Auf dem vom Private Banking dominierten Schweizer Finanzplatz bilden die Investment Banker eher eine Randgruppe. Doch der Bedarf an ihrer Expertise steigt.

Ein guter Indikator für Entwicklungen auf dem Schweizer Finanzplatz sind die verschiedenen Job-Indizes. Wo sich ein Aufschwung ankündigt und bereits gute Geschäfte gemacht werden, steigt der Bedarf an Know-how und Expertise jeweils an. So waren in den letzten Jahren vor allem Compliance-Spezialisten gefragt – und mit der Besserung im Private Banking auch wieder Kundenberater.

Nun zeigt der Job Index von Michael Page, einem grossen Personaldienstleister: Die Nachfrage nach Investment Bankern ist in der Schweiz zuletzt zweistellig gestiegen. Genauer gesagt: Innerhalb des vergangenen Monates stiegen die Job-Inserate, in den die Kapitalmarkt- und Industriespezialisten gesucht wurden, um 15 Prozent an.

Michael Page IB

Dies sei der stärkste Anstieg, seit Michael Page mit dem Schweizer Job-Index im Jahr 2012 an den Start gegangen sei. Überrascht zeigte sich der Personaldienstleister auch vom Fakt, dass in der Post-Bonus-Periode Investment Banker stärker nachgefragt sind.

Die Spitze des Eisbergs

Es ist dies ein klare Indiz, dass dieser Zweig im Schweizer Banking derzeit stärkere Blüten treibt. Nicolai Mikkelsen, Director bei Michael Page, bezeichnete den steilen Anstieg der Nachfrage nach Investment Bankern denn auch als Spitze des Eisberges. «Die meisten Spitzenpositionen werden nicht öffentlich ausgeschrieben», so Mikkelsen.

Tatsächlich hat sich in den letzten Monaten der Schweizer Investment-Banking-Markt bewegt – und einmal mehr sind es insbesondere die ausländischen Institute, die hier Opportunitäten suchen und den beiden Platzhirschen Credit Suisse (CS) und UBS einen harten Kampf um Marktanteile bieten.

Ausländische Institute kämpfen gegen Platzhirsche

So sind insbesondere die US-Institute Bank of America und J.P. Morgan den Schweizern in ihrem Heimmarkt eng auf den Fersen, wie die CS kürzlich selber verriet. Im M&A-Geschäft liegt Bank of America derzeit sogar an der Spitze. Und gerade in dieser Spezialdisziplin zeigt sich, dass auch kleinere, ausländische Boutiquen Evercore oder Alantra in der Schweiz punkten.

Die französische BNP Paribas hat bereits letztes Jahr ihren Angriff auf den Schweizer Markt begonnen und konzentriert sich auf das Segment mittelgrosser Schweizer Firmen mit mehr als 200 Millionen Franken Umsatz.

Das IPO-Geschäft brummt

Die Attraktivität der Schweiz zeichnet sich unter anderem durch eine hohe Konzentration globaler Konzerne und Marktführer aus. Praktisch jedes Jahr findet hierzulande ein Multi-Milliarden-Deal statt, der für Investmentbanken Gebühren verspricht.

Auch das Schweizer Emissionsgeschäft brummt derzeit. Am Donnerstag gingen gleich zwei vielversprechende Börsengänge über die Bühne: Die Emissionen der Aktien von Sensirion und Medartis waren dabei mehrfach überzeichnet. Während bei Sensirion die CS und J.P. Morgan die federführenden Banken waren, konnte eine kleine Boutique bei Medartis punkten.

Know-how sticht

Die hierzulande kaum bekannte und in London und Paris ansässige Investmentbank Bryan, Garnier & Co war zusammen mit der Zürcher Kantonalbank Bookrunner. Die Rollen waren dabei klar verteilt. Bryan, Garnier & Co brachte das spezifische Medtech-Know-how und internationale Investorennetzwerk mit.

Bryan, Garnier & Co ist somit ein weiteres Anzeichen, dass das Schweizer Investmentbanking derzeit aus dem Schatten tritt. Seit Jahresbeginn hat das Institut ein Office in Zürich. Geleitet wird es von Dan Dysli, einem Industrie-Veteranen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.57%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.89%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.98%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.03%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.53%
pixel