Jamie Dimon, der CEO der weltgrössten Bank J.P. Morgan, rechnet mit einem hohen, aber nicht besorgniserregenden Verlust durch das Ende des Russland-Geschäfts. Der Ukraine-Krieg müsse weitreichende politische und wirtschaftliche Konsequenzen haben.

J.P. Morgan-CEO Jamie Dimon hat in seinem jährlichen Brief an die Aktionäre erstmals das Ausmass der Schäden beziffert, das die US-Bank durch ihr Russland-Engagement erleidet. Er rechnet damit, dass das Finanzinstitut dadurch rund 1 Milliarde Dollar verlieren könnte, und betonte gleichzeitig, dass dies ihn nicht beunruhigen würde. Einzelheiten oder einen möglichen Zeitrahmen für die Schäden nannte er jedoch nicht.

Dimon erwartet aber sekundäre Auswirkungen auf Unternehmen und Länder. Der Krieg in der Ukraine werde die Weltwirtschaft verlangsamen und die Geopolitik für Jahrzehnte beeinflussen. «Wir sehen uns mit Herausforderungen auf Schritt und Tritt konfrontiert: eine Pandemie, noch nie dagewesene Regierungsmassnahmen, eine starke Erholung nach einer tiefen globalen Rezession, eine stark polarisierte US-Wahl, steigende Inflation, ein Krieg in der Ukraine und dramatische Wirtschaftssanktionen gegen Russland», sagte er.

Konsequenzen gefordert

In seinem Brief forderte der Chef der nach Vermögenswerten grössten US-Bank von den Vereinigten Staaten zudem politische und wirtschaftliche Konsequenzen. Man stehe vor einer Richtungsentscheidung. Die USA müssten über den privaten und öffentlichen Sektor hinweg daran arbeiten, wieder eine Führungsrolle zu übernehmen. Dazu zähle auch, die amerikanische Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und den gleichberechtigten Zugang zu Chancen für alle zu ermöglichen.

Die USA müssten ihre militärische Präsenz in Europa verstärken. Auch wiederholte er seine Forderung, dass die USA einen Plan zur Gewährleistung der Energiesicherheit entwickeln müssten, für sich selbst und ihre Verbündeten.

Möglichkeit eines längeren Krieges

«Amerika muss auf die Möglichkeit eines längeren Krieges in der Ukraine mit unvorhersehbarem Ausgang vorbereitet sein. Wir sollten uns auf das Schlimmste vorbereiten und auf das Beste hoffen», schrieb er.

Auch richtet Dimon seinen Blick nach China. Die Vereinigten Staaten sollten ihre Lieferkette umgestalten, um sie auf Zulieferer innerhalb der Vereinigten Staaten zu beschränken oder nur «befreundete Verbündete» einbeziehen. Auch sollten die USA der Transpazifischen Partnerschaft (TPP) beitreten.

Die Anzahl Zinserhöhungen der Federal Reserve «könnte deutlich höher ausfallen als am Markt erwartet».

Bilanz ist eine «Festung»

Die Bilanz von J.P. Morgan sei derzeit so robust, dass man Verluste von 10 Milliarden Dollar oder mehr verkraften könne und «immer noch in sehr guter Verfassung» sei. Er habe mehr als ein Jahrzehnt daran gearbeitet, die, wie er es nennt, «Festungsbilanz» (fortress balance sheet) aufzubauen.

Auch an den geplanten Ausgaben hält er fest. Die Investitionen in Technologie werden in diesem Jahr um 2 Milliarden Dollar steigen, sagte Dimon. Auch die Kampagnen zur Stärkung einiger Regionen und Bereiche soll fortgesetzt werden.

Die Bank werde die Aktienrückkäufe im nächsten Jahr reduzieren, um die geforderten Kapitalerhöhungen zu erfüllen, «und weil wir einige gute Akquisitionen getätigt haben, von denen wir glauben, dass sie die Zukunft unseres Unternehmens verbessern werden».

J.P. Morgan hat in den vergangene 18 Monaten fast 5 Milliarden Dollar für Übernahmen ausgegeben. Das werde die «zusätzlichen Investitionskosten» in diesem Jahr um etwa 700 Millionen Dollar erhöhen, sagte Dimon.

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