Nach schwierigen Monaten versucht der US-Fondriese Blackrock, mit Revirements zurück auf den Wachstumspfad zu gelangen. Doch in der Schweiz sitzt das Malaise tiefer, wie Recherchen von finews.ch nahelegen.

Am gestrigen Dienstag fiel an der Wall Street der Paukenschlag. In einem internen Schreiben unterrichtete der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock seine 13'900 Mitarbeitenden über das grösste interne Revirement der vergangenen zehn Jahre. Wie finews.ch berichtete, reichen die vom New Yorker Hauptquartier verordneten Veränderungen bis in die Schweiz.

Indes, die Order kam nicht aus heiterem Himmel. Im äusserst schwierigen Anlagejahr 2018 kam selbst der bis dato erfolgsverwöhnte Fondsriese vom Wachstumspfad ab. Erstmals seit Jahren gingen die verwalteten Vermögen zurück, um 5 Prozent. An der Börse hat der 6’000-Milliarden-Dollar-Gigant 2018 knapp ein Viertel seines Werts verloren.

Abgang prominenter Experten in der Schweiz

Schon Anfang 2019 zückte das Blackrock-Management rund um CEO Larry Fink die Axt. Weltweit wolle der Finanzkonzern 500 Stellen abbauen, hiess es damals – auch 3 Prozent der rund 100 Jobs in der Schweiz sind davon betroffen, wie finews.ch in Erfahrung brachte.

Hierzulande hat der Aderlass allerdings schon Monate vor den jüngsten Ankündigungen eingesetzt. Der US-Riese, der als grösstes ausländisches Fondshaus viel Gewicht hat und seine Bedeutung mit einer Niederlassung an der noblen Zürcher Bahnhofstrasse unterstreicht, musste den Abgang prominenter Experten verschmerzen.

Chefs wechseln zur Konkurrenz

Für einiges Aufsehen in der Szene sorgte im März 2018 der Abschied von Schweiz-CEO Christian Staub (Bild unten), der als Europachef zur Konkurrentin Fidelity International wechselte. Der Abgang des intern geschätzten und von Mitbewerbern respektierten Managers traf den Riesen scheinbar unerwartet. Eine Interimslösung musste her, bis mit Mirjam Staub-Bisang (Bild ganz unten) eine Nachfolgerin gefunden war.

Staub 500

Der nächste Schlag erfolgte im vergangenen Juni, als der Chef der Indexfonds-Sparte iShares Christian Gast Blackrock Schweiz den Rücken kehrte. Sein Deutschschweiz-Verantwortlicher, Sven Württemberger, war schon Monate zuvor zur deutschen DWS gegangen und hatte in der Folge noch zwei Vertriebsexpertinnen nachgezogen.

Vergangen Dezember heuerte dann auch noch der stellvertretende iShares-Leiter Marco Strohmeier beim Schweizer Ableger des grössten europäischen Asset Managers Amundi an.

Weitere Kündigungen?

In den vergangenen Tagen wurde erneut ein Abgang aus dem iShares-Team bekannt: Wie es von Kennern des Unternehmens heisst, soll es bei der Blackrock-Tochter, welche die beliebten Indexfonds (ETF) vertreibt, bereits zu weiteren Kündigungen gekommen sein. Damit wurde dieses für die Amerikaner enorm wichtige Geschäft besonders hart getroffen; die Schweiz gilt bei Blackrock als Kernmarkt in Europa.

Was ist los mit dem US-Giganten, der hierzulande in den vergangenen Jahren von Erfolg zu Erfolg schritt? «Dass so viele prominente Leute gehen und andernorts eine bessere Stelle finden, spricht für sich selbst», sagt ein Branchenkenner, der anonym bleiben möchte. «An den Leuten kann es nicht liegen.»

StaubBisang 500

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