Die britische Bottomline Technologies arbeitet mit den Raiffeisenbanken und mit der Digitalbank Revolut zusammen. Schweiz-Chef Daniel Bardini erklärt finews.ch, wo die Zukunft seiner Branche liegt.

Die Coronapandemie hat viele Branchen und Industrien auf den Kopf gestellt, die Digitalisierung beschleunigt und ganze Wirtschaftszweige vor dem Nichts zurückgelassen. Und doch gibt es immer wieder Branchen, die durch solche Herausforderungen aufblühen.

So zum Beispiel Bottomline Technologies, ein internationaler Anbieter von Cloud-basierten Payment- und Financial-Messaging-Dienstleistungen, der von seinem Schweizer Standort in Genf aus ganz Europa, den Nahen Osten und Afrika bedient.

Markt aufgeteilt

In diesem Bereich bietet das Unternehmen Banken und grossen Firmen unter anderem den Zugang zum internationalen Zahlungsnetzwerk Swift und nationalen Zahlungs-, Clearing- und Settlement-Systemen an.

In der Schweiz haben sich vergangenen Sommer noch drei Unternehmen diesen Markt aufgeteilt, die beiden Zürcher Firmen Finastra und Anasys und eben Bottomline. Letzten Juli hat Bottomline aber Anasys übernommen.

Banken wollen wieder outsourcen

Dank der Coronavirus-Pandemie findet nun auf der Kundenseite eine spannende Transformation statt: «Die Pandemie führte dazu, dass viele Banken, die diese Art von Dienstleistungen als Teil ihrer IT-Infrastruktur im Haus haben, diese nun an Unternehmen auslagern wollen, die einen ähnlichen oder besseren Service bieten können», erklärt Daniel Bardini, Schweiz-Chef und Managing Director des Financial-Messaging-Bereichs, im Gespräch mit finews.ch.

Damit beschleunige die Pandemie einen Outsourcing-Trend im Payment-Bereich, der schon vor fünf bis zehn Jahren angefangen habe. Dieser bewegt gegenläufig zum allgemeinen Trend der Banken, externe Dienstleistungen aus Kostengründen wieder herunterzufahren und so viel wie möglich selber zu machen. Die Grossbank UBS hat sich beispielsweise bereits 2016 vorgenommen, rund 60 Prozent der rückwärtigen Dienste und der IT selber «inhouse» zu erledigen.

Zwei dieser Unternehmen, die ihre zumindest einen Teil ihrer Zahlungen oder ihre Anbindungen an den Zahlungs-Netzwerken an Bottomline ausgelagert haben, können wohl nicht viele Gemeinsamkeiten nennen. Es sind dies die Genossenschaftsbank Raiffeisen Schweiz (Zahlungs-Netzwerke) und die britische Digitalbank Revolut (Zahlungsverkehr und Zahlungs-Netzwerke). Und die hätten komplett verschiedene Dynamiken, so Bardini.

Sparen im Backoffice

Hierzulande habe zum Beispiel Raiffeisen die Anbindungen an die verschiedenen Zahlungs-Netzwerke an Bottomline ausgelagert, für die drittgrösste Schweizer Bank eine grosse Entscheidung: «Und sie beinhaltet sehr hohe Volumina und einen kompletten Satz an Hochverfügbarkeitsfunktionen, die wir bereitstellen müssen, weil Raiffeisen, wie Sie wissen, sehr viele Kunden hat.»

Aber die Genossenschaftsbank baut auf einer Architektur auf, die ihren Ursprung schon vor Jahrzehnten gefunden hat: «Wir arbeiten mit Standards und Kriterien, die sich bewährt haben und seit langem funktionieren. Der Technologiestandard sieht hingegen ganz anders aus als der, mit dem Challengerbanken wie Revolut jetzt arbeiten» so Bardini.

Denn die Challengers seien Organisationen, die häufig bei Null anfangen: «Und im Allgemeinen werden sie im Backoffice oder in der IT so wenig Platz wie möglich zur Verfügung haben. Darum hat Revolut also alles, was mit Echtzeitzahlungen zu tun hat, an uns ausgelagert.»

Outsourcing maximieren

Challengerbanken arbeiten generell so, dass sie einen minimalen Overhead haben, insbesondere in Sachen IT, stattdessen maximieren sie Dienstleistungen, die sie von Drittanbietern in Anspruch nehmen. Laut Bardini ein ganz anderer Ansatz, auch für Bottomline. Revolut tue das aber auch beim Karten- und beim Kreditmanagement.

Zumal basiere auch das Geschäftsmodell auf ganz anderen Kriterien: «Die Volumina sind völlig unterschiedlich, und auch die Art der Zahlungen, um die es geht.» Zum Beispiel seien die Zahlungen bei Revolut viel verbraucherorientierter und viel weniger Business-to-Business als bei Raiffeisen. Weiter müssen die Zahlungen bei Revolut grösstenteils in Echtzeit ausgeführt werden, was deutlich mehr Tempo bedeutet.

50 Prozent sind Wertpapiere

Ein weiteres Geschäftsfeld, in dem sich Bottomline betätigt, beschäftigt sich nicht mit Zahlungen, sondern mit Wertpapieren. Das sei kein kleines Feld, so Bardini, bestünde doch etwa die Hälfte des ganzen Datenverkehrs nicht aus Daten im Zusammenhang mit dem Zahlungsverkehr, sondern mit dem Kauf und Verkauf von Wertpapieren.

Deshalb hat das Unternehmen in diesem Bereich Applikationen im Angebot, um die Prozesse, die rund um den Handel mit Wertpapieren entstehen, zu automatisieren. Das, weil sich mit der Automation einerseits Risiken vermeiden lassen, um um die teilweise enormen Datenströme einfacher durch einen Kanal zu lenken.

Auf dem Vormarsch

Fragt man Bardini nach der Zukunft, hört man auch von ihm, dass sich der Markt mehr und mehr in Richtung Software-as-a-Service bewegt (SaaS) bewegt. Das heisst, dass die benötigte Software und die dafür notwendigen IT-Infrastruktur bei einem externen IT-Dienstleister betrieben und vom Kunden als Dienstleistung genutzt werden.

Auch wenn SaaS in der Schweiz auf dem Vormarsch ist, wird der Durchbruch noch auf sich warten lassen. Denn häufig sind für dieses Modell Datenwolken notwendig, damit die vom Kunden «gemietete» Software immer auf den neusten Stand gebracht werden kann. Doch gegen die Cloud herrsche hierzulande immer noch eine gewisse Aversion, so Bardini, das brauche noch Zeit.

Wie im App-Store

Weil die Zeit der Cloud auch in der Schweiz kommen dürfte, bereitet sich Bottomline jetzt darauf vor. Und zwar, indem das Unternehmen sein Angebot so vereinfacht, dass es quasi zum Konsumgut wird, wie eine App, die man aus dem Store herunterlädt.

Das bedingt aber natürlich, dass für die jeweilige Software nicht einfach einmal pro Jahr eine neue Version herausgegeben wird, sondern dass sich das Programm selber aktualisiert, wie eine App eben.

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