Der Wechsel im Präsidium von Julius Bär ist ein weiterer Bruch mit der Vergangenheit. Romeo Lacher muss die Privatbank mit neuen Konzepten wieder auf Kurs bringen.

Nach zwölf Jahren im Verwaltungsrat – davon sieben als Präsident – verlässt Daniel Sauter (Bild unten) im kommenden Frühling Julius Bär und wird durch den derzeitigen SIX-Präsidenten Romeo Lacher ersetzt. An sich ist ein solches Revirement ein gewöhnlicher Vorgang, zumal die statutarische Amtszeit des 62-jährigen Sauters ohnehin ablaufen würde.

Doch angesichts der derzeitigen Situation von Julius Bär ist dem am Montag kommunizierten Wechsel einiges mehr an Bedeutung zuzumessen. Unter Sauter und Ex-CEO Boris Collardi (Bild unten) trieb Julius Bär ein teils ungestümes Wachstum voran und schwang sich mit mehreren Übernahmen zu einer der grössten reinen Privatbanken der Welt empor.

Collardi Sauter

Wachstum auf Kosten der Compliance

Den Preis bezahlt das früher als eher träge und verschlafen bekannt gewesene Institut derzeit. Das Wachstum der verwalteten Vermögen ist offensichtlich auf Kosten einer zeitgemäss strengeren Compliance vonstatten gegangen. Julius Bär nahm zu Zeiten Collardis Kunden und Gelder an, deren Herkunft nicht einwandfrei waren.

Dies muss die Bank nun aufarbeiten – auch auf Geheiss der Finanzmarktaufsicht, die im Zusammenhang mit Korruptionsgeldern aus Venezuela, Brasilien und Kreisen des Fussball-Weltverbandes Fifa neben Dutzenden anderen Schweizer Banken auch Julius Bär untersucht.

Technologische Entwicklung vernachlässigt

Die Wachstumsmethode unter Sauter und Collardi beinhaltete zudem ein weiteres Element, das zu Problemen führte. Reiche Kunden wurden mit Kreditversprechen zur Bank gelotst, was zwar die Depots anschwellen liess, gleichzeitig die Bilanz strapazierte.

Die vollen Anstrengungen auf Wachstum gingen womöglich zulasten anderer wichtiger strategischen Initiativen, etwa dem technologischen Ausbau der Privatbank. Zwar leitete das Duo Sauter/Collardi den Wechsel auf ein neues Kernbanken-System von Temenos ein. Doch an der Kundenfront blieb Julius Bär vergleichsweise altbacken – und genau dort liegen im Vermögensverwaltungsgeschäft die künftigen Herausforderungen.

Daniel Sauter trug Risiko-Strategie mit

Die strukturellen Schwierigkeiten Julius Bärs spiegeln sich in der Entwicklung des Aktienkurses, die auch den US-Grossinvestoren MFS Investment Managers, Harris Associates, Blackrock und Wellington Management Sorgen bereiten dürfte. Auf dem Schweizer Finanzplatz gilt Julius Bär jedenfalls bereits als potenzieller Übernahmekandidat.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.8%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.46%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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