Die Privatbank EFG International kommt nicht vom Fleck. Dadurch mehren sich die Gerüchte, die Besitzerfamilie sei mit ihrem Investment nicht mehr zufrieden. Was bedeutet das?

Anleger und Investoren hatten diese Woche keine Freude am neusten Halbjahresresultat der Schweizer Privatbank EFG International. Die Aktie setzte ihren schon sechs Monate andauernden Sinkflug fort.

Das in Zürich ansässige Finanzinstitut tritt am Ort: Sein Gewinn schwächte sich ab, das Neugeldwachstum ist kaum der Rede wert, und CEO Giorgio Pradelli rechnet im zweiten Halbjahr 2018 mit weiteren Geldabflüssen sowie mit erheblichen Restrukturierungskosten. Fortschritte erzielen einzig die geplanten Kosteneinsparungen, die sich aus der Übernahme der Tessiner Privatbank BSI ergeben.

Unzufrieden mit der Rendite

John LatsisDas ist zu wenig – offenbar auch für den erst kürzlich in den Verwaltungsrat eingetretenen John Spiro Latsis (Bild links). Als Vertreter der dritten Generation steht er nun zunehmend in der Verantwortung, das beträchtliche Vermögen der griechischstämmigen Familie zu verwalten und weiter zu vermehren. Auf dem Schweizer Finanzplatz kursiert allerdings seit geraumer Zeit das Gerücht, dass er mit dem Investment in EFG International und vor allem mit der daraus erzielten Rendite nicht mehr zufrieden sei. Die Familie Latsis hält über ihre in Luxemburg ansässige EFG insgesamt 44 Prozent an dem Schweizer Institut, und der 72-jährige Spiro Latsis, also der Vater von John, sitzt im Verwaltungsrat der Bank. 

Nicht überraschend will EFG International dieses Gerücht nicht kommentieren.

Im Fiasko geendet

Tatsächlich waren die vergangenen Jahre für die Privatbank und insbesondere für ihre Aktionäre beschwerlich und wenig erfreulich. Die noch unter CEO Joachim Strähle durchgeboxte Übernahme der BSI hätte beinahe im Fiasko geendet. Das Tessiner Institut war tief in den Geldwäschereiskandal rund um den malaysischen Staatsfonds 1MDB verwickelt und wurde faktisch von den Regulierungsbehörden in Singapur der Finma in der Schweiz geschlossen.

Dabei hätte die BSI-Übernahme die Privatbank EFG mit einem Schlag zu einem globalen Player im Wealth Management katapultieren sollen. Doch auch die kumulierten 142 Milliarden Franken an verwalteten Kundenvermögen sind zu wenig, um diesem Anspruch gerecht zu werden.

Widerwillige Aktionäre

Insofern müsste Institut über weitere Übernahmen wachsen – was offenbar auch zu den Plänen des Unternehmens gehört. Dafür würde die Bank frisches Kapital benötigen, was die meisten Aktionäre nicht wohl nicht liefern würden, nachdem sie bereits die BSI-Übernahme eher widerwillig mitgetragen haben. Zudem wäre wiederum ein erhöhtes Engagement der Familie Latsis notwendig.

Sollte John Latsis, der eine Akademikerkarriere verfolgt, das Engagement in die EFG International tatsächlich in Frage stellen, könnte dies sogar in einen Verkauf der Bank münden.

Unscharfes Profil

Das ist aus mancherlei Gründen nicht auszuschliessen. Erstens stand das Unternehmen schon einmal kurz vor einem Verkauf: Ein entsprechender Deal mit Julius Bär scheiterte 2015. Zweitens gehört EFG International mit seiner Grösse in die Bankenkategorie «Zu klein zum Leben – zu gross zum Sterben».

Drittens sind die Chancen auf organisches Wachstum im klassischen Private Banking angesichts der riesigen Konkurrenz beschränkt – namentlich in der Schweiz sind etliche Häuser fokussierter und stärker positioniert. Viertens fehlt es EFG International an Profil. Als Schweizer Privatbank mit einem marktspezifischen Angebot, einem starken Kundenfokus oder breitem Service- und Investmentangebot hebt sich das Institut zu wenig ab.

Fit für einen Verkauf

Ein Kenner der Bank sagte kürzlich gegenüber finews.ch: «Die Lösung lautet wohl, die Bank fit zu trimmen und sie für einen Verkauf herauszuputzen.» Die Wachstumschancen seien schlicht zu gering. In der anhaltenden Konsolidierung in der Branche würde ein Kaufobjekt wie die EFG bestimmt auch internationale Interessenten auf den Plan rufen.

Die Bank wollte keinen Kommentar dazu abgeben, wie sie sich gegenüber einem allfälligen Kaufangebot verhalten würde. Wie immer in solchen Situationen hängt am Ende alles vom Preis ab. Mit der aktuellen Börsenbewertung von etwas über 2 Milliarden Franken ist der unmittelbare Zeitpunkt für einen Verkauf allerdings noch nicht gekommen.

Vielmehr liegt es nun an CEO Giorgio Pradelli, der als langjähriger Mitarbeiter der EFG der Familie Latsis sehr nahe steht, den Aktienkurs in die Höhe zu schrauben. Er wird dies vor allem dadurch erreichen, dass er die bis 2019 anvisierten Kosteneinsparungen von 240 Millionen Franken schafft. Dann ist die Privatbank wieder fit – fit für einen Verkauf.

 

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