gespannter sein, mit welchen Zahlen diese beiden Institute nächste Woche (CS am 28. Juli; UBS am 29. Juli) aufwarten.

Ein kontrastreiches Quartal

Vieles deutet darauf hin, dass das zweite Quartal 2016 ein höchst kontrastreiches war. Es ist darüber hinaus auch erst das dritte Viertel, das die CS unter ihrem CEO Tidjane Thiam sowie in ihrer neuen Struktur präsentiert, nachdem zuvor – in der alten Struktur – zwei Quartale mit einem Verlust geendet hatten.

Zusätzlich kommen die Zahlen nächste Woche zu einem Zeitpunkt, da die CS unverändert in der Kritik steht, da sie nach dem Ermessen vieler Aktionäre seit der Lancierung der neuen Struktur im vergangenen Oktober kaum überzeugt hat. Stattdessen sorgte sie mit internen Streitigkeiten, einem sehr schwachen Aktienkurs und anhaltenden Sparmassnahmen für eher negative Schlagzeilen.

In ein Wespennetz gestochen

Thiams Bemühungen, die risikogewichteten Aktiven in der CS-Bilanz zu reduzieren, wird einen Vergleich der Zahlen mit dem Vorjahr schon primär einmal erschweren; kommt hinzu, dass sich die CS-Investmentbanker in New York gegen die beschlossenen Massnahmen energisch zur Wehr setzten, wie auch finews.ch berichtete. In der Folge sah sich ein gewichtiger Investor sogar genötigt, mässigend einzugreifen, wie finews.ch meldete.

Tatsächlich stach Thiam mit seinem Druck auf die CS-Mitarbeiter an der Wall Street in ein Wespennest, allerdings dürfte er möglicherweise unterschätzt haben, wie sehr er gerade auf diese Investmentbanker angewiesen ist – nicht nur angesichts der nach wie vor angespannten Ertragslage, sondern auch, um gerade jene Geschäfte (im festverzinslichen Bereich), welche die CS nicht länger mehr betreiben will, ohne grössere Verluste herunterzufahren.

Einstimmung auf ein schwieriges Quartal

Gewöhnlich stimmen die meisten Grossbanken-Chefs im Verlauf des Frühsommers ihre Investoren an Konferenzen auf die Semesterresultate ihres Unternehmens ein. In diesem Jahr oblag diese Aufgabe unter anderem dem US-Chef der UBS, Tom Naratil, der dies namentlich an einer Veranstaltung der Deutschen Bank tat.

Naratils Präsentation befasste sich schwergewichtig mit dem US-Geschäft und weniger mit der Gesamtentwicklung der Bank. Obschon auch die CS-Verantwortlichen an diesem Anlass zugegen waren, verzichteten sie angesichts des laufenden Restrukturierungs-Prozesses jedoch auf einen Auftritt.

Devisenhandel als Rettungsanker?

Ein Vergleich mit den US-Banken, deren zweites Quartal wie erwähnt die Erwartungen übertraf, könnte Anlass zu einer gewissen Hoffnung für die UBS, CS wie auch für die Deutsche Bank geben, die sich unter dem früheren UBS-Finanzchef John Cryan ebenfalls in einem tiefgreifenden Reorganisationsprozess befindet.

Ein Augenmerk wird auf den Devisenhandel zu richten sein, weil er die Entwicklung im zweiten Quartal 2016 massgeblich beeinflusst haben dürfte. Denn nach dem Brexit-Votum vom 23. Juni kam es an vielen Finanzmärkten zu einer hohen Volatilität, was sich bei den Banken wiederum auf der Kommissionsseite positiv auswirkt. Dem steht allerdings ein nunmehr höchst schwaches britisches Pfund gegenüber.

Vor allem für die UBS dürfte sich dieser Umstand spürbar auf die Zahlen ausgewirkt haben, figuriert doch das Institut gemessen an seinem Marktanteil an dritter Stelle im Devisenhandel, wie eine Erhebung der britischen Fachzeitschrift «Euromoney» zeigt. Im Vergleich dazu figuriert die CS erst an sechster Stelle – sie dürfte also weniger davon betroffenen gewesen sein als Häuser wie Citigroup, J.P. Morgan oder eben die UBS.

Ein anderer Fokus

Im Gegensatz zu den US-Instituten, die schwergewichtig auf den nordamerikanischen Markt fokussiert sind, operieren die Schweizer Grossbanken breiter abgestützt, namentlich mit substanziellen Erträgen in Europa und in Asien. Eine der traditionellen Stärken der CS sind Verbriefungen (Securitized Products), die sich im zweiten Quartal 2016 bei den vergleichbaren US-Banken höchst unterschiedlich entwickelten.

Von den vier eingangs erwähnten Instituten (Goldman Sachs, Citigroup, J.P. Morgan sowie Morgan Stanley) legten zwei Häuser bessere und zwei Banken schlechtere Zahlen in diesem Geschäft hin. Entsprechend ist eine Prognose für diese Disziplin bei der CS eher schwierig.

Dass Goldman Sachs sehr gute Zahlen im Geschäft mit Zinsprodukten erzielte, dürfte wiederum für die CS positiv sein, hält sie doch in dieser Sparte ebenfalls einen hohen Marktanteil.

Faktor Asien

Wird am Ende der asiatische Markt, wo beide Schweizer Grossbanken stark sind, die Halbjahres-Zahlen begünstigen? Wohl kaum. Alle vier grossen US-Institute beklagten im dortigen Investmentbanking erheblich tiefere Erträge, was nicht sonderlich überrascht, sofern man sich an die scharfe Baisse an Chinas Börsen Anfang des Jahres erinnert; dieser Crash zog auch andere asiatische Finanzmärkte in Mitleidenschaft.

Gerade vor diesem Hintergrund wird es interessant sein, die Zahlen der CS am kommenden Donnerstag zu analysieren, weist sie doch seit der Repositionierung ihre Zahlen für die Region Asien-Pazifik gesondert aus.

Glättet das Private Banking die Dellen?

In der Vergangenheit war es häufig so, dass das stabile und einträgliche Private Banking (Vermögensverwaltung für Private) die Schwächen in anderen Sparten kompensierte. Doch dies dürfte heuer vermutlich auch nicht besonders der Fall sein.

Denn wie sich immer deutlicher zeigt, bleiben sehr viele wohlhabende Kunden auf Grund der konjunkturellen und politischen Entwicklungen und Volatilitäten auf ihren Vermögen sitzen. Sprich: Sie meiden Investitionen.

Selbst die Kunden in asiatischen Ländern, die sich früher gewissen Trends im Westen widersetzten, müssen sich inzwischen mit erheblich bescheideneren Renditen begnügen. Es gelingt ihnen kaum noch, sich der in weiten Teilen der Welt momentan eher pessimistischen Stimmung zu entziehen

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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