«Dank dem Compliance-Programm Atlas konnten wir viel Neues über unsere Kunden lernen. In Gesprächen stellte ich gar fest, dass die Aufarbeitung der persönlichen Finanzen für viele zu einem emotionalen Blick in die Vergangenheit wurde», weiss er zu berichten. Rein technisch helfe es wiederum, dass die Bär-Compliance den Markt bereits gut kenne und aufgrund der Risikolage viel Vorarbeit geleistet habe. «Ein russischer Kunde ist deshalb für mich nicht schwieriger als sein Pendant aus einem anderen Schwellenland.»

Glaubt man dem gebürtigen Russen, dann ist das Bild des in der Grauzone operierenden Oligarchen weitgehend überholt. Tendenziell, sagt er, nähern sich die russischen Kunden ihren westeuropäischen Pendants an. «Der Kunde hat ein Family Office, seine Kinder durchlaufen die besten Ausbildungen auf dem Kontinent und agieren oftmals als Finanzberater der Familie – und er hat aus früheren Fehlern gelernt und sich Finanzwissen angeeignet.» Entsprechend hoch seien inzwischen die Ansprüche ans Niveau der Banken.

Minenfelder navigieren

«Ein Kundenberater, der den Markt nicht kennt und sich nicht stets weiterbildet, bewegt sich auf einem Minenfeld», warnt Smuschkovich.

Allerdings, und dazu redet man bei der Privatbank weniger gerne, hat sich das «Russen-Banking» auch für Julius Bär bisweilen als brisant erwiesen. Im Frühling 2018 berichtete die Schweizer «Handelszeitung», dass unter anderem die Schweizer Bundesanwaltschaft in einem Fall von mutmasslichen Waffengeschäften aktiv geworden sei. In dem Bericht wurde auch der damalige Bürochef der Privatbank im Moskau genannt. Die Bundesanwaltschaft hat bis heute kein Verfahren gegen den Bankkader eröffnet, das Institut und er trennten sich jedoch später im gegenseitigen Einvernehmen. «Zum früheren Bürochef in Moskau ist zu wiederholen, dass wir uns von ihm getrennt haben», sagt Smuschkovich dazu. Für die Kundschaft sei der Fall kein Thema.

Dass in Schweizer Medien auch schon sein Privatleben verhandelt wurde, kommentiert der Bankmanager ähnlich knapp. «Zu meinen familiären Beziehungen in der Region, die auf einem Blog in der Schweiz thematisiert worden sind, gibt es nur Folgendes zu sagen: Ich bin diesbezüglich gegenüber der Bank und unserem Chief Risk Officer sehr transparent, wie jeder Angestellte von Julius Bär in dieser Position. Meine Tätigkeit für die Bank wird dadurch in keiner Weise eingeschränkt.»


 Redaktionelle Mitarbeit: Katharina Bart

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