Es ist ein Vergehen mit geringem Risiko und hohen Erfolgschancen: das Sprengen von Geldautomaten – in Deutschland zunehmend ein Volkssport. In die Schweiz wagen sich die Panzerknacker hingegen nicht vor. Warum?

Es ist ein oft zitiertes Klischee: die Sparwut der Deutschen. Am Sparen ist zwar nichts auszusetzen, doch in diesem Fall führt es im nördlichen Nachbarland zu einer Epidemie des Verbrechens: Wegen der Pfennigfuchserei der dortigen Banken treiben Panzerknackerbanden seit Jahren mit der Sprengung von Geldautomaten ihr Unwesen.

Gerade hat die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (Artikel bezahlpflichtig) wieder in der Statistik nachgegraben: Allein im ersten Halbjahr 2018 verzeichnete das Bundeskriminalamt 187 Fälle von Geldautomaten-Sprengungen. Ein Drittel mehr als im Vorjahr.

Im Vergleich dazu die Schweiz, dem Land mit einer der höchsten Bankomat-Dichten überhaupt: null Sprengungen.

Der Spuk in drei Minuten vorbei

Das stets nächtliche Vorgehen der hoch organisierten Verbrecherbanden – sie kommen aus den Niederlanden, Frankreich oder aus dem Osten – ist relativ einfach. Manchmal müssen sie nur eine Tür zum Eingangsbereich der Bankfiliale aufbrechen.

Dann leiten sie ein Gasgemisch in den Geldautomaten, zünden den explosive Cocktail an und verschwinden mit dem Bargeld. Das Ganze dauert gerade mal drei Minuten. Die Polizei sei meist machtlos, heisst es in den gehäuften Medienberichten zum deutschen Panzerknacker-Phänomen.

Sportwagen gegen Polizei-Helikopter

Die Beute ist lukrativ: Mehrere zehntausend bis über 100'000 Euro pro Sprengung. Die Banden nutzen Sportwagen zur Flucht – da sei auch ein Polizeihubschrauber machtlos, heisst es.

In der Schweiz gab es vereinzelt auch schon Sprengungen: Im Dezember 2015 in Genf beispielsweise und wenige Monate später im Kanton Jura. Doch seither herrscht Ruhe, während es in Deutschland «wieder häufiger knallt», wie die «FAZ» konstatiert.

Die Schweizer Banken sowie Hersteller wie NCR hatten umgehend reagiert. Die Automaten wurden aufgerüstet: Mit Gegengas beispielsweise oder mit Zündern, die das Gasgemisch verzischen lassen, Farbkartuschen, die durch die Explosion Geld und Täter kennzeichnen.

Schweizer Banken haben aufgerüstet

Eine weitere Methode sind Dämmmatten, die den Hohlraum im Automaten so stark verringern, dass sich das explosive Gas nicht ausbreiten kann. Neuere Modelle sind ohnehin sprengsicher – viele Schweizer Banken rüsteten angesichts der Probleme ihrer deutschen Konkurrenten ihre Automaten enorm auf.

Warum «boomen» also die Geldautomaten-Sprengungen in Deutschland, wo die Finanzinstitute das Problem eigentlich längst erkannt haben? Ein Grund scheint zumindest der ausgeprägte Sinn fürs Sparen zu sein.

So sprach sich die Deutsche Kreditwirtschaft, das Sprachrohr der fünf deutschen Bankenverbände, gegen eine pauschale Aufrüstung aus. Diese sei weder zielführend noch sinnvoll.
Gemeint ist wohl: Eine pauschale Aufrüstung ist zu teuer für die einzelnen Banken.

Kosten gegen Prinzip Hoffnung

Die «Welt» zitierte einen Schadenversicherer, der beobachtet hat, dass die Banken die Kosten für den Einbau von Sicherheitstechnik in die Geldautomaten gegen die Prämien der Versicherer abwägen würden.

Manche Institute machten eine klassische Arbitrage: Gefährdete Standorte würden aufgerüstet, bei anderen käme das Prinzip Hoffnung zum Zug, dass schon nichts passieren würde. Ob die deutschen Versicherer nun ihre Schadensprämien erhöhen, ist nicht bekannt.

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