Gerüchte über eine Abwicklung der deutschen Tochter von J. Safra Sarasin kochen hoch. Doch die Privatbank schweigt. Es droht ein Scherbenhaufen, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

«J. Safra Sarasin zieht den Stecker in Deutschland», titelte finews.ch letzten Januar. Wie verschiedene Quellen damals übereinstimmend berichteten, wickelt die brasilianisch-schweizerische Privatbank ihre deutsche Tochter in den nächsten Monaten ab. Nach rund zehn Jahren Business im nördlichen Nachbarland blase das Institut zum Rückzug, hiess es.

Das Mutterhaus wollte dies damals nicht kommentieren. Die Gerüchte sind aber seither nicht verstummt – sondern jagen sich einen Monat später in noch schnellerer Folge.

Die brasilianische Eignerfamilie Safra stehe in Deutschland vor einem Scherbenhaufen, erklärte ein Branchenkenner gegenüber finews.ch. Potenzielle Käufer des Geschäfts winkten ab, da ihnen das Reputationsrisiko bei einer Übernahme zu gross sei, so die Quelle weiter. Demgegenüber koste die Abwicklung der Bank wohl Millionen von Euro.

Jobs in Gefahr?

Das sei noch nicht alles, sagt der Beobachter. Mehrere Dutzend Mitarbeitende könnten ihre Jobs verlieren – allfällige Abfindungen und Klagen drohten die Kosten für das Mutterhaus nochmals zu erhöhen. Ende 2015 beschäftigte J. Safra Sarasin Deutschland gemäss Geschäftsbericht rund 80 Angestellte.

Auf Anfrage von finews.ch hin wollte sich das Schweizer Mutterunternehmen auch diesmal nicht äussern. Das Institut hält an seiner Position fest: Gerade im Banking ist es eine verbreitete Strategie, Spekulationen nicht mit einer Antwort zu würdigen. Doch wie sich im Fall Sarasin herausstellt, entwickeln Gerüchte ein Eigenleben.

So berichtet ein anderer Kenner von J. Safra Sarasin Deutschland, dass nicht nur gegen aussen, sondern auch gegen innen beharrlich über das weitere Schicksal der Bank geschwiegen werde. Die Berater könnten ihrer Klientel so keine Klarheit verschaffen – und dieser wiederum reisse der Geduldsfaden. «Die Kunden reagieren sehr sensibel auf jede Meldung», so die Quelle. Teils hätten sie ihre Berater gar dazu gedrängt, dem Institut den Rücken zu kehren.

Abgänge im Kader

Die Folge offenbar: Nicht nur enttäuschte Berater, sondern auch die Kunden suchen bei der Deutschland-Tochter den Ausgang. In den letzten Monaten haben sich dort die Abgänge im Kader gehäuft, wie in deutschen Medien berichtete wurde.

Zuletzt ging Christian Mosel, der Leiter des Geschäfts mit institutionellen Kunden in Deutschland. In Frankfurt löste sich das Beraterteam um Markus A. Diekmann auf, und im Mai 2016 war Chief Operating Officer Jens Wolf von Bord gegangen. Schon damals mutmasste das deutsche «Private Banking Magazin» über eine mögliche Exit-Strategie.

Durchzogene Bilanz

Angesichts des Schweigens von J. Safra Sarasin muss es bei den Mutmassungen bleiben. Still bleibt es damit auch um eine allfällige Wende zum Besseren in Deutschland.

Schwarz auf weiss aus den Geschäftsberichten lesen lässt sich hingegen die Bilanz aus rund zehn Jahren Präsenz im Nachbarland. In all dieser Zeit schrieb J. Safra Sarasin dort nur 2010 und 2011 schwarze Zahlen. Im Jahr 2015 wies die deutsche Tochterbank einen Verlust von 8,8 Millionen Euro aus.

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