Für die geplante digitale Börse der SIX haben sich noch keine Nutzer verpflichtet. CEO Jos Dijsselhof macht sich derweil trotz Konkurrenz keine Sorgen. 

Im ersten Jahr von Jos Dijsselhof als CEO des Schweizer Börsenbetreibers SIX blieb kein Stein auf dem anderen. Die grösste Veränderung war der Verkauf des Kartengeschäfts an die französische Worldline: Umsatz und Gewinn fallen deswegen künftig tiefer aus, wie das Unternehmen am Montag anlässlich der Präsentation der Jahreszahlen erklärte. Die Ausschüttungsquote an die SIX-Aktionäre – die Schweizer Banken – soll zwischen 50 bis 60 Prozent verharren.

Dijsselhof, der die SIX seit Januar 2018 führt, setzt nun stark auf die digitale Zukunft. Kernstück dieser Strategie ist der Bau der digitalen Börse Swiss Digital Exchange (SDX). Dank dieser sollen der Handel schneller und Börsengänge einfacher möglich sein. 

Dijsselhof drückt aufs Tempo

Um die Konkurrenz zu distanzieren, setzt der holländische CEO des Finanz-Infrastrukturunternehmens auf Geschwindigkeit. Erst diesen Monat wurde bekannt, wer die Blockchain-betriebene Börse bauen soll – in Betrieb gehen soll sie vor Ende Jahr. 

Entsprechend gelassen gab sich Dijsselhof vor den Journalisten nach einer Frage zum Blockchain-Projekt der Swisscom mit SIX-Konkurrentin Deutsche Börse: «Wir sind bereits weit voraus», sagte er, entsprechend habe sich in diesem Bereich eine Zusammenarbeit mit Swisscom nicht aufgedrängt. 

Keine Sorgen

Der Manager ist so überzeugt von diesem Grossprojekt, dass er den Startschuss dafür gab, ohne eine einzige fixe Zusage eingeholt zu haben: «Wir haben keine unterschriebenen Verträge.» 

Über ein mögliches Ausbleiben der Nachfrage macht er sich allerdings ebensowenig Sorgen wie über allfällige Verzögerungen oder Kostenüberschreitungen, wie sie bei IT-Projekten häufig vorkommen.

«Es ist unser Geschäft, im IT-Bereich zu liefern. Wir sind darin sehr gut», sagte er. Die Schwierigkeit liege vielmehr darin, die richtigen Partner für das Unterfangen zu finden.

Mikromanagement gestoppt

Während der Erfolg von Dijsselhofs Strategie wohl mit dem Prestige-Projekt SDX steht oder fällt, zeigt sich an seiner experimentierfreudigen Herangehensweise auch ein Kulturwandel: Kommt ein – kleineres – Projekt nicht zum Fliegen, wird es fallen gelassen und stattdessen ein neuer Versuch gestartet. 

Diese agile Denkweise musste der Neuling in der SIX allerdings erst durchsetzen. Bei seinem Amtsantritt wurden dem CEO zum Beispiel Anträge um eine Auszahlung von Überstunden noch zur Unterschrift vorgelegt, egal, um welche Hierarchiestufe es dabei ging.  

Solche Tendenzen zum Mikromanagement hat Dijsselhof schnell gestoppt, wie er erzählte. Stattdessen konzentriert er sich auf den Bau der SDX, dem Handelsplatz «für alles». 

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