Viele Bankkunden aus dem wichtiger werdenden Private-Banking-Segment sind offen für eine Vermögensberatung. Sie werden aber häufig im Stich gelassen, so der Befund einer neuen Schweizer Studie. Das Ausland ist teilweise weiter.

Im Bankenland Schweiz mit seinen über 200 Instituten ist die Auswahl an Bankdienstleistungen eigentlich gross. Dieses breitgefächerte Angebot wird aber nicht überall gleichermassen genutzt.

Zwar möchte rund die Hälfte der Schweizer Bankkunden aus dem oberen Mittelstand über alle ihre Vermögenswerte und ihre allgemeine Finanzsituation hinweg umfassend beraten werden. Doch nimmt nur ein Bruchteil der Kundschaft – im Schnitt lediglich 5 Prozent – tatsächlich eine ganzheitliche Beratung in Anspruch oder erhält überhaupt ein Angebot dazu.

Geheimniskrämerei ist vorbei

Zwischen Anspruch und Realität im hiesigen Banking mit der vermögenden Kundschaft klafft demnach eine eklatante Lücke. Dies ist der ernüchternde Befund einer Befragung der Beratungsfirma Simon-Kucher bei 200 Bankkunden mit einem investierbaren Vermögen von über 1 Million Franken.

Dass die Zurückhaltung der Kundschaft so gross ist, kann nicht an der sprichwörtlichen Schweizer Diskretion liegen. Jedenfalls geben 70 Prozent der Befragten an, ihrer Hausbank ohne Bedenken ihre gesamte Vermögenssituation offenzulegen.

Zu wenig Mehrwert

Angezweifelt wird in der Umfrage vielmehr die Beratungsqualität. Drei Viertel der Befragten und etwas mehr der über 65-Jährigen können für sich keinen Mehrwert erkennen. Gleichzeitig glauben rund ein Drittel und bei den Älteren sogar 60 Prozent, dass Kundenberater voreingenommen sind und lieber eigene Produkte verkaufen. Kaum Vorbehalte gibt es hingegen beim Fachwissen, halten doch lediglich 5 Prozent den Kundenberater oder die Kundenberaterin für zu wenig kompetent.

Wie die Beratungsgesellschaft unterstreicht, müssen die Banken im Privatkunden-Geschäft auch bei den bestehenden Prozessen und Organisationen über die Bücher. Üblicherweise werden die Kunden in die Segmente, «Execution Only» (Dienste auf Anweisung), «Advisory» (Beratung) und «Discretionary» (Mandat an die Bank) unterteilt.

Diese Gruppierung hat insofern wenig mit einer ganzheitlichen Betrachtung zu tun, als lediglich jener Vermögensteil des Kunden berücksichtigt wird, der bei einer einzigen Bank liegt. Gemäss Angaben von Simon-Kucher bringt es eine Person aus den untersuchten Segmenten auf durchschnittlich 4 bis 5 Bankbeziehungen.

Vorbild USA

In der Schweiz fehlt diese Gesamtschau im Vergleich zur Konkurrenz häufig, heisst es weiter. In den USA sei diese Gesamtkundensicht hingegen seit Jahrzenten in der Beratung zentral verankert.

Nach Ansicht der Berater haben die Schweizer Vermögensverwalter allerdings gute Chancen, diesen Nachteil wettzumachen. Weil die Institute ein grosses Mass an Fachwissen gerade im Bereich Finanzplanung in ihren Häusern versammeln, müssten diese Kompetenzen lediglich breiter zugänglich und in den «Standard-Beratungsprozess» einer jeden Kundenbeziehung eingebaut werden.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.39%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.19%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.95%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.26%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.21%
pixel