Julius Bär fällt nach fast 20 Jahren Zugehörigkeit aus dem Schweizer Leitindex SMI. Das Tüpfelchen auf dem i der durchwachsenen Amtszeit von Daniel Sauter als Verwaltungsratspräsident?

Kommende Woche fällt die Aktie der Privatbank Julius Bär aus dem Swiss Market Index (SMI). Es hat eine gewisse Symbolkraft, dass das Ende der Zugehörigkeit von Julius Bär im Index 20 wichtigsten und gewichtigsten börsennotierten Schweizer Unternehmen mit dem Ende der Amtszeit von Verwaltungsratspräsident Daniel Sauter zusammenfällt. Dieser übergibt sein Amt an der Generalversammlung vom kommenden Mittwoch an Romeo Lacher.

Es ist eine Stabsübergabe zum richtigen Zeitpunkt, hatte finews.ch seinerzeit kommentiert. Der 62-jährige Sauter hat sich in seinen sieben Jahren als Präsident der Privatbank nie als Leitfigur exponiert. Den Regenmacher und CEO Boris Collardi liess er an der langen Leine gewähren und das ungestüme Wachstum der Bank mit hohem finanziellen und Risikoeinsatz vorantreiben.

Unsichtbar den Abstieg begleitet

Die Ära nach Collardi unter dem neuen CEO Bernhard Hodler ist Sauter ebenso unsichtbar angegangen. Nur, dass der Aufstieg von Julius Bär inzwischen bei weitem nicht mehr so geradlinig verläuft. 

Der Rauswurf aus dem SMI mag dabei nur das Tüpfelchen auf dem i einer Periode der stolzen und grössten reinen Schweizer Privatbank sein, in welcher sich zuletzt auf Risse, Fehltritte und Schwächen gezeigt haben.

Wert an der Börse massiv gesunken

Die Folgen eines Indexwechsels können Auswirkungen auf das Handelsvolumen und auch die Aktienkurs-Entwicklung haben. Denn Julius Bär wird nun aus zahlreichen Index-Fonds und ETF fliegen, hingegen aber in Produkte auf den etwas weniger wichtigen SMIM aufgenommen werden.

Das kann zu Kursausschlägen führen. Weil Julius Bär aber die einzige «pure-play» Privatbank im globalen Anlageuniversum ist, dürfte sie weiterhin von rund 20 Sellside-Analysten abdeckt werden.

Gleichwohl ist es auch Sauters Vermächtnis, dass die Relevanz von Julius Bär – gemessen an der Börsenkapitalisierung – gesunken ist. Rund ein Drittel weniger wert ist Julius Bär seit dem Abgang von Collardi in Richtung der Genfer Privatbank Pictet im Herbst 2017.

Stichelnde Pictet

Der massive Kurseinbruch ist einerseits der Preis für das forcierte Wachstumstempo unter Collardi, andererseits eine Folge der teils hilflos scheinenden Bär-Führung angesichts der zahlreich aufgetretenen Probleme.

So hat Julius Bär kein Gegenmittel gegen die laufenden und erfolgreichen Abwerbeaktionen ihres vormaligen CEO Collardi. Dieser hat bereits zwei Dutzend teils gewichtige Bär-Banker zu Pictet gelotst, darunter ein grosses Nahost- und ein Lateinamerika-Team

Rückzug an verschiedenen Fronten

Die Bank ist zudem weiterhin damit beschäftigt, teils erhebliche Compliance-Fehler aus der Ära des Duos Sauter-Collardi  auszubügeln. Mögliche Sorgfaltspflichts-Verletzungen in Bezug auf Geldwäscherei, beschäftigen auch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht, die dem Vernehmen nach ein Enforcementverfahren gegen die Bank führt.

Ein ehemaliger Star-Banker unter Collardi ist vergangenes Jahr in den USA wegen Geldwäscherei zu einer zehnjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. 

Die Bank baut zwar in Märkten wie Deutschland, Grossbritannien und Spanien aus. In Lateinamerika ist sie aber auch auf dem Rückzug: Venezuela, Panama und Peru werden als Märkte nicht mehr bedient. Rückzug hiess es auch in den Niederlanden – das Inlandgeschäft geht noch im laufenden Quartal an einen Vermögensverwalter in den Niederlanden. 

Der IT-Schlingerkurs

Und auf Rückzug stehen die Zeichen auch in Italien mit der Asset-Management-Tochter Kairos. Die unter Collardi für knapp eine halbe Milliarde Franken teuer eingekaufte Finanzboutique steht Marktgerüchten zur Folge zum Verkauf. Goldman Sachs solle sich nach Interessenten umsehen, hiess es Ende 2018 in italienischen Medien.

Einen Schlingerkurs fährt Julius Bär zudem bezüglich der notwendigen Modernisierung ihrer IT-Struktur. Es war Collardi, der nach längerem Hin und Her auf das neue Kernbankensystem von Temenos setzte und dies zunächst in Asien implementieren wollte.

Für die Europa-Plattform kam dann im Jahr 2015 ein anderer Plan zum Zug: Collardi kaufte in Luxemburg die Commerzbank International, die bereits auf der Temenos-Plattform lief. Auf diese wird nun auch das Monaco- und Bahamas-Geschäft migriert.

Missverständliche Signale

In der Schweiz sagte Julius Bär zu Beginn dieses Jahres die Temenos-Migration ab und zieht es vor ihre teils steinzeitliche IT-Plattform namens «Host» zu behalten. Eine Bank, die sich jahrelang vorwerfen lassen musste, bei der IT-Entwicklung hinterher zu hinken, sendet mit diesem Status-Quo-Entscheid auch Signale aus, die missverstanden werden können; beispielsweise was ihre Wachstumsambitionen im Heimmarkt Schweiz betrifft oder ihre langfristige Zukunftsvision.

Mit einer solchen Vision für Julius Bär und das Private Banking insgesamt ist Verwaltungsratpräsident Sauter nie aufgefallen. Die Verbannung der Bär-Aktie aus dem SMI ist die symbolhafte Quittung dafür.

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