Wie halten es die Grossbanken mit dem Gold? Pflichtmeldungen zeigen, wie sich die Kunden der UBS und der Credit Suisse bis im Sommer positioniert haben – und warum beim Edelmetall guter Rat teuer ist.

Wenn Grossbanken mit Gold handeln, werden selten schwerbewachte Transporte mit Barren auf den Weg geschickt. Stattdessen greifen die Akteure zu «Papiergold»: etwa in Form von Optionen oder Indexfonds (ETF), die den Verlauf des Unzenpreises abbilden.

Der weitaus grösste und bekannteste dieser Fonds ist der SPDR Gold Shares, dessen Anteile mit physischem Gold hinterlegt sind und an der New Yorker Börse gehandelt werden. Er taugt deshalb als Barometer für die Gold-Affinität der Banken und deren Kundschaft.

Mehr als einen Drittel abgestossen

Einmal im Quartal erfährt die Öffentlichkeit, welche Banken und Investmentgesellschaften am meisten in das Vehikel investiert haben – dann nämlich, wenn die Akteure mit dem so genannten 13F-Formular gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC ihre Wertpapier-Portefeuilles offenlegen müssen.

Das Branchenportal «Goldreporter» hat diese Pflichtveröffentlichungen nun ausgewertet und erstaunlich grosse Bewegungen entdeckt. So trennte sich die Credit Suisse (CS) im vergangenen zweiten Quartal von 37 Prozent ihrer Bestände; das Institut hält nun noch Anteile im Wert von 131 Millionen Dollar. Damit verkaufte die Bank prozentual mehr Fondsanteile als der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock. Die Beteiligung des amerikanischen Finanzriesen sank um 29 Prozent auf einen Gegenwert von 284 Millionen Dollar.

Wilde Schwankungen

Just in die andere Richtung tendierte die CS-Erzrivalin UBS. Sie erhöhte ihre Beteiligung am Fonds in jener Zeitspanne um 4,85 Prozent auf über 1 Milliarde Dollar. Die Grossbank zählt damit nach der Bank of America und Morgan Stanley zu den grössten Investoren des Indexfonds.

Dies, während der Goldpreis selbst im zweiten Quartal massiven Schwankungen ausgesetzt war. So kletterte die Notierung je Unze bis Anfang vergangenen Juni auf über 1’900 Dollar, nur um bis Monatsende auf unter 1’770 Dollar hinab zu stürzen. Auf das Quartal gesehen resultierte ein mageres Rendite-Plus von 3,35 Prozent (siehe Grafik unten).

Gold Tab 500

(Grafik: Swissquote)

Ein Minusgeschäft

Einen weiteren Einbruch erlebte der Goldpreis im August, weshalb seit Jahresbeginn für Goldinvestoren ein Buchverlust von fast 5 Prozent resultiert. Aktuell kostet die Feinunze gut 1'800 Dollar.

In den SPDR Gold Shares investieren die Finanzhäuser typischerweise im Auftrag ihrer Kundinnen und Kunden, wie der Report festhält. Hatte demnach die CS im Rückblick den besseren Riecher und riet der Klientel, rechtzeitig Gewinne mitzunehmen? Ende Juli zeigte sich die CS jedenfalls wieder sehr «bullish» bezüglich des Edelmetalls. «Wir gehen davon aus, dass der Goldpreis Ende 2021 bei 2’000 Dollar liegen wird», gaben die Analysten der Grossbank zu Protokoll.

UBS zuletzt kritisch

Sie begründeten die Prognose mit den sinkenden Anleiherenditen und der weiterhin lockeren Geldpolitik und den damit tiefen Zinsen. Ebenfalls eigne sich Gold weiter als Instrument zur Diversifikation des Portefeuilles, sowohl gegen die hohe globale Verschuldung wie gegenüber den aufstrebenden Kryptowährungen.

Im Gegensatz dazu waren die UBS-Analysten zuletzt kritisch eingestellt. Zur Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) sagten sie Mitte August, dass die Notierungen gegen 1’600 Dollar je Unze fallen könnten. «Wenn wir davon ausgehen, dass sich die Welt zum Besseren verändert – warum brauchen wird dann eine Anlage, die vor allem als Versicherung für Portefeuilles verwendet wird?», fragten die Experten. Der UBS zufolge wären nun Silber und Platin die besseren Investments.

Sicherer Hafen?

Als mittelfristige Gefahren für Gold sehen andere Börsianer die aufkommende Inflation und die Antwort, welche die Notenbanken darauf finden müssen. Zinserhöhungen liegen in der Luft, etwa in den USA, was den Dollar an Wert gewinnen liesse. Das wiederum wäre Gift für den Goldpreis. Anderseits haben die globalen Unsicherheiten zuletzt zugenommen – in der Coronakrise drohen dritte und vierte Wellen, währen die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan zum geopolitischen Brennpunkt avanciert.

Nicht wenige Anleger dürften da Gold wieder als sicheren Hafen schätzen.

Aus dieser Gemengenlage schlau zu werden, dürfte nicht leicht fallen, zumal die Empfehlungen der Banken divergieren. Wer richtig liegt, zeigt sich erst im Nachhinein – wenn die 13F-Formulare für das dritte Quartal ausgewertet sind.