Um die Investmentbank der Credit Suisse musste man sich Sorgen machen. Mit Dutzenden von Abgängen ging eine Menge Expertise verloren. Der neue Chef Christian Meissner ist inzwischen äusserst rege daran, die Teams wieder zu stärken.

Das Vorhaben zielt auf einen der heissesten Markttrends: Die Credit Suisse (CS) verstärkt in der Investmentbank ihr Spac-Team für Europa. Zuletzt habe die CS eine Reihe von Bankern engagiert, um die erwartete Welle von Special Purpose Acquisition Companies (Spacs) in Europa reiten zu können, schreibt das Nachrichtenportal «Financial News» unter Berufung auf interne CS-Quellen.

Spacs waren in den vergangenen 18 Monaten ein Boom-Geschäft für Investmentbanken an der Wall Street; mit Niron Stabinsky verfügt die CS über ein Spac-Mastermind in ihrer Investmentbank. Sie gewann die höchsten Marktanteile.

Spac-Team aufgestockt

Die Spac-Welle ist in den USA inzwischen deutlich abgeebbt. In Europa sind die Erwartungen höher. Team-Chef in Europa ist Omri Lumbroso und ihm zur Seite steht künftig Anurag Agarwal, der von der Citigroup kommt. Das europäische Spac-Team der CS soll zudem mit Junior-Investmentbankern weiter aufgestockt werden.

Lumbroso sagte gegenüber «Financial News«, es sei zwar schwieriger geworden, Spacs an die Börse zu bringen als noch vor ein paar Monaten. Aber die Deal-Pipeline sei dennoch stark.

Ein logischer Nachfolger

Es sind die ersten zuversichtlicheren Stimmen aus der CS-Investmentbank seit Monaten. Im April übernahm Christian Meissner die Leitung von Brian Chin, der das Archegos-Debakel mit einem Verlust von 5 Milliarden Franken nicht hat kommen sehen und darum die Konsequenzen ziehen musste. Der 52-jährige Österreicher war im vergangenen Herbst zur CS gestossen und sollte in seiner Position die Zusammenarbeit zwischen Investmentbank und Wealth Management stärken.

Als Nachfolger von Chin, der bis zum Archegos-Debakel bei der CS eine steile Karriere hatte, war Meissner die logische Wahl. Seit über 25 Jahren arbeitet er im Investmentbanking, startete seine Karriere bei der Deutschen Bank, wurde im Alter von 33 Jahren Partner bei Goldman Sachs, erlebte 2008 bei Lehman Brothers als Co-Chef für Europa hautnah den Untergang der legendären Wall-Street-Bank und wurde nach einem Abstecher zu Nomura  der Chef-Dealmaker bei der Bank of America.

Konkurrenz fackelte nicht lange

Nach seinem Weggang beim US-Riesen kursierte Meissners Name kurzzeitig als möglicher Nachfolger von Sergio Ermotti als Chef der UBS. Einen Platz fand er dann im Verwaltungsrat von Julius Bär, den er aber rasch wieder räumte, als er vor rund einem Jahr das Angebot der CS erhielt.

Als frischer Investmentbank-Chef musste Meissner erstmal tatenlos zuschauen, wie die Konkurrenz die grosse Unsicherheit über die Zukunft der CS und ihrer Investmentbank ausnützte und die besten Leute abwarb. Mit neuen Incentives, in erster Linie mit höheren Löhnen und Bonusversprechen, gelang es der CS, die Abgänge zu stoppen.

Nach Abgangswelle eine Rekrutierungsoffensive

Und seit einigen Wochen gelingt es Meissner wieder, erfahrene Banker an Bord zu holen. Jüngstes Beispiel ist Israel Fernandez von der Deutschen Bank, der nun Co-Chef für Deals mit Finanzinstituten in Europa wird. Ebenfalls in diesen Tagen konnte die CS Mark Filenbaum von Centerview zurückholen; Filenbaum ist Health-Care-Banker und arbeitete schon einmal für die CS.

Meissner scheint nun in erster Linie das Beratungsgeschäft der CS-Investmentbank stärken zu wollen; das Handelsgeschäft der CS gilt als weniger zukunftsträchtig, zumal unter Verwaltungsratspräsident Antonio Horta-Osorio derzeit auch eine grössere strategische Überprüfung im Gange ist.

Halten konnte die CS ihren Chef-Spac-Dealmaker Stabinsky, der allerdings in New York tätig ist. In Europa ist die CS nicht der Spac-Marktleader, diese Position hat J.P. Morgan inne. Aber Meissner will sich mit der CS auf Rang 5 des Spac-League-Table nicht zufrieden geben – der Teamaufbau beweist es.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.6%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.46%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.43%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.26%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.25%
pixel