Im Betrugsfall bei der Genfer Privatbank Pictet kommen durch die Recherchen von finews.ch weitere Details ans Licht. Es wird klar, wessen Vermögen in Mitleidenschaft gezogen worden ist. 

Der Pictet-Mitarbeiter, der angeblich Millionen bei der Genfer Privatbank abgezweigt hat, war bis vor kurzem für den Bereich ‹Banking Operations› verantwortlich, wie zwei mit dem Fall vertraute Personen gegenüber finews.ch sagten. Der Angestellte, dessen Identität finews.ch bekannt ist, arbeitete fast 20 Jahre für das Unternehmen – bis der mutmassliche Betrug ans Licht kam. 

Der Mann wird von der Bank und der Genfer Staatsanwaltschaft verdächtigt, einen tiefen einstelligen Millionenbetrag von Konten der Bank veruntreut zu haben. Dieses Geld gehörte den Teilhabern Pictets: Nicolas Pictet, Renaud de Planta, Boris Collardi, Laurent Ramsey, Rémy Best, Bertrand Demole, und Marc Pictet.

Staatsanwaltschaft aktiv

Weitere Beschäftigte, die unmittelbar mit dem angeblichen Betrüger zusammengearbeitet haben, werden nun ebenfalls unter die Lupe genommen, wie finews.ch weiter erfahren hat. Das ist allerdings Routine. Bisher gab es auch keine Hinweise darauf, dass weitere Personen involviert sind.

«Die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass eine Untersuchung wegen Betrug und ungetreuer Geschäftsbesorgung gegen einen ehemaligen Angestellten der Bank eingeleitet wurde», erklärte ein Sprecher der Genfer Staatsanwaltschaft am Freitag gegenüber finews.ch

Pictet schweigt

Bei einer ersten Untersuchung der Bank stellte sich heraus, dass keine Kundengelder entwendet wurden. Der Verdächtigte hat nicht als Kundenberater (Private Banker) gearbeitet, sondern war stets in einer Backoffice-Funktion tätig. Vor diesem Hintergrund ist es unwahrscheinlich, dass er je direkten Kontakt zu Kunden hatte.

Pictet wollte gegenüber finews.ch keine Stellung dazu nehmen. 

Ins Rampenlicht gezerrt

Die Reaktion in der Branche auf den angeblichen Betrugsfall fällt bisher gelassen aus: «Das passiert bei jedem Institut», sagte ein Banker. Ein anderer fügte an, dass Kunden normalerweise gut geschützt seien und Banken für solche Fälle normalerweise eine Versicherung hätten.

Trotzdem: Je mehr Details zu diesem Fall an die Öffentlichkeit sickern, desto mehr setzt dies der bisher auf höchste Diskretion bedachten Privatbank Pictet zu. Nachdem der neue Partner Boris Collardi dem Unternehmen jüngst bereits einige eher ungewollte Aufmerksamkeit verschafft hatte, wird das 1805 gegründete Institut nun erneut auf eine harte Probe gestellt. 


 Recherchiert von Claude Baumann, Shruti Advani, und Katharina Bart

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.82%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.43%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.65%
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