Dass sich auch Pensionskassen der Coronakrise nicht verwehren können, ist eigentlich klar. Eine neue Studie skizziert jedoch das immense Ausmass des Schadens, den das Virus bisher verursacht hat.

Eigentlich liefert Complementa, ein Unternehmen, das Pensionskassen seit 1984 in Fragen der Financial Governance begleitet, seine jährliche Risiko Check-up-Studie zur Schweizer Vorsorge erst im September. 

Entsprechend sind die definitiven Resultate der Studie, die Pensionskassen auf Herz und Nieren bereits zum 26. Mal in Folge prüft, noch nicht erhältlich. Doch auch die provisorischen Resultate zeigen bereits, dass die 2. Säule in der Schweiz früher oder später zum schiefen Turm werden könnte.

Hier die ersten Erkenntnisse aus der Studie.

1. Tiefes Zinsniveau, steigende Lebenserwartung

Das allgemeine Zinsniveau bleibt auf sehr tiefem Niveau und stellt für Pensionskassen eine grosse Herausforderung dar. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Jahr 2015 zumeist im negativen Bereich. Im Jahr 2019 lag die Verzinsung zeitweise bei -1,0 Prozent, aktuell liegt der Wert bei -0,5 Prozent. Pensionskassen müssen aus diesem Grund sowie der Tatsache, dass die Lebenserwartung der Schweizer Bevölkerung stetig steigt, ihre Vorsorgeverpflichtungen höher bewerten. Sie haben jeden vierten Franken, den sie 2019 erwirtschaftet haben, in die Sanierung ihrer Bilanzen investiert.

2. Anlagemix differenzierter denn je

Durch das tiefe Zinsniveau wurden in den letzten zehn Jahren Obligationenbestände stark abgebaut. Während 2009 noch über 50 Prozent in festverzinslichen Anlagen oder als Liquidität gehalten wurde, sind es Ende 2019 mit 38 Prozent deutlich weniger. Die frei werdenden Anteile wurden auf Aktien, Immobilien und alternative Anlagen wie Hedgefonds, Private Equity oder Infrastrukturanlagen verteilt. Historische Höchstquoten werden bei Immobilien (20 Prozent) und alternativen Anlagen (10 Prozent) gemessen. Die Aktienquote lag mit 31 Prozent hingegen im historischen Mittel, insbesondere auch deutlich tiefer als etwa im Jahr 2000 vor dem Platzen der Dotcom-Blase.

3. Fremdwährungsverluste moderat

Jeden zweiten Franken investiert die 2. Säule im Ausland, wobei sie die Währungsrisiken zu einem grossen Teil absichert. Das verbleibende Fremdwährungsrisiko beträgt aktuell nur 15 Prozent, wodurch die 2. Säule von der aktuellen Franken-Aufwertung weniger stark getroffen ist als bei vergangenen Aufwertungen. Die Verluste in den ersten vier Monaten von -3,9 Prozent können vor dem Hintergrund der Krise als moderat bezeichnet werden, wobei die Streuung zwischen den einzelnen Kassen deutlich höher als in den Vorjahren liegt.

4. Sollrendite wird kleiner

Pensionskassen haben das Vorsorgekapital der Aktiven im Jahr 2019 mit 2,2 Prozent verzinst. Die BVG-Mindestverzinsung liegt mit 1,0 Prozent deutlich tiefer. Der technische Zinssatz wurde hingegen auf unter 2,0 Prozent gesenkt. Ebenfalls weiter reduziert wurde der Umwandlungssatz, wodurch sich die jährlichen Pensionierungsverluste reduzieren. Complementa schätzt, dass Pensionskassen aktuell eine Rendite von mindestens 2,2 Prozent erwirtschaften müssen, um den Deckungsgrad konstant zu halten. Gemäss Complementa können Pensionskassen beim aktuellen Anlagemix auch ungefähr mit dieser Rendite rechnen.

5. Umwandlungssatz wird weiter reduziert

Durch das tiefe Zinsniveau und die steigende Lebenserwartung sind Kassen gezwungen, den Umwandlungssatz zu senken. Mit durchschnittlich 5,53 Prozent liegt der Umwandlungssatz 2020 nochmals 0,1 Prozentpunkte tiefer als im Vorjahr. Die Pensionskassen entfernen sich damit weiter vom BVG-Mindestumwandlungssatz von 6,8 Prozent, der nach der gescheiterten Rentenreform zwar weiterhin Gültigkeit hat, jedoch weder der gestiegenen Lebenserwartung noch dem veränderten Zinsniveau Rechnung trägt. Der versicherungstechnisch korrekte Umwandlungssatz liegt bei einer langfristigen Renditeannahme von 2,0 Prozent bei 4,84 Prozent. Ein zu hoch angesetzter Umwandlungssatz führt zu Pensionierungsverlusten, die jüngere Jahrgänge indirekt durch tiefere Verzinsungen bezahlen müssen. Um diese Umverteilung zu reduzieren, haben Pensionskassen für die nächsten fünf Jahre bereits Reduktionen beschlossen, so dass der durchschnittliche Umwandlungssatz bis 2025 mindestens auf 5,26 Prozent sinken dürfte.

6. Sparen ist angezeigt

Soll das künftige Rentenniveau konstant hoch gehalten werden, kommt zwangsläufig die Diskussion über eine Intensivierung des Sparprozesses – also frühere und/oder konstant höhere Beiträge – oder ein späteres Renteneintrittsalter auf. Während Pensionskassenverantwortliche beide dieser Wege als sinnvoll erachten, sieht es bei der Durchsetzbarkeit unterschiedlich aus: Während nur jeder vierte eine Anhebung des Rentenalters als realistisch erachtet, sehen über 90% den Weg über einen intensivierten Sparprozess als politisch durchsetzbar.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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