Turnaround, Firmenraider, Lohnkürzung: Der Chef des Schweizer Asset Managers GAM hatte es letztens nicht leicht. Doch nun findet Alexander Friedman, seine Zunft habe die Prügel verdient.

Rudolf Bohli sorgt mit seinem Hegdefonds RBR Capital Advisors gerade wieder für Schlagzeilen. Vom Schweizer Firmenraider kann auch Alexander Friedman ein Lied singen: Im vergangenen Februar hatte Bohli den Kopf des GAM-Chefs gefordert. Der Amerikaner sei der «falsche Kapitän», um den Asset Manager in die Zukunft zu führen, polterte der Küsnachter Hedgefondsmanager damals.

Damit durchgedrungen ist RBR nicht. Friedman behielt den Chefposten beim Fondshaus, das am (heutigen) Donnerstag durchaus anprechende Zahlen präsentieren konnte. Dennoch haben ihn die Turbulenzen nachdenklich gestimmt. Dies ist jedenfalls der Eindruck, den der einstige «Highflyer» jüngst am «Bloomberg Swiss Day» in Zürich machte, wo finews.ch zugegen war.

Tritt in den Hintern

«Wir Asset Manager», sagte der GAM-Chef vor vollen Rängen, «haben von hohen Margen profitiert und es lange verpasst, uns zu bewegen». Es sei deshalb «höchste Zeit, dass wir einen Tritt in den Hintern kriegten», folgerte der Finanzprofi.

Sich anzupassen, darum kämen insbesondere jene Fondshäuser nicht herum, die wie GAM ihre Anlagen «aktiv» verwalteten, betonte Friedman an der Konferenz. Denn die nächsten Jahre würden sich grundsätzlich von der Vergangenheit unterscheiden.

Zwar, orakelte Friedman weiter, würde der allmähliche Rückzug der Notenbanken von ihrer ultralockeren Geldpolitik zu Börsenschwankungen führen. Dies spiele jedoch aktiven Investoren in die Hände. Doch gleichzeitig sei die Branche mit dem Aufstieg der Maschinen konfrontiert. Und dabei bleibe wohl kein Stein auf dem andern.

Der grosse Game Changer im Asset Management

Die Nutzung von Investment- und Trading-Algorithmen sei im Asset Management gut etabliert, so der GAM-Chef. Sein Unternehmen mache in diesem Feld vorwärts, sagte er. Eher nützlich denn gefährlich sei der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Dank lernenden Maschinen liessen sich Risiken schneller erkennen und Abläufe effizienter gestalten, betonte Friedman.

Hingegen müsse sich die Branche vor dem Aufstieg der Quantencomputer fürchten. Diese könnten in Sekundenbruchteilen gewaltige Datenmengen durchpflügen und Handelssignale finden, die heute schlicht unsichtbar seien. Das werde der grosse «game changer» im Asset Management, glaubt der GAM-CEO.

«Wir wären die Hunde»

Und kam plötzlich auf seinen Labrador zu sprechen. Der Hund habe sich daran gewöhnt, beim Frühstück ein Leckerli von ihm zu bekommen. Vergesse er dieses, werde das Tier höchst ungehalten, berichtete Friedman: Das sei das Wesen der Anpassung.

Doch Menschen seien in der Lage, den Wandel zu reflektieren und sich auf Veränderungen einzustellen. Das müssten jetzt auch die etablierten Asset Manager leisten, warnte Friedman. «Tun wir es nicht, dann sind wir die Hunde – und die Big-Data-Firmen die neuen Herrchen»

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