Als Staatsekretär für internationale Finanzfragen musste er streng sein mit den Schweizer Banken. Seit Anfang präsidiert Jacques de Watteville die BCV – und ist darüber selber am meisten überrascht.

2012 hatte sich Jacques de Watteville als Botschafter nach Peking versetzen lassen – als letzte Station seiner langen Diplomatenkarriere, wie er glaubte.

Doch dann kam es ganz anders. Ein Jahr später übernahm de Watteville das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) und avancierte unversehens zum obersten Unterhändler des Schweizer Finanzplatzes in einer heissen Phase. Sein Vorgänger Michael Ambühl hatte 2013 den Hut genommen, obschon der Steuerstreit mit dem Ausland noch keineswegs ausgestanden war.

Negativzinsen statt EU-Verhandlungen

Anfang Jahr wandelte sich der Diplomat definitiv zum Banker. Per 1. Januar übernahm de Watteville das Präsidium der Waadtländer Kantonalbank (BCV), des zweitgrössten Staatsinstituts des Landes. Damit ist der gebürtige Lausanner sozusagen heimgekommen. Trotzdem resümierte der 66-Jährige nun gegenüber der Westschweizer Zeitung «Le Temps» erstaunt: «Ein solches Karrierenende hätte ich mir niemals träumen lassen.»

Allerdings sei die BCV keine Bank wie jede andere, relativierte de Watteville. Sie habe einen klaren Leistungsauftrag gegenüber der Waadt, seinem Heimatkanton. Hinzu komme ein ausgesprochenes Gespür für Risiken. Das sei ihm schon in seiner Zeit als Staatssekretär beim SIF aufgefallen.

In der neuen Charge muss er sich der Karrierediplomat, der ab 2015 zusätzlich als Chefunterhändler der Schweiz bei der EU wirkte, mit den vergleichsweise farblosen Sorgen einer Bankführung abgeben: Volatile Börsen, Negativzinsen, und natürlich die ausufernden Vorschriften und Gesetze.

Einmal Diplomat, immer Diplomat

De Watteville sieht sich als Garant der Kontinuität. Bei der BCV will er den Weg verfolgen, den sein Vorgänger Olivier Steimer und das Management unter Chef Pascal Kiener eingeschlagen haben. Persönlich will sich der ehemalige Bundesbeamte als Bindeglied zwischen Kanton, dem Verwaltungsrat und dem Management des Staatsinstituts ins Zeug legen.

Damit zeigt sich: Ganz von der Diplomatie lassen kann de Watteville offenbar doch nicht.

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