Die Schweiz war schon immer ein Magnet für die Superreichen. Vor allem in den letzten zwei Jahren sind immer mehr Familien mit ihrem Vermögen in das Land gezogen. Die General Market Managerin der Citigroup für die Schweiz erzählte finews.ch, wer hierher kommt und warum.

Laurence Mandrile, die seit zwanzig Jahren im Private Banking der Citigroup arbeitet, hat die Migrationsmuster der Reichen der Welt genau beobachtet. Seit ihrem Eintritt in die Genfer Niederlassung im Jahr 2019 beobachtet sie eine «steigende Nachfrage der sehr vermögenden Familien, die aus Sicherheitsgründen von der Schweiz aus betreut werden wollen, insbesondere nach der Corona-Epidemie». Dabei würden neben der Sicherheit und der Währungsstabilität auch das Bildungswesen, die Gesundheitsversorgung und die Landschaft als Pluspunkte der Schweiz gewertet.

Mandrile hatte schon zuvor einmal in der Schweiz gelebt. Vor drei Jahren war sie dann kurz vor der Corona-Pandemie als Leiterin der Schweizer Privatbank der Citigroup zurückgekehrt.

Swiss Onshore

In das Schweizer Onshore-Geschäft der Citigroup mit Niederlassungen in Genf und Zürich fliesse neues Geld. Die Dienste der Bank richten sich an Schweizer Staatsangehörige und Gebietsansässige mit einem Mindestnettovermögen von 25 Millionen Franken sowie in die Family Offices.

Family Offices würden eine wichtige Rolle in den weltweiten Private-Banking-Aktivitäten der Citigroup spielen, betont Mandrile. Die Bank bringe die Mitglieder des aus 1’500 Family Offices bestehenden Netzwerks regelmässig zusammen, um Fachwissen auszutauschen. Dabei gehe es oft um Themen wie Generationenwechsel oder Vermögenstransfer.

Zusammen mit den Zentren in London, Jersey und Luxemburg fällt das Schweizer Buchungszentrum unter das EMEA-Dach der Citigroup und ist für 20 Prozent der in der Region gebuchten Vermögen verantwortlich.

Buchungszentrum für Nahen Osten

Obwohl der Brexit, der Anfang 2020 in Kraft trat, es für britische Bürger schwieriger machte, einen Schweizer Pass zu bekommen, hielt das einige der superreichen Kunden der Bank nicht davon ab, in das Alpenland zu ziehen. Die diesjährige politische Instabilität und die hohe Inflation im Vereinigten Königreich hätten den Trend nur noch verstärkt.

Das Schweizer Buchungszentrum der US-Bank betreut auch Kunden im Nahen Osten - eine Region, die laut Mandrile «grosse Chancen angesichts des aktuellen Ölpreises und der Energiekrise» bieten.

Die Kunden würden sich von der US-Bank angezogen fühlen, nicht nur wegen ihrer Stellung am Markt, sondern auch, weil ihr Schweizer Buchungszentrum «die erste Wahl für den Nahen Osten bleibt», so Mandrile.

Starke Geldflüsse

Das Schweizer Buchungszentrum bilde auch einen Anziehungspunkt für chinesische Kunden, die in den letzten zwei Jahren einen grossen Teil des aus Asien stammenden Vermögens ausmachen. Unter ihnen seien einige, die enge Verbindungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten haben. Diese Kunden könnten frei wählen, ihren Wohnsitz nach Dubai oder Abu Dhabi zu verlegen, während ihr Vermögen von Genf aus verwaltet wird, sagte sie.

Insgesamt zeichne sich die Schweiz als besonders wirtschaftsfreundlich aus, was zum Teil auch der Grund dafür sei, dass US-amerikanische Familien in den letzten Jahren immer wieder hierher gekommen seien, fügte sie hinzu.

Zurück zum Handel

Nach der Covid-Pandemie seien viele Privatpersonen, die sich oder ihre Family Offices in der Schweiz niedergelassen hatten, bereit gewesen zu investieren. Aber dann kam der Krieg und hielt die Kunden erneut auf Abstand. «Erst in den letzten Monaten sind die Kunden wieder in den Handel eingestiegen», so Mandrile.

Angesichts der unsicheren und sich verändernden Dynamik der letzten 12 Monate musste die Bank «die Art und Weise, wie wir investieren, mehrmals anpassen», fügte sie hinzu. Sie rät den Kunden, «den Kern ihres Vermögens investiert zu lassen und die Qualität ihrer Anlagen zu erhöhen».

Während dieser Zeit sei für europäische Anleger die beste Absicherung der US-Dollar gewesen, der allein durch die Währung eine positive Performance von 10 Prozent aufwies, während sichere Instrumente wie Investment-Grade-Einkommen nicht funktionierten", sagte sie.

Die Renditen sind zurück

Die Citigroup konzentriere sich nun darauf, die Vermögensaufteilung ihrer Kunden zu überprüfen und dabei einen genauen Blick auf die Renditen zu werfen, die bei den festverzinslichen Wertpapieren ein Comeback erleben. Darüber hinaus habe man beobachten können, dass einige Kunden zu Rohstoffen, insbesondere Energie, und illiquiden Märkten wechseln.

Eine kürzlich von der Citigroup durchgeführte Studie zu diesem Segment ergab, dass Family Offices über 35 Prozent ihres investierten Vermögens in illiquiden Märkten halten, und zwar über Direktinvestitionen, Immobilien und Private-Equity-Fonds. Bei den alternativen Anlagen habe die Citigroup den Vorteil, dass sie ihren Kunden direkte Private-Equity-Anlagen in US-amerikanischen und globalen Geschäften anbieten könne.

Ein Bereich, um den sich die Schweizer Konkurrenz jedoch keine Sorgen machen muss, ist der Retail-Sektor. Die US-Bank ziehe es vor, dort aktiv zu bleiben, wo sie einen Wettbewerbsvorteil habe. Darum habe man keine Retail-Präsenz in der Schweiz, wie sie sagte.

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