Die Standesorganisation CFA Society fährt schweres Geschütz gegen die Zunft der Vorsorge-Berater auf. Besonders stört sie sich an deren zuweilen heiklen Doppel-Rollen.

Mit über 144 Niederlassungen und 120'000 Mitgliedern weltweit ist die Gesellschaft der Chartered Financial Analysts (CFA) eine Kraft, mit der im Finanzwesen zu rechnen ist. In der Schweiz, wo die Standesorganisation rund 2'600 Mitglieder zählt, trägt sie ihre Anliegen bei Bedarf bis an die höchsten Stellen in Bundesbern.

Meist agiert die CFA Society Switzerland im Hintergrund und fokussiert auf die Ausbildung und auf die Verbesserung von Qualitätsstandards am Finanzmarkt. Umso mehr muss es erstaunen, wenn sie plötzlich die Stimme erhebt. Noch dazu zu einem so brisanten Thema wie der beruflichen Vorsorge in der Schweiz.

Torwächter im Visier

Im Rahmen der von ihr organisierten Swiss Pensions Conference legte die CFA Society den Finger ausgerechnet auf einen besonders heiklen Punkt: Die Rolle von Beratungsfirmen wie etwa PPCmetrics, Ecofin oder Complementa, die gemeinhin als «Torwächter» zwischen den Kassen-Stiftungsräten und der Welt der Vermögensverwalter fungieren.

Die Herausforderungen an die Schweizer Pensionskassen und damit auch die Anforderungen an die Stiftungsräte stiegen, stellt die CFA Society fest. Die Rolle der Berater werde damit wohl noch bedeutender. Entsprechend müsse die Vergabe von Mandaten noch effizienter und interessenneutraler erfolgen, als es derzeit der Fall sei.

Blindes Vetrauen lohnt nicht

Doch da liegt laut der Standesorganisation offenbar einiges im Argen. Daten über die Empfehlungen grosser Pensionskassen-Beratungsfirmen zu Investments in den US-Aktienmarkt zeigten nämlich, dass es sich kaum lohne, den Beratern blind zu vertrauen. «Eine Untersuchung mit Daten von 2009 bis 2011 ergab, dass weltweit führende Berater bei der Selektion der Anlagemanager im Schnitt keinerlei Mehrwert erzielten, sondern eher das Gegenteil», warnt die CFA Society.

Gegenüber finews.ch sagte Christian Dreyer (Bild), Geschäftsführer der CFA Society Switzerland: «Die Resultate der Studie lassen sich zwar nicht telquel auf den Schweizer Markt übertragen. Aber ich sehe keinen Grund, warum die Tendenz hierzulande nicht ähnlich sein sollte.»

Daten blockiert

Zudem berichtet er, wie unangenehm den Beratern die Resultate der Studie im Nachhinein waren. «Die Datenlage ist inzwischen noch schlechter geworden, weil die Berater als Reaktion auf die Studie hin keine Daten zu ihren Empfehlungen mehr herausgeben wollen», sagt Dreyer.

Doch die CFA Society fährt noch wesentlich schwereres Geschütz auf: Sie wirft der Berater-Zunft in der Schweiz gar potenziell «inakzeptable Interessenskonflikte» vor. Denn weiterhin sei es den Beratern hierzulande erlaubt, Anlagen und Vermögensverwalter zu empfehlen und gleichzeitig das Investmentcontrolling auszuführen.

Umstrittene Selbstkontrolle

«Der Interessenskonflikt, dass Berater Investmentmanager auswählen und diese Wahl gleich selber kontrollieren, besteht meines Wissens allein in der Schweiz», doppelt Dreyer auf Anfrage nach. In anderen wichtigen Märkten seien diese Aufgaben auf verschiedene Anbieter verteilt. «Umso wichtiger ist es, dass sich die hiesigen Pensionskassen dieses Interessenkonflikts bewusst sind und ihn beseitigen», fordert der CFA-Geschäftsführer.

Immerhin werde das in der Schweiz inzwischen von den grossen Vorsorgeeinrichtungen erkannt.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.81%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.88%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.3%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.67%
pixel