Im Investmentbanking der Credit Suisse verwandelt sich der personelle Aderlass in einen Strom. Um Abgängen auf Schlüsselposten vorzubeugen, greift die Grossbank nun offenbar vermehrt zum Scheckbuch.

Die Meldungen zu Abgängen und Kündigungen in den höheren Etagen bei der Credit Suisse (CS) sind in den vergangenen Wochen nicht abgeklungen. In den vergangenen Wochen haben rund 30 Senior-Manager die Schweizer Grossbank verlassen und sich von der Konkurrenz anwerben lassen, wie auch finews.ch berichtete.

Nicht ohne Widerstand

Doch die Grossbank will ihr Schlüsselpersonal anscheinend nicht ohne Widerstand ziehen lassen. Die Wilderei in den eigenen Reihen und die Abwerbeversuche werden mit Gegenangeboten gekontert, berichtet das britische Nachrichtenportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) unter Berufung auf mehrere aktuelle und ausgeschiedene CS-Mitarbeitende und Headhunter.

Demnach bietet die CS teils kräftige Gehaltserhöhungen an, um hochrangige «Dealmaker» zu halten. Auch Beförderungen oder die Übertragung neuer Verantwortlichkeiten würden angeboten, so der Bericht.

Am Ende das Vierfache erhalten

So habe die CS laut Angaben eines leitenden Bankers eine 30-prozentige Gehaltserhöhung eines Konkurrenten gekontert, um ihn zu halten. Ein anderer sagte, sein neuer Arbeitgeber habe ihm das Doppelte seiner derzeitigen Vergütung angeboten worden, und die CS habe diesen Betrag wiederum verdoppelt. Zudem biete die Bank auf allen Ebenen einschliesslich bei den Juniorbankern proaktiv Gehaltserhöhungen an. Eine Sprecherin der CS wollte die Berichte gegenüber finews.ch nicht kommentieren.

Dies in einer Situtaion, wo der Grossbank von der Aufsicht enge Fesseln angelegt worden sind. Das wirkt sich auch aufs operative Geschäft aus.

Gute Jagdgründe

Die Gründe für den Personal-Exodus bei der CS sind mehrschichtig. Auch andere Banken hätten in der derzeitigen Erholungsphase im Investmentbanking Probleme, ihre Talente zu halten. Nach dem vergleichsweisen Stillstand im Corona-Jahr 2020 gibt es auch einen klaren Nachholeffekt. Es gebe einen riesigen Appetit an Senior-Bankern, hiesst es. Die Versuchung, für mehr Geld und Verantwortung auf die andere «Strassenseite» im Bankenviertel zu wechseln, sei sehr gross.

Zudem dürfte es derzeit nicht allzu schwer fallen, bei der CS auf Fischzug zu gehen. Durch das Debakel mit den geschlossenen Greensill-Fonds und der Pleite der New Yorker Finanzfirma Archegos steht die CS vor einschneidenden Entscheidungen. Nach den Signalen des neuen Bankpräsidenten Antonio Horta-Osorio wird es allerdings noch bis Ende Jahr dauern, bis die Weichen neu gestellt werden. Das wiederum ist im Investmentbanking eine lange Zeit, insbesondere in der derzeitigen Boom-Phase.

Vergangenen April, also einen Monat nach dem Doppel-Debakel um Greensill und Archegos, hatte CS-Chef Thomas Gottstein bereits angekündigt, dass die Bank «für gute Leistungen bezahlen» müsse, und damit Flexibilität bei den Boni in Aussicht gestellt. Mit gemischtem Erfolg, wie sich bisher zeigte.

Weitere Wechsel gemeldet

Zu den jüngsten Abgängen bei der CS zählt laut einem Bericht der Agentur «Bloomberg» Homan Milani, der zur Bank of America wechselt. Er war bei der CS in San Francisco für den Internet-Sektor zuständig. Einem früheren Bericht zufolge geht Max Mesny aus dem Bereich institutionelle Banken als Partner zur Investmentbank-Boutique Perella Weinberg Partners, M&A-Spezialist David Luwisch zu Morgan Stanley und William Young aus dem Industrie-Bereich zur Bank of America.

Auf die Unternehmensseite wechselt Laurence Van Lancker, der Finanzchef beim italienischen Glücksspielunternehmen Lottomatica wird.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.23%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.71%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.97%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.35%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.74%
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