Bundesbern sollte nun klar sein, was auf dem Spiel steht
Die Delegation der UBS war hochkarätig. Ihr Gegenüber: Vertreter der Administration von US-Präsident Donald Trump. Diskutiert wurden die Möglichkeiten eines Strategiewechsel der Grossbank; in jenem Markt, in dem die Grossbank eine nationale Banklizenz anstrebt. Dabei war laut einem Bericht der «New York Post» vom Wochenende auch der Kauf einer US-Bank oder eine Fusion das Thema.
Die UBS wollte zu den Gesprächen selber keine Stellung nehmen. Sie dementierte das Treffen aber auch nicht.
Das sollte hellhörig machen.
UBS-Spitze fühlt sich hintergangen
Die UBS-Spitze hat also ganz offensichtlich begonnen, die Möglichkeiten eines Wegzugs aus der Schweiz konkret auszuloten. Es ist dies ganz offensichtlich mehr als ein loses Gedankenspiel des Verwaltungsrates der kombinierten Grossbank. «Es ist zwei vor zwölf. Der Verwaltungsrat diskutiert das Thema derzeit sehr intensiv», sagt ein Insider.
Überraschend ist dies nicht. Die Spitze der letzten Schweizer Grossbank ist enttäuscht von der Schweizer Politik. Mittlerweile bedauere man gar die Übernahme, heisst es auf dem Finanzplatz.
Zusicherungen bei der CS-Übernahme gebrochen?
Die UBS-Spitze fühlt sich hintergangen. Am Wochenende vom 19. März 2023, als die Übernahme der Credit Suisse (CS) durch die UBS festgezurrt worden ist, habe man der UBS-Spitze seitens des Eidgenössischen Finanzdepartements von Karin Keller-Sutter versichert, sie habe keine Nachteile zu befürchten.
Keine zwei Jahre später liegt eine Grossbankenregulierung auf dem Tisch, die verschärfte Eigenkapitalbestimmungen vorsieht und der Grossbank im internationalen Geschäft die Luft zum Atmen nimmt. Cevian-Chef Lars Förberg hat eine Brücke zum Zollstreit geschlagen: «Im Gegensatz etwa zu den 39 Prozent US-Zöllen auf Schweizer Güter treffen diese die UBS als einzige Bank auf der ganzen Welt. Damit wird ihre Wettbewerbsfähigkeit massiv eingeschränkt», sagte er gegenüber der «NZZamSonntag».
Imageverlust, Kreditklemme und noch mehr
Noch sind die Kisten nicht gepackt. Noch ist das Zügelunternehmen nicht bestellt. Doch Bundesbern täte gut daran, die Warnsignale nicht erneut zu überhören, wie schon im Drama um die CS.
Der Imageverlust wäre immens: Mit einem Wegzug der UBS würde der Finanzplatz Schweiz nicht nur seine letzte Grossbank verlieren und damit den Platz in der Champions League der Banken. Das Retailbanking würde verschwinden und mit ihm das ausgebaute Filialnetz. Einzig im Wealth Management würde noch ein Bookingcenter in der Schweiz verbleiben, so die Pläne.
Der Verlust an Einnahmen wäre gross: Bund, Kantonen und Gemeinden gingen viele Steuergelder verloren: jene der Grossbank selber, aber auch der gutbezahlten Mitarbeitenden.
Die Folgen für die Wirtschaft wären verheerend: Vor allem KMU würden es schwerer haben, an Kredite zu kommen. Weder Regionalbanken noch ausländische Institute könnten das entstehende Vakuum schliessen, das Kreditbuch der UBS in der Schweiz beläuft sich auf gut 350 Milliarden Franken.
Die USA wären der lachende Dritte: Es ist ein offenes Geheimnis: Der Finanzplatz Schweiz ist den USA ein Dorn im Auge. Spätestens nach der Insolvenz von Lehman Brothers haben sich die USA zum Ziel gesetzt, den hiesigen Bankenplatz zu neutralisieren. Die UBS würde in den USA mit offenen Armen empfangen.
Eine Bankenkrise – von der Politik verursacht
Die Gespräche der UBS-Spitze mit Vertretern der Trump-Administration sollten ein Weckruf für Bundesbern sein.
Bundesbern muss bei der Eigenkapitalregeln Korrekturen vornehmen– sonst riskiert die Schweiz sehenden Auges die nächste Bankenkrise. Diesmal von der Politik verursacht.