Unter Druck musste der Schweizer Banker Jürg Zeltner aus dem Verwaltungsrat der Deutschen Bank ausscheiden. Sein Nachfolger könnte unterschiedlicher nicht sein – ruhiger dürfte es mit ihm bei der Grossbank kaum werden.

Für die deutsche Presse ist es ein Coup: Der frühere SPD-Chef und ehemalige Aussenminister Deutschland, Sigmar Gabriel, soll in den Verwaltungsrat der Deutschen Bank einziehen. Dort gibt es seit Ende letzten Jahres eine Vakanz, seit Jürg Zeltner (Bild unten), der ehemalige UBS-Banker und heutige CEO und Präsident der Luxemburger Privatbank Qunitet, sich vom Posten zurückzog.

Wie auch finews.ch berichtete, hatten die Mandate bei zwei internationalen Banken, bei denen die Herrscherfamilie al-Thani des Emirats Katar einflussreich ist, den Regulator aufgeschreckt. Die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) wie auch die Europäische Zentralbank (EZB) drohten mit dem Veto gegen Zeltner bei der Deutschen Bank. Worauf der Schweizer nach nur etwas mehr als zwei Monaten im Amt still den Rückzug wählte.

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Deutsche Bank kritisiert

Sein Nachfolger könnte unterschiedlicher nicht sein. Im Gegensatz zum Vollblut-Banker Zeltner ist Gabriel ein Karrierepolitiker, der als Sozialdemokrat die Finanzbranche – und mitunter auch die Deutsche Bank – schon scharf kritisiert hatte. Während Zeltner wohl wegen seines Banking-Knowhows und seines direkten Drahts zu potenten Investoren ins Gremium gewählt worden war, wird Gabriel nun seine relative Unerfahrenheit im Banking vorgeworfen.

Hingegen wird seine Berufung auch als geschickter Schachzug gewertet, um Polit-Kontakte nicht nur auf dem internationalen Parkett, sondern auch zur Linken und zu Arbeitgeber-Vertretern in Deutschland ins Haus zu holen. Möglicherweise könnte der Ex-SPD-Lenker bald an jener Front als erstes aktiv werden.

18'000 Stellen auf der Kippe

Vergangenen Juli hatte die Deutsche Bank unter Chef Christian Sewing ein radikales Umbauprogramm angekündigt. Dabei wird vor allem auch viel gespart: Bis ins Jahr 2022 sollen die Kosten um knapp 6 Milliarden Euro sinken und 18'000 Stellen wegfallen. Als exponiert gilt nicht zuletzt das deutsche Privatkunden-Geschäft. Das dürfte den gut organisierten Gewerkschaftern im Nachbarland kaum gefallen.

Punkto Restrukturierungsbedarf ist die Deutsche Bank, die zu lange am kapitalintensiven Investmentbanking festgehalten hat und von zahlreichen Skandalen aus der Vergangenheit heimgesucht worden ist, zwar ein Sonderfall. Die massiven Abbauten dort müssen aber auch Schweizer (Gross-)Banker interessieren.

Omen fürs Swiss Banking

Denn während in Europa die Banken 2019 den Abbau von insgesamt 70'000 Stellen ankündigten, ist es in der Schweiz diesbezüglich ruhig geblieben. Das eher mässige Jahresergebnis und die Rücknahme von Renditezielen bei der UBS legen jedoch nahe, dass auch hierzulande der Druck auf die Jobs wächst – das Swiss Banking darf diesbezüglich nicht davon ausgehen, eine Insel der Glückseligen zu bleiben.

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