Seit über einem Jahrzehnt steht Kuwait in einem Rechtsstreit mit Schweizer Privatbanken – in erster Linie aber mit dem vormaligen Chef des staatlichen Pensionsfonds. Dieser soll verdeckte Kommissionen von über 850 Millionen Dollar kassiert haben.

Der kuwaitische Banker Fahad Al Rajaan hat die Wahl: entweder lebenslange Haft in einem Gefangenenlager in Kuwait sowie ein Bussenzahlung von mehr als 310 Millionen Dollar. Oder aber ein luxuriöses Leben mit seiner Ehefrau im Londoner Stadtteil Knightsbridge als Asylsuchender, fern des möglichen Zugriffs kuwaitischen Häscher. 

Nicht ganz überraschend wählte Al Rajaan das Londoner Exil. Grossbritannien hat den ehemaligen Chefs des kuwaitischen Pensionsfonds nicht ausgeliefert, nachdem dieser im Jahr 2017 um Asyl gebeten hatte. In seiner früheren Heimat Kuwait wurde er inzwischen in Abwesenheit verurteilt.

210 Millionen Dollar ausgegeben

Das unbeschwerte luxuriöse Leben des 71-jährigen Al Rajaan ist indessen schon eine ganze Weile vorbei. Denn ein Londoner Gericht hat ausgerechnet, dass er und seine Ehefrau in den vergangenen 30 Jahren mehr als 210 Millionen Dollar für einen aufwändigen Lebensstil verprasst hätten. Unter anderem besitzt Al Rajaan auch eine Luxusbleibe in St. Moritz, die er seinerzeit für 6,5 Millionen Dollar gekauft hatte.

Das Geld kam aus dem Staatsfonds, den Al Rajaan während mehr als 30 Jahren leitete. Und es landete über Umwege auch auf Konten von Schweizer Privatbanken: Pictet, Mirabaud, EFG International sowie der Union Bancaire Privée (UBP).

Marionette in einem Machtkampf

Diese Namen nennt «The National», eines der führenden Medienhäuser im Nahen Osten, im Zusammenhang mit einer Zivilklage des kuwaitischen Fonds. Diese Schweizer Banken sowie sechs weitere Schweizer Beklagte sollen sich vor einem Londoner Gericht verantworten. Gemäss der Klage waren sie Gehilfen im Betrugsschema Al Rajaans.

Dieser verneint nicht, dass ein Teil seines Vermögens aus dem Geld des Pensionsfonds stammt. Es sei bei den Kabinettsmitgliedern im kuwaitischen Ministerium jedoch bekannt gewesen, dass er Kickbacks von diversen Investmentfirmen im Ausland erhalte. Er sei bloss das Opfer eines erbitterten Machtkampfs zwischen zwei kuwaitischen Scheichs, die um die Nachfolge des Emirs kämpften.

Alle Transaktionen waren abgesegnet

Es ist ein Katz- und Mausspiel, das sich Al Rajaan und Kuwait seit bald zwölf Jahren liefern. Der Fall hat auch die Bundesanwaltschaft beschäftigt, welche die über die Schweiz geflossenen Zahlungen prüfte. Über 100 Millionen Dollar Al Rajaans und seiner Mittelsleute wurden auf Schweizer Konten eingefroren. Gegen die involvierten Schweizer Banken wurde aber nie offiziell ermittelt.

Die Institute bestreiten auch nicht, Geld erhalten und transferiert zu haben. Doch seien dies entgegen der Vorwürfe Kuwaits keine geheimen Kommissions- und Kickbackzahlungen gewesen. Der Pensionsfonds sei über die Transaktionen genau im Bilde gewesen.

Al Rajaan droht Haft in der Schweiz

Gemäss «National» wehren sich namentlich Pictet und Mirabaud in der Zivilklage des Fonds gegen den Gerichtsstand in London. Das Schweizer Bankgeheimnis verunmögliche es ihnen, sich in Grossbritannien zu verteidigen.

Weil die meisten Konten Al Rajaans sowie Zahlungen und Transfers tatsächlich über die Schweiz gelaufen sind, möchten die Privatbanken, dass die Klage in Genf verhandelt wird. Dies wiederum will der kuwaitische Pensionsfonds nicht. Al Rajaan würde in der Schweiz wohl verhaftet werden, weshalb er an einem allfälligen Prozess in der Schweiz nicht erscheinen würde.

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