An der Spitze der Luxemburger KBL sieht sich der Ex-UBS-Manager als Unternehmer. Doch genau das ist ihm nun mit seinem prestigeträchtigen Amt bei der Deutschen Bank zum Verhängnis geworden.

Für Jürg Zeltner dauerte die Zeit an der Spitze der grössten Bank Deutschlands nur kurz. Der Ex-UBS-Manager und heutige Chef der Luxemburger Bankengruppe KBL wird sich nach nur zwei Monaten von seinem Amt als Verwaltungsrat zurückziehen: Dies berichtete am (gestrigen) Donnerstag das deutsche Portal «Spiegel Online».

Aus dem Umfeld Zeltners hat finews.ch Ähnliches vernommen – die Deutsche Bank selber hat sich noch nicht öffentlich geäussert, ebensowenig Zeltner selber.

Powerplay der Regulatoren

Dem Entscheid vorausgegangen ist ein bisher kaum dagewesenes Powerplay der Regulatoren. Sowohl die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) drohten laut Medienberichten, gegen Zeltners Verbleib bei der Deutschen Bank ein Veto einzulegen. Dies, weil die Aufseher wegen des Chefpostens des Schweizers bei der KBL einen Interessenkonflikt orteten.

Sinnigerweise ist es dabei der von Zeltner gefeierte Schritt vom Manager zum Unternehmer bei der Luxemburger Finanzgruppe, der für sein Mandat bei der Deutschen Bank nun zum Stolperstein wurde.

Gefragtes Knowhow

Doch der Reihe nach. Es war die Herrscherfamilie al-Thani des Emirats Katar, die Zeltner bei der Deutschen Bank sehen wollte. Den Kataris gehört nicht nur die KBL, sondern sie besitzt auch rund 6 Prozent der grössten deutschen Bank. Zeltner sagte im vergangenen August bei der Deutschen Bank zu. Trotz der operativen Schlagseite des Instituts verhiess das Amt für den Schweizer Prestige: Ein gutes Jahr nach seinem Abgang bei der Schweizer UBS war er wieder bei einer Grossbank ganz oben. Sein Know-how als Private Banker war beim Ausbau der Vermögensverwaltung gefragt.

Die deutsche Bank unter Präsident Paul Achleitner wiederum stufte den Interessenskonflikte des neuen Verwaltungsrats als «gering» ein. Man glaubte dort, die Problematik mit der Wahl Zeltners zum «nicht unabhängigen Mitglied des Aufsichtsrats» abgehakt zu haben. Nun, schreibt «Spiegel Online», wollen die verärgerten Kataris Achleitner wegputschen.

Beunruhigende Machtfülle

Deutsche Banken brauchen für die Ernennung eines Verwaltungsrats nicht die Zustimmung des Regulators. Doch die von Zeltner repräsentierte Machtfülle der Kataris scheint die Aufsicht aufgescheucht zu haben.

Die EZB berief sich dabei offenbar auf einen Punkt, der in ihrem Leitfaden zur Eignung von Verwaltungsräten klar festgehalten ist: Leitende Posten und finanzielle Interessen bei Konkurrenzfirmen fallen bei der EZB unter «potenzielle wesentliche Interessenkonflikte», wie schon das deutsche «Handelsblatt» berichtete.

Dem Vernehmen nach hielten die Aufseher den Finger vor allem auf Zeltners finanzielle Interessen bei der KBL. Der CEO ist dank eigenen Investments am Gewinn beteiligt, während die Finanzgruppe zu 100 Prozent den Kataris gehört. Seine neuen Partner bei der Luxemburger Bank konnten es Zeltner mit Investitionen nachtun, darunter die Ex-UBS-Kader Jakob Stott und Dagmar Kamber-Borens.

Bubentraum erfüllt

Wie Zeltner einst gegenüber finews.ch ausführte, hatte er sich mit dem Einkauf einen «Bubentraum» erfüllt, nämlich als Unternehmer selber «skin in the game» zu haben. Er könne so auf Augenhöhe mit reichen Entrepreneuren verhandeln, die zur Stammkundschaft von KBL werden sollen. Noch mehr: Der einstige Grossbanker eifert in Luxemburg dem Teilhaber-Modell von Pictet nach, der wohl vornehmsten Schweizer Privatbank.

Doch genau auf sein eigenes Investment wurde Zeltner nun offenbar von der EZB behaftet. Es hat dabei immer als gesetzt gegolten, dass Zeltner keinesfalls sein Engagement bei der KBL opfern würde.

Probleme beim Kronjuwel

Dort dürfte er derzeit ebenfalls stark gefordert sein – nicht zuletzt wegen anderer Entwicklungen im nördlichen Nachbarland. Das Kronjuwel in der KBL-Gruppe, die Privatbank Merck Finck, hat dort 2018 einen schweren Rücksetzer erlitten, wie auch finews.ch berichtete. Auf verwalteten Vermögen von 8,5 Milliarden Euro resultierte ein Verlust von mehr als 10 Millionen Euro. Laut KBL ist dies der «Transformation» beim Traditionshaus geschuldet.

Deutschland ist als grösster Private-Banking-Markt Europas auch für die Luxemburger Gruppe von eminenter Bedeutung. Zeltner kennt das Geschäft gut – von 2005 an war er bei der UBS direkt für den Markt verantwortlich, bevor er 2009 in die Geschäftsleitung der Grossbank aufstieg.

Volle Aufmerksamkeit

Es zeigt sich: Auch ohne das Gezerre um sein Amt bei der Deutschen Bank wird Deutschland wohl weiterhin Zeltners volle Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.

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