Das neue Bankenbarometer der Beratungsgesellschaft EY zeigt, dass die Schweizer Bankenwelt ihre Zukunft extrem rosig sieht. Im Brennpunkt sind die Erwartungen für den Hypothekarmarkt.

«Optimismus lautet das Stichwort des diesjährigen Bankenbarometers», sagte Patrick Schwaller, Managing Partner Audit Financial Services der Wirtschaftsberatung EY, am Dienstag anlässlich der Präsentation der jährlichen Umfrageergebnisse unter Schweizer Banken. Was die Berater offenbar selber überrascht: «Von Euphorie dürfte aber angesichts der Margenerosion keine Rede sein», führte der Manager zu den Resultaten der Analyse, die bereits zum zwölften Mal durchgeführt wird, weiter aus.

Hauptgründe für die positive Stimmungslage dürften zunächst die Widerstandskraft der Schweizer Kreditinstitute während der fast zwei Jahre anhaltenden Coronavirus-Pandemie sowie die flächendeckend soliden Jahresabschlüsse der Finanzwelt sein.

Kaum Konkurse

Rund 87 Prozent der befragten Institute erwarten sowohl kurz- als auch langfristig eine positiven Entwicklung des operativen Geschäftes, geht aus dem EY-Bankenbarometer 2022 weiter hervor. Nur schon allein die konstante Zahl bei Firmenkonkursen in der Schweiz verdeutliche dies, so die Berater.

Die eigen Lageeinschätzung unter Schweizer Banken ist damit positiv wie selten zuvor. Die Coronavirus-Krise sei praktisch gemeistert, und die Banken hätten auch kaum Kreditausfälle zu verzeichnen, führte EY weiter aus. Obendrein halte die positive Stimmung an den Kapitalmärkten an.

Druck auf die Zinsmarge in der Region

Einzig Regionalbanken sind laut der Umfrage nicht so optimistisch, weil sich bei ihnen die Erosion der Zinsmarge besonders stark bemerkbar macht. Selbst die Negativzinsen und deren Weitergabe an die Kundschaft sind kaum noch Aufreger.

Besonders auffällig ist bei der Analyse allerdings der Optimismus bei den Wohnungsbau-Finanzierungen, die eigentlich immer als Hochrisiko eingestuft werden. Hierbei spiele, erstens, die stabil tiefe Arbeitslosigkeit und das damit verbundene geringere Ausfallrisiko bei Krediten eine Rolle, so EY.

Immobilienboom auf Höhepunkt

Zudem sorgten, zweitens, attraktive Finanzierungsbedingungen für eine anhaltend gute Nachfrage nach Wohnraum. Und drittens lässt die Preisexplosion bei den Immobilien die Sicherheitspolster bei den ausgegebenen Krediten der Schweizer Banken ansteigen – somit sei hier kein grosser Abschreibungsbedarf in Sichtweite.

Allerdings, schränken die Wirtschaftsexperten ein, dürfte beim Immobilien-Boom so langsam ein Höhepunkt bei den Werten erreicht sein.

Einige Kopfschmerzen bereitet Schweizer Bankmanagern dagegen noch der Strukturwandel. So nennen die befragten Geldhäuser die Digitalisierung sowie die Gewährung der Sicherheit von Ein- und Anlagen besonders häufig als Herausforderungen.

Sparprogramme vertagt

Genau da sehen die Schweizer Kreditinstitute aber auch Potenzial, um neue Erträge zu generieren. Rund 60 Prozent der Schweizer Kreditinstitute gehen davon aus, den Fokus nunmehr auf Wachstum und Innovation legen zu können. Im Vorjahr waren es lediglich 44 Prozent gewesen.

Allem voraus sollen dabei gemäss EY die Einnahmen aus der persönlichen Beratung und Betreuung der Kunden sowie – aufgrund der ganzen Cyber-Attacken – aus der Sicherung der Vermögen steigen.

Ein weiteres unbeliebtes Thema scheint ebenfalls fast vollständig aus dem Vokabular der Schweizer Banken verschwunden zu sein, was wahrscheinlich auch eine gute Portion des neuen Optimismus begründet. Die Rede ist von Sparprogrammen – im Vorjahr hatte noch 46 Prozent der Banken angegeben, Kostenreduktionen in den Vordergrund zu stellen. Nunmehr sind es gerade einmal noch 19 Prozent der befragten Geldhäuser.

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