Die Branche treibt den digitalen Wandel nach erstem Zögern nun kräftig voran. Doch je mehr Dienste lanciert warden, desto mehr zeigt sich: Die Banken haben die Rechnung ohne ihre Kunden gemacht.

Die Botschaft ist nun auch in der Provinz angekommen: Drei von vier Schweizer Regionalbanken verfügen bereits über eine Digitalisierungsstrategie, wie einer jüngst publizierten Studie zu entnehmen war. Die grossen Player im Land sind ihrerseits längst zur Umsetzung übergegangen.

Fast täglich vermelden sie neue Dienste und Produkte – so die Integration der helvetischen Bezahlapp Twint oder jüngst bei der Credit Suisse das digitale Onboarding für Schweizer Kunden.

Rebellion statt Begeisterung

Indes, es häufen sich auch Meldungen, die nicht so recht zur Aufbruchstimmung im Swiss Banking passen wollen. Die Kunden nämlich, denen die Banken nach eigenen Angaben mit digitalen Tools das Leben erleichtern wollen, lassen sich von der marketingbefeuerten Begeisterung nicht so recht anstecken. Mehr noch: Sie nehmen zunehmend eine Verweigerungshaltung ein – und rebellieren in aller Öffentlichkeit.

1. Festhalten an den Filialen

Wie am Donnerstag bekannt wurde, hat die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) auf Druck der Gemeinde Reigoldswil einlenken müssen. Das Staatsinstitut wollte sich von der Ortschaft verabschieden – und muss nun mit einem Pilotversuch für die Schliessung der Filiale kompensieren.

Am (gestrigen) Mittwoch gelang dafür der Hypothekarbank Lenzburg ein PR-Coup im Aargau: Die «Hypi» hat der Gemeinde Fahrwangen den Betrieb eines Bancomaten angeboten, nachdem der Ort seit dem Rückzug der Aargauer Kantonalbank Anfang 2014 bankenlos ist.

Das mögen Einzelfälle sein. Doch es zeigt sich, dass die Logik der Banken, die Digitalisierung der Gesellschaft in Einsparungen beim Filialnetz umzumünzen, reichlich hapert.

2. Das Bare bewahren

Nach langer Verzögerung nehmen derzeit zahlreiche Schweizer Banken die helvetische Bezahl-App Twint in Betrieb. Mit welchem Erfolg, steht noch aus. Von Twint-CEO Thierry Kneissler ist jedoch das Diktum bekannt, dass der grösste Feind der digitalen Brieftasche das Bargeld sei.

Tatsächlich halten die Schweizer – anders als die Schweden etwa – an ihren Franken und Rappen eisern fest. Studien zufolge werden im Schweizer Einzelhandel 60 Prozent aller Käufe bar bezahlt, was eine Fintechfirma schon auf die Idee brachte, ihr Geschäftsmodell auf Barem aufzubauen.

Ein starkes Bekenntnis zum Cash kam kürzlich auch von hochoffizieller Seite. So hat der Bundesrat in Absprache mit der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vorgeschlagen, dass alte Banknoten «ewig» gültig bleiben sollen. Twint, Apple Pay und anderen digitalen Brieftaschen zum Trotz: Punkto Bargeld wird sich die Schweiz nicht so schnell in Schweden verwandeln.

3. Onboarden wollen nur die Jungen

Nachdem die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) die Online-Kontoeröffnung erlaubte, bieten immer mehr Banken ein so genanntes Digital Onboarding an. Doch die Erfahrungen der Pioniere mit dem Angebot sind bisher eher ernüchternd, wie eine Analyse des UBS-Angebots durch das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) zeigt.

In den vergangenen sechs Monaten gab es beim UBS-Dienst weder steigende Wachstumsraten noch Einbrüche zu verzeichnen, so das IFZ. Setzt man die Gesamtzahl der Online-Onboardings in das Verhältnis zur Gesamtzahl der traditionellen Kontoeröffnungen, wird deutlich, dass vor allem 18- bis 29-Jährige Personen das digitale Angebot nutzen. Personen, die älter als 65 sind, nutzen das Angebot praktisch nicht mehr. Ebenfalls weist die IFZ-Analyse auf einen Stadt-Land-Graben hin.

Mobile Banking mit dem Bus

Das bringt die Banken in die Zwickmühle. Das Rad der Digitalisierung zurückdrehen können sie nicht. Gleichzeitig müssen sie feststellen, dass Technologie nicht nur verbindet, sondern auch ausschliesst. Im Fall der Banken trifft letzteres tendenziell auf die Landbevölkerung und die älteren Generationen zu. Das wiegt in einem Metier doppelt schwer, in dem oftmals 60 Prozent der Privatkunden älter als 50 Jahre sind.

Es zeichnet sich ab, dass der Branche ein langes Lavieren zwischen analog und digital bevorsteht. Die BLKB etwa schickt nun einen Bankbus nach Reigoldswil. So kann man Mobile Banking auch verstehen.

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