Präsident António Horta-Osório äussert sich erstmals zu seinem strategischen Fahrplan für die Credit Suisse – und erklärt, was er vom Management der Grossbank hält.

Sieben Wochen ist er nun oberster Lenker der Credit Suisse (CS), und es sei eine sehr intensive Zeit gewesen, versicherte Präsident António Horta-Osório der «NZZ» (Artikel bezahlpflichtig). Die Bank habe gewichtige Probleme , die es nun zu adressieren gelte. «Es ist wie ein Rennwagen. Fährt man ihn mit voller Geschwindigkeit auf einer Landstrasse, hat man sicher einen Unfall.»

«Sie sind nicht akzeptabel»

Das Interview erfolgte am Donnerstag, nachdem die Spekulationen über einen Verkauf der Bank sowie eine Reorganisation des Geschäfts hoch gegangen waren, wie auch finews.ch berichtete.

Die Vorkommnisse bei der zweitgrössten Schweizer Bank – gemeint ist das Doppel-Debakel um die geschlossenen Greensill-Fonds und die New Yorker Finanzfirma Archegos – gingen über die meisten Krisen hinaus, die er in seiner Banker-Karriere schon erlebt habe, sagte der Horta-Osório nun. «Sie sind nicht akzeptabel. Deshalb habe ich darauf insistiert, dass das Risikomanagement höchste Priorität bekommt.»

Dass Arbeit auf ihn zukommen würde, wusste «AHO» nach eigenen Worten aber schon früh: «Schon als ich zusagte, mich zur Wahl als Präsident zu stellen, fiel mir eine Reihe von Legacy-Themen auf.»

Wettbewerbsfähig sein

Nun will der gebürtige Portugiese das Tempo aber nicht überstürzen. Mit Entscheidungen könne man erst gegen Jahresende rechnen, führte er zu seiner «strategischen Neupositionierung» der CS aus.

Horta-Osório liess sich dazu auch nicht in die Karten blicken. Zu einer möglichen Schrumpfung der Investmentbank sagte er nur: «Eine grosse Stärke der Bank ist, dass sie auf die Bedürfnisse von Unternehmern und Familien ausgerichtet ist, diese als Kunden ins Zentrum ihres Wirkens rückt und ihnen eine breite Palette von Produkten und Dienstleistungen zur Verfügung stellt.» Man müsse sich nun darüber einig werden, wie diese Kunden am besten bedient werden können und wo die Bank am wettbewerbsfähigsten sei.

Kein Köpferollen?

Überraschend zufrieden gibt sich der neue Präsident mit dem Verwaltungsrat und der bestehenden Geschäftsleitung. Ein Köpferollen ist offenbar (noch) nicht geplant, lauscht man nun seinen Aussagen: «Ich habe Vertrauen in das Team bei der CS.»

Die Bank habe eine Mischung aus erfahrenen und neuen Vertretern im Verwaltungsrat. Das Gleiche gelte für die Geschäftsleitung und für weitere Führungsebenen. «Ich gehe offen auf die Leute zu und bilde mir mein Urteil fortlaufend auf Basis der Fakten.»

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