Die traditionell engen Beziehungen der UBS zum Medienkonzern Ringier führten nun zum ersten Interview in der Schweiz mit CEO Ralph Hamers. Es zeigt sich: Er hat die Grossbank bereits verinnerlicht.

Ralph Hamers hat sich lange Zeit gelassen mit einem ersten ausführlichen Medienauftritt in der Schweiz. Wenig überraschend findet dieser nun im Boulevardblatt «Blick» statt. Dieses gehört zum Medienunternehmen Ringier, in welchem Lukas Gähwiler im Verwaltungsrat sitzt wie auch Claudio Cisullo. Gähwiler ist Präsident der UBS Schweiz, Cisullo seit längerem geschäftlich in einer Beziehung mit der Grossbank.

Im Interview kommt erneut zum Vorschein, welchen Kontrast der 55-Jährige und die Schweizer Grossbank doch darstellen. Hier der lockere Niederländer, der die Journalisten duzt und ein offenes Hemd trägt, dort der Vermögensverwaltungskoloss UBS, dem ein verstaubtes Image anhängt, von Bürokratie und hierarchischem Denken gebremst.

Kein Stellenabbau, aber Entlassungen

Dies greifen die Journalisten auch im Interview auf. Die UBS gelte als träge, verbürokratisiert und aufgebläht, ob dies auch Hamers erster Eindruck gewesen sei.

Die Frage lässt Hamers zunächst sprachlos – er überlege lange vor seiner Antwort, heisst es. Dann sagt er, von aussen betrachtet möge der Eindruck stimmen, aber er sehe es jetzt anders. Die Bank sei professionell und handle gründlich. «Gleichzeitig können wir noch schneller und agiler werden.»

Hamers bleibt auf bekanntem Terrain. Filialschliessungen seien notwendig, das würden Konkurrenten auch machen. Einen Stellenabbau betreibe die UBS nicht, sie entlasse auf der einen Seite Leute, stelle anderswo aber auch Neue ein.

Hohe Boni zahlen, Kleinsparer derzeit verschonen

Hohe Boni seien gerechtfertigt, da die UBS ja der grösste Vermögensverwalter der Welt sei. Zum Hauskauf würde er den Schweizern nun nur noch raten, wenn sie es sich langfristig leisten könnten. Negativzinsen würde die UBS bei Kunden mit Vermögen ab 250'000 Franken verrechnen. Das seien schliesslich keine Kleinkunden mehr.

«Derzeit» gebe es keine Absichten, Kleinsparer zu belasten. Doch ausgeschlossen ist dies offenbar nicht. Hamers fügte an, die UBS erwarte «allerdings auch nicht, dass das tiefe Zinsniveau in der Schweiz bald ein Ende findet.»

Archegos, ein enttäuschender Einzelfall

Dass die UBS in diesem Halbjahr rund 800 Millionen Franken Verlust mit einem einzelnen Kunden, dem Hedgefonds Archegos Capital, erlitten hat, seie eine schwere Enttäuschung gewesen, so der UBS-CEO zur Frage nach Konsequenzen aus dem Fall.

Aber das Urteil, dass das Risikomanagement versagt habe, lässt er nicht stehen. «Das sehe ich anders. Archegos ist kein Systemfehler, sondern ein einzigartiges, kaum vergleichbares Ereignis», sagt Hamers und klingt dabei gleich wie sein CEO-Kollege bei der Credit Suisse, Thomas Gottstein, der einen Verlust von 5 Milliarden Franken zu verantworten hat.

Zur drohenden Anklage wegen Geldwäscherei in den Niederlanden versichert Hamers, die Strafuntersuchung hindere ihn bei der UBs in keinster Weise. « Es handelt sich um einen alten Fall, der zweimal untersucht wurde. Zweimal war nichts zu beanstanden. Jetzt wird ein drittes Mal untersucht. Natürlich ist die Sache immer in meinem Hinterkopf, aber ich bin voll auf die UBS fokussiert.»

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