Das Übernahmenkarussell im europäischen Banking dreht sich wieder. Warum der Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam keine Lust auf einen Ritt hat.

Auf den Apérotischen im Konferenzgebäude in der Zürcher Innenstadt standen die Häppchen schon bereit. Doch drinnen im Saal sagte Tidjane Thiam: «Wir haben keinen Appetit.»

Die Aussage des Konzerchefs der Credit Suisse (CS) war allerdings weniger auf die Canapés gemünzt, als auf das ganz grosse Fressen, von dem derzeit im europäischen Banking die Rede ist. Nämlich die Fusionsspekulationen, die sich derzeit um die Deutsche Bank und die Commerzbank, um die Unicredit oder um das Fondshaus DWS und die UBS ranken.

Die Schweiz liegt nicht in der Eurozone

An der Pressekonferenz vom Mittwoch zeigte sich der CS-Chef solchen Plänen gegenüber skeptisch, insbesondere bezüglich möglicher Ziele in der Eurozone. «Es ist wichtig, zu begreifen, dass die Schweiz zwar ein Teil Europas ist, aber nicht Teil der Eurozone», präzisierte der gebürtige Ivorer, der in Frankreich und Grossbritannien Karriere gemacht hat. Es sei kein Zufall, dass die Schweizer Banken und auch jene aus der USA gegenüber den Häusern des Euroraums so gut dastünden.

Und überhaupt: Das organische Wachstum – im vergangenen Quartal zog die zweitgrösste Schweizer Bank Netto-Neugelder von 35,8 Milliarden Franken an – lege die Latte sehr hoch für den Ankauf von externen Vermögen, so Thiam weiter.

Eine 5-Milliarden-Dollar-Busse einkaufen?

Schliesslich gab der Bankchef zu Bedenken, dass die CS seit seiner Ankunft sehr viel Geld in die Compliance investiert habe. Schlagzeilenträchtig waren etwa die zweitweilige Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Produzenten von Spionage-Software, Palanatir, sowie die Ankündigung von Thiam, Angestellte für die Meldung von internen Regelverstössen zu belohnen.

Solche Anstrengungen könnten durch eine Übernahmen zunichte gemacht werden, warnte der Chefbanker: «Die Due Diligence kann noch so gut sein – man kann nie ganz ausschliessen, dass man sich keine 5-Milliarden-Dollar-Busse einkauft», antwortete Thiam auf die Fragen von Journalisten.

Restrukturierung ist definitv abgeschlossen

Nicht erwähnt, aber sicher ebenfalls ausschlaggebend für die Haltung des CEO dürfte wohl der Umstand sein, dass sich die CS eine Übernahme nur schwer leisten kann. In den vergangenen drei Jahren fuhr die Bank einen harten Sparkurs, der Hunderte von Stellen kostete. Zudem ging Thiam die Aktionäre zweimal für eine Kapitalerhöhung an und will nun für rund 1 Milliarde Franken eigene Titel zurückkaufen. Da bleibt der Spielraum für Fusionsabenteuer relativ schmal.

Hingegen legte der CEO ein klares Votum für mehr Wachstum ein: Die Restrukturierung der Bank sei abgeschlossen, nun wolle er das Geschäft der CS ausbauen, ohne dabei die Kontrolle über die Kosten zu verlieren. Die CS-Angestellten, die seit Thiams Antritt mehr als 2'000 Stellen beim Institut verschwinden sahen, werden ihren Chef beim Wort nehmen.

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