Trotz eines branchenweiten Filialsterbens und verändertem Kundenverhalten will die Regionalbankengruppe Clientis keine Geschäftsstellen schliessen – weil sie ein neuartiges Konzept lanciert.

Der Trend ist hinlänglich bekannt: Kostenüberlegungen und der unaufhaltsame Vormarsch der Technologie (Stichwort Digitalisierung) veranlasst viele Banken, die Zahl ihrer Geschäftsstellen drastisch zu reduzieren. So gab erst vergangene Woche die Raiffeisen-Gruppe bekannt, weitere 17 Niederlassungen zu schliessen, wie auch finews.ch berichtete.

Und Raiffeisen-CEO Patrik Gisel sagte im vergangenen August auch unmissverständlich: «Ich denke, unsere Filialdichte wird in den nächsten zwei Jahren auf 800 Standorte sinken». Derzeit betreibt die drittgrösste Bankengruppe der Schweiz 955 Geschäftsstellen. Neben Raiffeisen verdünnt etwa auch die Grossbank Credit Suisse ihr Filialnetz, wie finews.ch ebenfalls verschiedentlich berichtete.

«Formatwechsel» vollzogen

Obschon viele Kunden tatsächlich seltener eine Filiale aufsuchen, sehen die 15 Regionalbanken der Clientis Gruppe keinen Grund, ihr Geschäftsstellennetz zu verkleinern, wie Andreas Buri, CEO der Clientis AG, am Mittwoch gegenüber finews.ch erklärte. Aktuell unterhält die Gruppe vorwiegend in der Deutschschweiz 69 Geschäftsstellen. Und dabei soll es auch bleiben.

Und zwar weil die Clientis Banken einen «Formatwechsel» realisiert haben. Neben einer 24-Stunden-Automatenzone werden einzelne Filialen zu reinen Beratungsstandorten oder aber zu gemeinsamen Beratungszentren mit Drittanbietern umgewandelt.

Treuhänder und Anwälte willkommen

Letzteres ist eine Novität in der Schweizer Bankenlandschaft. Mit Drittanbietern sind beispielsweise Treuhandbüros oder Rechtsanwälte gemeint, die mit der Bank die Räumlichkeiten teilen und – wo möglich – auch mit dem jeweiligen Institut kooperieren – etwa wenn ein Kunde eine Vorsorgeberatung oder eine Finanzplanung wünscht.

So können die Banken ihre Filialkosten senken und bleiben – ihrem Credo entsprechend – der Kundennähe verpflichtet, was wiederum eines ihrer Differenzierungsmerkmale ist. Denn die Clientis Banken gewähren Kredite praktisch nur in ihrem Einzugsgebiet, wo sie die Kunden kennen und die Risiken am besten abschätzen können.

Im Promillebereich

Ihre Wertberichtigungen für Ausfallrisiken sind entsprechend gering; sie haben in den vergangenen Jahren sogar abgenommen und betrugen 2016 ein halbes Prozent. Die effektiven Kreditverluste beliefen sich sogar auf nur auf 0,1 Promille und lassen sich damit als marginal bezeichnen.

Vor diesem Hintergrund relativiert Clientis-CEO Buri denn auch die seit Jahren dargestellte drohende Immobilienblase in der Schweiz. «Wir gehen davon aus, dass uns die Folgen des Platzens einer allfälligen Blase nicht substanziell treffen würden, zumal unsere Banken ohnehin nicht in den sogenannten Hot-Spot-Regionen aktiv sind», sagte er.

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