Das Zinsengeschäft ist das Standbein der Kantonalbanken. Doch es ist schwieriger und riskanter geworden. finews.ch zeigt, wo die Abhängigkeiten am grössten sind.

Die Entwicklung der Zinsmarge ist ein guter Indikator für die Ertragskraft der Schweizer Kantonalbanken. Baut doch ihr Geschäft zu rund zwei Dritteln auf dem Kreditgeschäft auf.

Diese Marge ist indessen seit Jahren im Sinkflug. Tiefe oder gar negative Zinsen sowie steigende Kosten für Regulierung und Compliance liessen diese Marge immer weiter schrumpfen. Gemäss einer Studie des Beratungsunternehmens EY sank sie im Verlaufe von 2015 auf durchschnittlich 117 Basispunkte, ein Wert, der im Verlaufe des vergangenen Jahres noch weiter fiel.

Zinssmarge

(Quelle: EY)

Gleichwohl haben 13 der 24 Kantonalbanken im vergangenen Jahr ihr Betriebsergebnis gesteigert. Was finews.ch bereits nach dem ersten Halbjahr 2016 festgestellt hatte: Die meisten Kantonalbanken konnten dabei ihren Zinserfolg sogar deutlich verbessern – trotz Negativzinsen, hartem Wettbewerb und Abkühlungstendenzen im Immobilienmarkt.

Die Abhängigkeit vom Zinsdifferenzgeschäft und damit vom Hypothekarmarkt ist bei einem Grossteil der Kantonalbanken noch immer eklatant. Wie eine Aufstellung von finews.ch zeigt, liegt diese Abhängigkeit bei der Glarner Kantonalbank (GLKB) mit einem Anteil von fast 86 Prozent am gesamten Geschäftserfolg am höchsten. An zweiter Stelle figuriert die Freiburger Kantonalbank (FKB) mit gut 82 Prozent, an dritter Stelle die Appenzeller Kantonalbank mit mehr als 80 Prozent.

KB Zinsen Kl

Die Aufstellung zeigt am anderen Ende die Waadtländer (BCV) und die Basler Kantonalbank. Es sind die einzigen Institute, deren Anteil des Zinserfolgs am Geschäftsergebnis unter 50 Prozent liegt. Der Zürcher Kantonalbank (ZKB) gelang dank der Übernahme des Asset Managers Swisscanto ebenfalls eine deutliche Verringerung der Abhängigkeit vom Zinsdifferenzgeschäft.

Differenzierung oder Ausweitung

Entsprechend zeigt sich eine Bankenlandschaft, die, entgegen dem ersten Eindruck, überaus heterogen ist. Sprich: Eine Reihe von Kantonalbanken baut auf einem diversifizierten Geschäftsmodell auf, bei dem neben dem Kreditgeschäft auch Private Banking und Asset Management eine Rolle spielen.

Die weniger diversifizierten Kantonalbanken begegnen der Zinsmargen-Erosion, indem sie ihr Hypothekarvolumen laufend ausbauen. Die beiden Zins-Spitzenreiter, die GLKB und die FKB, weiteten ihre Bilanz allein im Jahr 2016 um 5,8 respektive um 4,5 Prozent aus. Das rechnet sich. Denn die Banken können ihren Hypothekarschuldnern immer noch Zinsen verrechnen, die klar im positiven Bereich liegen.

Gleichzeitig bedeutet diese nun schon seit Jahren dauernde Ausweitung des Hypothekarkreditvolumens zum einen eine Erhöhung der Bilanzrisiken, und zum anderen stellt sie kein nachhaltiges Wachstumsmodell dar.

Boom der Online-Verkäufer

Denn der Schweizer Immobilienmarkt kann nicht ewig weiterwachsen. Anders gesagt: Die Kantonalbanken können nur mehr Geschäft generieren, wenn sie über ihr Einzugsgebiet hinausgehen oder indem sie die Kreditvergabe erhöhen.

Die GLKB beispielweise setzt auf einen grösseren Markt: Ihr 2013 lancierter «Hypomat», eine Online-Hypotheken-Applikation, die auch ausserhalb des kantonalen Einzugsgebiet zum Einsatz kommt, hat in manchen Jahren zu zweistelligen Wachstumsraten geführt.

Inzwischen gehört die Online-Kreditvergabe zum Standard vieler Kantonalbanken, wobei eine ganze Anzahl Institute den GLKB-«Hypomaten» in Lizenz haben – etwa die FKB.

Lockerung der Vergabekriterien

Dass Kantonalbanken erhöhte Risiken eingehen, indem sie die Kreditvergabe lockern, lässt sich zwar nicht erhärten. Doch liegt diese Annahme angesichts der anhaltenden, über dem Marktwachstum liegenden Volumenausdehnung vieler Institute nahe.

Die Raiffeisen-Gruppe, die in diesem Vergleich nicht berücksichtigt ist, hatte sich vergangenes Jahr sogar dafür eingesetzt, die Vergabekriterien für Hypothekarkredite zu lockern und den Tragbarkeitszins zu senken. Im Gegenzug drückten andere Institute, etwa die ZKB, in den vergangenen Jahren deutlich auf die Bremse.

Schwieriger Aufbau anderer Geschäftszweige

Dass die Kantonalbanken ihr Hypothekargeschäft weiter forcieren, entspricht einerseits sicherlich ihrem Leistungsauftrag als Darlehensgeber in ihrer jeweiligen Wirtschaftsregion. Schaut man indessen auf den Geschäftsmix, so scheint er auch teilweise aus der Not geboren.

Nur wenigen Kantonalbanken ist es bisher gelungen, ihr Geschäftsmodell nennenswert zu diversifizieren – beispielsweise in der Vermögensverwaltung für wohlhabende Kunden oder im Handelsgeschäft.

Was geschieht, wenn die Zinsen steigen?

Dabei ist das Private Banking keineswegs eine Domäne jener Institute in urbanen Einzugsgebieten. Die Graubündner Kantonalbank etwa hält seit bald 20 Jahren die Mehrheit an der Bellerive Privatbank in Zürich, und vergangenes Jahr beteiligte sie sich auch noch am Vermögensverwalter Albin Kistler.

Welche Risiken sich die Kantonalbanken mit der Ausdehnung des Hypothekarvolumens aufladen, wird sich spätestens dann zeigen, wenn das Zinsniveau in der Schweiz wieder steigt und die Banken ihren Schuldnern höhere Zinslasten übertragen müssen.

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